Kultur

03.11.2020

Hohe Brillanz auch in kleinerer Besetzung


Die Sopranistin Miriam Meyer (rechts) mit dem Barockorchester Camerata Allegra.

Zum Reformationstag hatte die Musikgemeinde Osterode zu einem Konzert mit dem Barockorchester Camerata Allegra und dem Herzberger Kammerchor in die St.-Jacobi-Schlosskirche eingeladen.

von Herma Niemann

Osterode. Seit März, zu Beginn des ersten Lockdowns wegen der Corona-Krise, musste auch die Musikgemeinde Osterode auf alle ihrer geplanten Konzerte verzichten. Und nun sollte auch gleich das erste nach dieser langen Zeit für den Reformationstag angesetzte Konzert zugleich erst einmal wieder das letzte in der Reihe sein.

Die Mitwirkenden an dem Samstagabend in der St.-Jacobi-Schlosskirche waren der Herzberger Kammerchor, das Barockorchester Camerata Allegra mit der Konzertmeisterin Claudia Randt sowie die Sopranistin Miriam Meyer und der Bass Sebastian Myrus unter der Gesamtleitung von Jörg Ehrenfeuchter.

Zu hören waren drei Kantaten von Johann Sebastian Bach BWV (Bachwerkeverzeichnis) 52 „Jauchzet Gott in allen Landen“, BWV 49 „Ich geh und suche mit Verlangen“ und BWV 59 „Wer mich liebet, der wird mein Wort halten“. Die Texte von Bachs Kantaten entstammen der Bibel oder dem Gesangbuch.

Die Kantate „Jauchzet Gott in allen Landen“ stellte sowohl an die Sopranistin Miriam Meyer als auch an die Trompete eine besondere Herausforderung, galt es doch in beiden Fällen, das Hohe C virtuos zu interpretieren. Trompete und Sopran harmonierten perfekt in der Arie, wodurch sich der typische, festlich klingende und barocke Charakter entfalten konnte. Es folgte das nachdenklich-melancholische Rezitativ, das zwar getragen, aber nicht weniger schwungvoll wie die Eingangs-Arie zu hören war. Das Stück steigerte sich langsam zunächst bis zum Choral, wobei sich dann in der Abschluss-Arie, sich die aufeinanderfolgenden „Allelujas“ scheinbar vor Freude zu überschlagen schienen.

In der folgenden Kantate „Ich geh und suche mit Verlangen“ stach besonders der Dialogcharakter zwischen der „gläubigen Seele“, verkörpert durch den Sopran, und Jesus als Bass (Sebastian Myrus) hervor. Ausdrucksstark agierten die beiden Solisten wie in einer Art Liebeslied, nur im biblischen Sinne: Eine bezaubernde und anmutende Präsentation der Vereinigung der Seele mit der christlichen Gestalt.

Zunächst mit „Pauken und Trompeten“ begann die Kantate „Wer mich liebet, der wird mein Wort halten“. Auch in diesem Werk agierten Sopran und Bass zunächst im Duett. In dieser Kantate verheißt Jesus seinen Jüngern das Kommen des Heiligen Geistes. Sie endet im Choral, bei dem Meyer und Myrus von zwei weiteren Sängern des Herzberger Kammerchores perfekt unterstützt wurden.

Krönender Abschluss des Abends war der verkleinerte Auftritt des Herzberger Kammerchores mit der Chormotette „Ich lieg und schlafe ganz in Frieden“ von Johann Christoph Friedrich Bach (Sohn von Johann Sebastian Bach).

Auch in kleinerer Besetzung brillierten die agierenden Ensembles mit Hochglanz, sodass dem musikalischen Genuss nichts im Wege stand. Im Gegenteil ging es vielleicht den meisten Gästen an dem Abend so, dass aufgrund der hochkarätigen Aufführung sämtliche Sorgen um die Corona-Pandemie und steigende Fallzahlen zumindest für anderthalb Stunden einmal wie weggeblasen schienen.

Aufgrund der geltenden Hygiene- und Abstandsregelungen blieben die ersten vier Sitzreihen unbesetzt sowie von den nachfolgenden jede zweite, sodass die Anzahl der Gäste überschaubar war. Jörg Ehrenfeuchter nahm es mit Humor und einem Augenzwinkern: „Es freut mich, dass wir heute Abend ein ausverkauftes Haus haben“.


Der Bass Sebsatian Myrus (links) mit dem Barockorchester Camerata Allegra.

 

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