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30.10.2020

Jenni schreibt nicht nur im und fürs Märchental Geschichten


...von Petra Bordfeld

Jennifer Maria Tronniers, Freunde nennen sie Jenni, erblickte vor fast 70 Jahren als Gerd das Licht der Welt. Und als Vertreter des männlichen Geschlechts hat sie filmreife Aktionen auf die Beine gestellt. Das sollte sich auch nicht ändern, seit dem sie die Welt als Jenni erlebt.

Sein und ihr Leben ist aber nie auf Celluloid festgehalten worden. Dafür hat sie mittlerweile immer einen Block und einen Stift dabei, um die Realität und ihre Fantasie auf Papier zu bannen. Da alle ihre Kurzgeschichten in unterschiedlicher Länge kein Tagebuch sind, sondern ein Werk für alle werden soll, die gerne lesen, ist sie noch immer auf der Suche nach einem Verleger.

Mit ihrer Suche nach dem Abenteuer hat sie allerdings schon als 14 jähriger Gerd begonnen. Denn der begab sich auf den Bremer Flughafen nicht etwa, um den beflügelten Maschinen bei Start und Landung zuzuschauen, sondern um das Segelfliegen zu erlernen.

Voller Stolz erinnert sie sich als einstiges Mitglied einer Haltergemeinschaft an die große Welle, die er in der Höhe von 5 000 Metern geflogen ist, und dass seine längste Hin- und Zurück-Stecke 225 km betragen hatte. Heute sei das nicht mehr sehr viel, aber zu seiner Zeit bemerkenswert.

Jenni hat übrigens auch für das FS-Magazin, einer Fachzeitschrift für Flugsimulatoren, Berichte geschrieben. Außerdem hängen all die Segelflugzeugtypen, die er geflogen hat, bei ihr als Mobiles unter der Decke. Und sie fertigt aktuelle Modelle für Mitglieder aus dem FSC e. V. Hamburg (Flight Simulator Club). Virtuelles online Fliegen steht ebenfalls auf ihrem Plan.

Mit 27 Jahren hat er das Segelfliegen aufgegeben, weil Familie und Hausbau wahren wichtiger waren. Schließlich lief er im Herbst 1977 das erste Mal in den Hafen der Ehre ein. Mit 28 baute er in Ohlenstedt bei Osterholz-Scharmbeck nähe Bremen sein Haus in zumeist Eigenleistung auf, drei Jahre später sollte die Scheidung dafür sorgen, dass nicht nur die Frau, sondern auch das Haus weg war.

Die zwei Kinder jedoch nicht, so wurde er alleinerziehender Vater und war von 1985 bis 2011 im Landesverband „Alleinerziehender Mütter und Väter“ in Bremen vertreten. Die letzten zwölf Jahre hatte er sogar das Amt des ersten Vorsitzenden inne und war auch Mitglied im erweiterten Bundesvorstand. 2012 erhielt sie eine Einladung von Bundeskanzlerin Angela Merkel ins Kanzleramt in Anerkennung seiner Tätigkeit für Alleinerziehende war das absolute Highlight.

Nach zwei Jahren der Verschnaufpause machte er als 36 jähriger sowohl den Sportbootführerschein, den Segelschein für Binnengewässer und den BR-Schein für Küstenschifffahrt. Die Führerscheinvielfalt hatte zur Folge, dass er mit seiner zweiten Familie auf der Weser von Bremen aus bis in die Nordsee gesegelt war. Die Ziele hießen unter anderem Norderney, Borkum und Helgoland. Die Küste vor den Niederlanden wurde ebenfalls bis nach Amsterdam entlang geschippert. Und das alles geschah nicht bloß in ein und demselben Boot, mal wurde mit eigenen Segelbooten sechs Meter Einmaster und mal ein zehn Meter langer Zweimaster „geentert“.

Nach der Segelzeit wollte seine Frau Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrtausends in den Sattel steigen. Während er sich für den seiner geliebten 250er Honda entschied, suchte seine Frau das Glück der Erde auf dem Rücken eines eigenen Pferdes. Irgendwann wollte auch er wissen, ob etwas an dem Sprichwort dran ist.

