Vereinsleben

01.10.2020

Realverbände Hattorf haben einen neuen Vorsitzenden


Der neu- und wiedergewählte Vorstand der Realgemeinden mit dem langjährigen Vorsitzenden Wilhelm Schirmer und Hans von Minckwitz

von Petra Bordfeld

Hattorf. Während der Jahreshauptversammlung der Realverbände Hattorf stellte sich deren erster Vorsitzender Wilhelm Schirmer nach zwölf Jahren Amtszeit und insgesamt 47 Jahre und zehn Monate Tätigkeit in der Hattorfer Forst nicht noch einmal zur Wahl. Zu seinem Nachfolger wurde der gelernte Forstwirt André Öhne gewählt. Bei den anderen Vorstandsämtern gab es Wiederwahlen.

Zuvor legte aber der aus dem Amt Scheidende seinen Jahresbericht vor, der sich nicht gerade positiv gestalten sollte. Man habe Laubholz eingeschlagen. Bei den Buchen seien unter anderem im Stammholz 1041 Festmeter angefallen und für die Mitglieder Brennholz 464 Raummeter.

Da die Nachfrage nach gerücktem Polder Brennholz immer größer werde, habe man 2019 das gesamte Buchenindustrieholz als Brennholz-Polder verkauft.
Auf die Preise zu sprechen kommend, betonte der Vorsitzende, dass dieser im Fichtenbereich eine wirtschaftliche Katastrophe sei. Zurzeit gehe bei der Baumart gar nichts. „Ich bin immer froh, wenn ich in den Wald komme und es ist wieder ein Polder abgefahren“.

Bei den Laubhölzern, wie etwa Buchen und Eichen, sehe das etwas besser aus.
wilhelm Schirmer erinnerte aber auch daran, dass der Wintersturm, welcher 2018 über die Gebiete der Realgemeinden Hattorf gezogen war, bereits 40 Prozent der Fichtenbestände vernichtet hatte. Das sei allerdings „nur“ die Spitze des Eisberges gewesen. Denn die Trockenheit der letzten drei Jahre und der hohe Käferdruck hätten für ein fast völliges Absterben der Fichten gesorgt.

Während eine Firma aus dem imOdenwald gelegenen Kirchzell mit dem Hawester rund 16 000 Festmeter Käferholz aufgearbeitet hatte, arbeitete eine Firma aus Pöhlde 1 250 Festmeter auf kleineren Flächen manuell auf. Von diesen 17 250 Festmetern habe man immerhin bis zum 31. Dezember 2019 insgesamt 8 400 Festmeter zum Durchschnittspreis verkauft.

Damit seien bis Ende des letzten Jahres 31 409 Festmeter Fichtenstandholz aufgearbeitet worden. Wie es mit dem geringwertigen Sortiment, das noch überall herumsteht und keine Abnehmer findet, weitergehen werde, könne zurzeit noch niemand sagen. „Im Augenblick geht nur gutes Holz über Container nach Asien“.
Weiter seien in der Realgemeinde sind 215 Festmeter in den verschiedenen Fichtenstandorte an der Oder aufgearbeitet und vermarktet worden. „Wie es allerdings mit der Fichte weitergehen wird, oder ob sie ganz aus unseren Breiten verschwinden wird, müssen Experten herausfinden“, so Schirmer.

Sehr erfreulich sei übrigens der Weihnachtsbaumverkauf im zurückliegenden Jahr verlaufen. Immerhin hätte man 271 Nordmann-Tannen zu einem guten Durchschnittspreis absetzten können. Übrigens hätten nicht „nur“ Privatkunden nachgefragt und erworben, sondern auch der Handel. Bei Schmuckreisig sei ebenfalls ein guter Absatz zu verzeichnen gewesen.

