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07.10.2020

Bombenangriff auf "Werk Tanne" am 7.Oktober 1944


Der Eingang des alten Bergwerksstollen, der während des zweiten Weltkrieges als Luftschutzbunker diente

Ein Zeitzeuge erinnert sich ziemlich genau daran

Von Otto Schönfelder, der seinerzeit in Lerbach wohnte:

Es war klarer, wolkenloser Herbsttag. Wir Kinder hatten Schulferien und spielten unbeschwert auf dem Platz vor dem Gasthaus "Glück-Auf" in Lerbach. Im Volkmund hieß er "Querkrugsplatz" Dann gab es kurz vor Mittag Fliegeralarm. Das war nichts Ungewöhnliches, denn in den letzten Kriegsjahren waren fast jeden Tag und jede Nacht schwere amerikanische und britische Bomberverbände im Anflug auf deutsche Städte, die sie eine nach der anderen in Schutt und Asche legten.

An diesem Tag nahm das kein Ende. Ein Kampfverband nach dem anderen überquerte mit seiner Vernichtung bringenden Fracht den Harz in östliche Richtung. Wir hatten kaum Angst und gingen nicht einmal in den Lutftschutzbunker, der sich gleich gegenüber dem Gasthaus befand, sondern beobachteten die Flugzeuge, die in großer Höhe flogen. Etwas niedriger kreisten die feindlichen Jagtflugzeuge, die die letzten wenigen deuschen Abfangjäger auf Distanz zu den Bombern hielten.

Auf einmal drehte ein großer Kampfverband um und flog in westliche Richtung auch wesentlich niedriger als die anderen. Als dann plötzlich eine Rauchsäule zu sehen war riefen wir laut "Hurra", in dem Glauben man hätte einen Bomber abgeschossen ohne zu ahnen, dass dieses das Zeichen des Leitflugzeuges zum Bombenabwurf war. Dann sahen wir noch die vielen Bomben die im hellen Sonnenlicht silbern glitzerten.

Als kurz darauf ein fürchterliches Dröhnen die Erde erbeben ließ, bekamen wir doch Angst und flüchteten in den alten Bergwerksstollen, der als Luftschutzbunker ausgebaut worden war. Viele ältere und auch junge Frauen aus der näheren Umgebung kamen aufregegt dazu und schnell war der relativ kleine Stollen voller ängstlicher Menschen, die hier in den dunklen Gängen Schutz suchten. Nach einer halber Stunde war das Schreckens-Senario vorbei und einer nach dem anderen wagte sich wieder nach draußen.

Über dem östlichen Horizont war noch lange eine dunkle Rauchwolke zu sehen. Es war allen schnell klar geworden, dass der Angriff dem Rüstungsbetrieb "Werk-Tanne" in Clausthal gegolten hatte. Zwei Tage später berichteten die "Öffentlichen Anzeigen für den Harz" und auch der "Osteroder Kreisanzeiger", soweit es die Zensur zuließ, von dem Ausmaß der Zerstörung und haubtsächlich von den Verlusten unter der Zivilbevölkerung.

Der Angriff hatte 88 Menschen das Leben gekostet, die meisten davon waren Zwangsarbeiter aus der damaligen Sowjetunion. Über die Schäden im Werk wurde allerdings wenig bekannt. Kurz darauf entdeckten Waldarbeiter zwei große Bombentrichter nur wenige hundert Meter im Wald oberhalb von Lerbach. Diese Bomben hätten auch leicht den Ort treffen können.

Von dem Tag an waren die Menschen ängstlicher geworden und suchten bei Fliegeralarm vermehrt in den Bunkern Schutz.

Unser Bild zeigt den Eingang des alten Bergwerkstollen, der während des zweiten Weltkrieges als Luftschutzbunker diente

Bild vom Eingang des Stollens, der vor einigen Jahren von der Heimatstube Lerbach als Erinnerungdenkmal an die Zeit des Eisensteinbergbaues hergerichtet wurde. folgt


Der Stollen wurde vor einigen Jahren von der Heimatstube Lerbach als Erinnerungdenkmal an die Zeit des Eisensteinbergbaues hergerichtet.

 

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