Besagtes Glück sollte allerdings nicht für seine zweite Ehe gelten, denn 1995 erfolgte die zweite Scheidung. Zwei Jahre später gab sie den inneren Druck nach, dazu zu stehen, dass sie als Frau in dem falschen Körper geboren wurde. Und ihr Weg sollte von Bremen nach Tettenborn führen. Dort wollte nämlich sein Sohn aus der zweiten Ehe als gelernter Koch ein Restaurant eröffnen. „Ich kam mit Sack und Pack sowie vier Katzen mittels Transporter und Anhänger, um die Gaststätte auf Vordermann zu bringen“. Allerdings sollte das Vorhaben zum Scheitern verurteilt sein. Denn einen Tag nach Jennis Ankunft wurde die Wohnung gekündigt, und das Restaurant war plötzlich auch nicht mehr zu verpachten.

Allein wegen ihrer vier Stubentiger wollte sie sich nicht unterkriegen lassen, sondern machte sich auf die Suche nach einer anderen Wohnung. Zuerst wollte sie ihre Zelte in Göttingen aufschlagen, da vernahm sie vor etwa vier Jahren den Ruf von Bad Grund. Denn im Internet war die Rede von einer Wohnung in der Bergstadt, für die neue Mieter gesucht wurden. Sie meldete sich und bekam den Zuschlag.

„Ich habe mich ganz schnell in diese Gemeinde und die Berge verliebt“. Mittlerweile kennt sie ihm Prinzip auch jeden Stolperstein, Denn ihr kam irgndwann die Idee, zu walken. „Auf vier Beinen trage ich auch die Zeitung aus", schmunzelt sie. Denn ihre anderen beiden Beine sind nun mal die Walkingstöcke. Die rund 15 Kilometer pro Tag haben eine weitere Idee aufkommen lassen: Sie wollte in zwei Jahren, dem Jahr, in dem sie 70 wird, am Walking-Wettbewerb für Senioren teilnehmen. Sie hofft, dass dann die Corona-Pandemie der Vergangenheit angehört, und ihr nicht einen Strich durch die sportliche Rechnung machen wird.

Das Ausbremsen durch Corbit 19 führte allerdings dazu, dass sie Block und Stift dabei hat. Denn erstmals schrieb sie bereits vor rund 30 Jahren Geschichten auf, die sich mit ihren Segeltörns und ihre Katzen beschäftigen. Eine Liebeserklärung zu ihrem Motorrad fehlt auch nicht.

Mittlerweile schreibt sie ihre Erlebnisse auf, die sie auf den Wandertouren erfährt. Dabei übernimmt nicht selten ihre Fantasie die Regie. „Man muss der Fantasie freien Lauf lassen, und über diese Wesen auch Geschichten schreiben, denn nur darin zeigen sie sich“. Beim Walken und Schreiben kam sie auch am Märchental Bad Grund vorbei. Dort traf sie auf die beiden Pächter Sarah Hoffmann und Gordon Dammeyer, kam mit ihnen ins Gespräch und zählt mittlerweile zu den Dauergästen, hilft auch bei der Reparatur der Märchenhäuser und auch, wenn Not am man, äh Frau ist, „Ich bin schließlich immer da, wenn das Märchental geöffnet hat, mir fallen dort immer wieder neue Kapitel ein für mein Buch ein.“

Wie es dazu bekommen ist? In dem Moment, wo sie dort reinging, sei ihr die Idee gekommen, dass sie ja ihr Buch mit dem Märchental verbinden könnte, in dem sie schließlich die Hüterin der Schattentiere ist.

Jetzt fehlt ihr halt nur noch ein Verlag, der ihre Geschichten bundesweit herausgibt, in denen sie übrigens ein Suchspiel verankern möchte. Der Leser, welcher die meisten Punkte zusammen bekommt, sollte dann als Gewinn ein Wochenende in Bad Grund verbringen dürfen. „Geldgeber müssten sich doch finden lassen“, so die Hobby-Autorin.


Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:


 

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