Aber auch die Kulturen ließ der Sprecher nicht unerwähnt. Die Pflanzarbeiten auf den vom Sturm gefällten Flächen werden alle noch ein paar Jahre beschäftigen.
Unter der Lichtleitung wurden bereits 5 000 vierjährige Nordmann-Tannen in der Weihnachtsbaumkultur gepflanzt. In mehrern Abteilungen wurden vorhandene Kahlflächen mit 500 Lärchen ausgebessert. Bereits im Dezember 2019 habe man damit begonnen, die Windwurfflächen wieder mit einer Mischung aus Fichten und Douglasien aufgeforstet. Alle Lerchenpflanzen wurden außerdem mit einem Pflegeschutz versehen.

Im Pflanzgarten hätten die Kulturmänner 8 3000 Sämlinge verschult. Es handelte sich um jeweils 3000 Fichten und japanische Lärchen sowie 2000 Douglasien und 300 Nordmann-Tannen.

Abschließend kam der Vorsitzende auf den Wegebau zu sprechen. Wo es erforderlich gewesen wäre, habe man die Bankette abgeschoben und den Weg wieder profiliert. Auch bei eigenen Rückewegen habe man die im Winter verursachten Schäden beseitigt und zugewachsene Wege frei geschnitten.

Hans von Minckwitz sprach für das Betreuungsforstamt Reinhausen. Er mahnte an, dass der Klimawandelt die Forstwirtschaft schwer getroffen habe. Viel zu warme Sommer und frostfreie Winter sorgten immer mehr fürs Baumsterben. Außerdem hätte der Borkenkäfer auch den letzten Fichtenbestand der Fortgenossenschaft angefallen. In den Kammlagen des Rotenberges seien abgestorbene Buchen zu sehen. Die Eschen wiederum hätten von dem trockenen Wetter profiziert. Denn das Triebsterben habe sich nicht ausbreiten können. „Wir haben aber nicht viel davon, denn die Nadelholzmärkte sind hoffnungslos überfüllt“. Kostendeckende Preise seien nur in China zu erzielen. Doch dort sei ausnahmslos das beste Holz gefragt, alles anderes müsse hier vermarktet werden. Fichten seien gar nicht absetzbar, und absterbende Buchenbestände dürften auch nicht unterschätzt werden. Die Herbstpflanzung scheitere außerdem meist an Trockenheit. „Im Mai hauen die Eisheiligen rein, und die trockenen, warmen Sommer verhindern das Anwachsen der Pflanzen“.
Dr. Frank Schäfers hielt seinen Bericht sehr kurz und dankte, stellvertretend für alle Revierpächter den Realgemeinden Hattorf für die immer währende gute Zusammenarbeit.

Bevor die Versammlung in Saal des Gasthauses „Zum weißen Roß" geschlossen wurde, baten aber der zweite Vorsitzende, Wilhelm Lohrengel, und der Schriftwart Reinhold Wensel um Aufmerksamkeit. Der Erstgenannte erinnerte in einer kleinen Laudatio daran, dass man in den zurückiegenden jahrzehnten viel von und mit Detlef Schirmer gelernt habe. Und der Schriftwart überreichte dem aus dem Vorsitz Scheidenden zusammen mit den Vorstandsmitgliedern zwei junge Birnbäume, um die er sich jetzt in seiner Ehrenamtsrentnerzeit kümmern könne.

BILDTEXT
Der neu- und wiedergewählte Vorstand der Realgemeinden mit dem langjährigen Vorsitzenden Wilhelm Schirmer und Hans von Minckwitz. Foto: Petra Bordfeld

WAHLEN
Erster Vorsitzender: André Öhne
Zweiter Vorsitzender: Wilhelm Lohrengel
Schriftwart: Reinhold Wensel
Rechnungsführer: Friedrich Wemheuer
Beisitzer und Stellvertreter: Jürgen Kaiser, Ullrich Barke, Jens Lohrengel und Sigurd Hoffmann
Kassenprüfer: Martin Öhne und Martin Dohms

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