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17.09.2020

Was vom Stadtwald übrig blieb - Ratsforstbegehung 2020


Hier stand einmal einmal ein Wirtschaftswald....

Mehr als die Hälfte des Osteroder Stadtwalds ist geschädigt, aber es gibt auch Anlass zur Hoffnung

von Corina Bialek

Im letzten Jahr titelten wir noch "Uns geht der Wald kaputt", in diesem Jahr muss es wohl heißen "Unser Wald ist kaputt!" Das Bild, das sich den Teilnehmern der diesjährigen Ratsforstbegehung am vergangenen Freitag bot war, man kann es eigentlich nicht anders bezeichnen, verheerend. Das was sich bereits im letzten Jahr abzeichnete ist nunmehr sichtbar.

80% der Fichtenbestände im Osteroder Stadtwald sind abgestorben, teils gefällt und abgeräumt. Zurück geblieben sind kahle Hänge und Aussichten wie man sie bislang nicht kannte.

In schnönden Fakten ausgedrück:

  • Größe des Stadtwaldes: 1.120 ha, davon 1.045 Holzboden
  • Verhältnis Nadel-/Laubbaumarten: 74/26
  • Flächenanteil der Fichte: 790 ha (entsprechend 70%)
    Davon sind bisher 80% (entsprechend 630 ha) geschädigt, das sind 60% der Holzbodenfläche.
  • Flächenanteil anderer Baumarten: Buche 17%, Eiche 2%, Alh 4%, Aln 3%, Lärche 3%, Kiefer 0,1%, Douglasie 0,9%
    Schäden an den anderen Baumarten zeigen sich infolge der Wurzelschäden erst zeitverzögert und können derzeit noch nicht beziffert werden. Von einer deutlichen Schädigung insbesondere der Buchenbestände ist jedoch auszugehen.
  • Finanzielle Folgen: Verminderung der Einnahmen aus Holzverkauf von jährlich 450.000 € auf etwa 100.000 €

Auch in diesem Jahr ging es wie im Vorjahr entlang der Eipenke, über den sogenannten Breitenberg Richtung Feenhöhe und die Auswirkugen der Trockenjahre 2018/2019 wurde dadurch umso deutlicher. Zurück ging es über den Nassen Weg hinunter über den Verbindungsweg Nasser Weg – Mittelweg zum Schneiderteichweg (Blindenheim), wo die Pflanzaktionen „Mission Stadtwaldrettung“ am 16./17. und 23./24. Oktober stattfindet. Dazu haben sich bereits in kurzer Zeit 150 Personen angemeldet, was die Verbundenheit der Bürgerinnen und Bürger zu ihrem Wald zeigt.

Auch wenn bereits viele Flächen geräumt seien und das Holz inzwischen verkauft und abtransportiert wurde, werde bei der Freistellung der Wege und Nebenwege noch einmal eine Menge Holz anfallen, erläuterte Forstamtsleiter Buff bei der Ortsbegehung. Auch müsse mit den Harzwasserwerken geklärt werden, was ggf. an den Hängen am Sösestausee stehenbleiben oder liegengelassen werden muss, um das Abrutschen der Böden bei Starkregen in die Talsperre zu verhindern.

Neben all dem trostlosen Anblicken gebe es aber auch Hoffnung. So hatten Buff und seine Forstleute zwei Flächen vorbereiten, wo man sehen kann, was sich tut, wenn man die Natur machen lässt.
Siehe Bilderstrecke:

Lesen Sie auch zum Thema unseren Bericht: Ministerin Otte-Kinast informierte sich über Waldsituation vor Ort


Diese Grafk bildet den aktuelle Zustand im Stadtwald ab.
Grün: noch grüne Flächen; Gelb: geräumte Flächen; Rot: abgestorbene Flächen



Die Fichten am Steilen Hang sind inzwischen komplett abgestorben

Das zeichnete sich im letzten Jahr bereits ab.

Auf dem Nassen Weg von Osterode Richtung Schindelkopfhütte bietet sich linker Hand derzeit diese Aussicht...

Vor drei Monaten sah es hier noch so aus. Man beachte die noch grünen Hänge im Hintergrund

Eine Bogenecke ;-). ''Da machen wir mal 'nen Bogen rum.'' Heißt, hier hat man die Natur machen lassen

An anderer Stelle wurde eine Eichenkultur angelegt und gepflegt. Die Eiche gilt als Baum der Zukunft, da sie trockeheitsverträglicher ist, vor allem die Traubeneiche. In dieser Kultur gab es wenig Ausfälle.

Auch hier haben sich diverse Baumarten natürlich ausgesät, darunter:
Eiche, Buche, Salweide, Zitterpappel, Eberesche, Berg-Ahorn und vereinzelt Feldahorn.

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:




Forstamtsleiter Rudolf Buff

Geräumte Fläche an der Eipenke unweit des Parkplatzes Schwarze Brücke. Hier herrschen Sturmschäden vor und eine Aufforstung ist geplant


Nachdem die befallenen Fichten gefällt wurden, wird das Laubgehölz sichtbar








Hier am Breitenberg wird nur noch Wegesicherung gemacht. Das heißt nur die abgestorbenen Bäume, die eine Gefahr darstellen werden entnommen.


Blick auf die Feenhöhe. Dort wo die einsame Birke steht geht es hin.


Rechts im Bild sind auch in den Buchenbeständen massive Schäden zu sehen.

Ein trostloser Anblick



Ein Douglasienhorst inmitten der abgestorbenen Fichten. Doch auch hier sind bereits einige Bäume abgestorben.

Buchennaturverjüngung. Auch die ist nicht umsonst, sie muss gepflegt werden.


Was hier noch grün ist sind Buchen, die zwischen den Fichten gepflanzt worden waren und sich nun hier verbreiten können.


Das Geäst der abgestorbenen Fichten brennt wie Zunder

Zurück ging es auf dem Nassen Weg


geräumt Flächen wohin man blickt.


Käferholz und gerissenen Stämme. Mindere Qualität = minderer Preis

ohne Worte

Auf einer Windbruchfläche hatten sich Birken ausgesät. Jetzt ist man froh über den hier entstandenen Birkenhain



Das wird keine Bambusplantage


Die Bambusstöcke markieren Stellen wo Fichtensamen aufgegangen sind

Der Schneiderteich

Die Drei alten Tanten (Fichten), die am Schneiderteich mehr als 120 Jahre standen, hat es ebenfalls dahingerafft.


Am Scheiderteichweg hat sich eine Roteiche breitgemacht. Sie ist eigentlich in Nordamerika beheimatet.

 

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