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14.12.2020

Gut besuchter Gottesdienst auf dem Anger


Sie gestalteten den Gottesdienst auf dem Anger mit Worten und Musik

von Petra Bordfeld

Lektorin Doris Ebeling hatte die Idee, in den frühen Abendstunden zum Gottesdienst auf dem neu gestalteten Anger in Wulften zu einem zu laden, dessen Predigt sich um das Thema „Geduld“ drehen sollte. Der Kirchenvorstand sowie der Küster standen ihr bei den Vorbereitungen voll zur Seite. Und sie durften sich darüber freuen, dass zahlreiche Bürger gekommen waren, um dieser nicht alltägliche liturgische Feier beizuwohnen. Dabei wurde selbstredend auf den Abstand geachtet.

Die Augen fielen aber auch auf die kleinen Wichtelsäckchen, die zwischen zwei Bäumen an einer gespannten Leine hingen. Sie sollten aber nicht nur ein Blickfang sein, denn jeder Gottesdienstteilnehmer durfte sich am Ende für den Nachhauseweg eines mitnehmen. Da unter freiem Himmel auch Lieder angestimmt werden durften, so die Mund-Nase-Maske richtig saß, waren Hinrich und Martina Grünhagen gekommen, um mittels Keyboard und Flöte für den musikalischen Rahmen zu sorgen.

Doris Ebeling betonte, dass in diesem Jahr vieles anders ist. „Manche Sachen, die wir normalerweise in der Adventszeit machen, sind diesen Winter nicht möglich“. Manchmal habe sie den Eindruck, dass vorweihnachtliche Stimmung und der Corona-Alltag dicht beieinander stünden. Auf der einen Seite gebe es das Adventliche, Gemütliche sowie die Sehnsucht nach Wärme und Geborgenheit. Auf der anderen Seite könne die Realität im Corona-Jahr nicht übersehen werden. Die Kontaktbeschränkungen, die Einsamkeit, die Erfahrungen der letzten Monate; die Infektionszahlen und die Angst, dass die bestehenden Regeln nochmal verschärft werden könnten, brächten auch die zunehmende gesellschaftliche Spaltung mit sich.

„Aber einiges geht auch in diesem Jahr, trotz Corona: Wir können Plätzchen backen, Weihnachtsfilme ansehen, Stollen essen, alles weihnachtlich dekorieren, Tee oder Kaffee trinken und zur Ruhe kommen“.

Für das eine und das andere bräuchte man Geduld. Man warte schließlich nicht nur geduldig aufs Weihnachtsfest, sondern auch darauf, dass die Theater, die Gaststätten und Restaurants wieder öffnen, oder dass man sich mal wieder mit mehr als fünf Menschen unbeschwert treffen könnte. Die Lektorin stellte die Frage: „Wir warten, aber sind wir geduldig?“ Während Geduld wirklich eine Tugend ist, dürfte die Ungeduld wohl insgesamt viel verbreiteter sein.

Das Weihnachtsfest mutet dieses Jahr weniger gemütlich und kuschlig an, man werde wohl draußen stehen, wie die Hirten auf den Feldern, werde frieren, wie Maria und Josef unterwegs, werde wenig Licht haben, wie die heilige Familie im Stall und Listen führen müssen, wie die Könige damals. „Nur wollen wir nichts zählen, sondern Infektionsketten nachvollziehen können“.

Das Leben sei so unübersichtlich geworden, dass manche sich nach den guten alten Zeiten zurücksehnen. Corona hat in den letzten Monaten so einiges im persönlichen und privaten Leben. Durcheinandergewirbelt, auch für die Menschen in Wulften, so die Lektorin.

„Ich denke, vielleicht kann uns die Adventszeit in seiner diesjährigen Ruhe tatsächlich so etwas wie Besinnlichkeit schenken“, so Doris Ebeling „Gerade weil wir nicht alles verstehen, weil es nicht auf alle Fragen eine Antwort und für jedes Problem eine Lösung gibt, braucht es Geduld“.

Und solange es durch dieses unübersichtliche Gelände geht, was Leben heißt, sollte man doch geduldig sein und die kleinen Zeichen der Hoffnung, Licht im Herzen und im Lächeln des anderen wahrnehmen.

Bevor sich alle auf den Heimweg machten, sparten sie nicht mit Applaus für die beiden Musikanten. Im Prinzip war aber zu vernehmen, dass er auch der Lektorin galt. Denn sie hatte allen aus dem Herzen gesprochen.

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Zu dem Gottesdienst unter freiem Himmel hatten sich viele Interessenten eingefunden

Nach dem Gottesdienst nahmen sich die Teilnehmer gerne ein Wichtelsäckchen von der Leine ab.

 

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