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29.08.2020

„Alte Technik – Neue Sorten“


Junge Menschen roden Kartoffeln wie in alten Zeiten

...von Petra Bordfeld

An der Landstraße, zwischen Dorste nach Schwiegershausen, sind am Ortsausgang auf einem viertel Hektar Land (2 500 m²), Herbstkartoffeln angebaut und jetzt geerntet worden, wie es viele Generationen zuvor gemacht haben. Denn unter dem Motto „Alte Technik – Neue Sorten“ wollen Hobbylandwirt Robin Sindram, Bennet Jäger, Aaron und Fynn Wächter, beweisen, dass dieser Schritt zurück in die Vergangenheit sehr erfolgreich in der Gegenwart sein kann.

Begonnen hat alles damit, dass der 19jährige Dorster schon seit seiner Kindheit über seine Großväter Dieter Domeier und Artur Sindram mit der Landwirtschaft und vor allem mit älteren Traktoren konfrontiert wurde und schließlich deren Traktor, einen Hanomag Perfekt 300, Baujahr 1964, vor etwa zwei Jahren übernommen hat. Damit war in ihn der Keim der Sammelleidenschaft gesät, der mittlerweile anschaulich ausgereift ist. So gehören ihm neben einem Gabelheuwender, wie viele weitere Maschinen, auch ein Stoll Vielfachgerät für den Kartoffelanbau sowie ein Kuxmann Schleuder-Kartoffelroder, der schon einige Jahrzehnte in den Drähten hat.

Für den Kartoffelanbau legte sich der junge Mann auch einen Kartoffelstriegel (auch Netzegge genannt) für die Unkrautregulierung zu. Diesen entdeckte er durch einen geschulten Blick auf Friedrich Wemheuers Hof in Hattorf. Der hatte sich zwar gerade dazu entschieden, den gut erhaltenen Zeitzeugen in ein Museum zu geben, doch dann stand Robin Sindram vor ihm und wusste ihn zu überzeugen, dass es dem Striegel sicher besser bekommt zu arbeiten, als in einem Museum angeschaut zu werden.

Jetzt mussten nur noch entsprechendes Land und Freunde gefunden werden, die mitmachen wollten. Der kleine Acker, welcher ein Morgen groß ist, wurde schnell gefunden und für eine Dreifelderwirtschaft, die übrigens schon seit dem elften Jahrhundert angewendet wird, aufgeteilt und vorbereitet. In das erste Drittel wurden im April die Kartoffeln händisch in die von dem Vielfachgerät vorbereiteten Pflanzlöcher gelegt und später mit Erde zugedeckt. Es folgten Einsätze mit den Häufelscharen und dem Striegel bis man um eine Unkrautbekämpfung per Handhacke nicht mehr herum kam.

Schließlich starb das Kartoffelkraut ab und die Erdäpfel konnten geerntet werden. Zuerst kam der Roder zum Einsatz, dann begann das Aufsammeln per Muskelkraft. Die zuerst gerodeten Frühkartoffeln wurden Reihe für Reihe gerodet und verkauft. Die lagerfähigen Herbstkartoffeln werden in größeren Mengen gerodet und mit einem historischen Hornburger Ackerwagen vom Feld gefahren.

Die bisherige Ernte der Frühkartoffeln ist auf sehr großen Zuspruch seitens der Dorster Bürger gestoßen. Das dürfte mit denen, die jetzt geerntet werden, nicht anders sein. Die erste Hälfte der Herbstkartoffeln wurde zwar bereits geerntet und eingekellert, aber es ist nochmal eine Ernte geplant, um die restlichen Kartoffeln aus dem Boden zu holen. Mit Hand anlegte übrigens Robins Schwester Marie, sie wollte mal sehen, was ihren Bruder dabei so fasziniert.

Im kommenden Jahr soll auf dem ersten Drittel Roggen für eine bessere Unkrautbekämpfung und Fruchtfolge angebaut werden. Die Kartoffeln werden dann auf dem dritten Drittel kultiviert. Zurzeit sind Teil Zwei und Drei noch mit einer ausgebrachten Klee-Gras-Mischung bewachsen. Die dient als Unkrautunterdrückung, Insektennahrung, Viehfutter und kann mithilfe der sich am Klee befindlichen Knöllchenbakterien den Luftstickstoff im Boden fixieren, sodass dieser den Kartoffeln als Dünger zur Verfügung steht. Ein Ende ist also noch nicht in Sicht, dazu macht diese Art der Feldarbeit Robin Sindram viel zu viel Spaß.

Wer übrigens mal die jetzt geernteten Kartoffeln kosten möchte, darf sich diese aus dem kleinen „Hofladen“ von Robin Sindram / Hagenstraße 8a / Dorste abholen. Am besten ist eine Vorbestellung über WhatsApp oder per Anruf über seine Telefonnummer 0152 32732451.


Robin Sindram und Bennet Jäger (v. l.) brachten die Kartoffelschleuder zu vollem Einsatz

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:


Marie Sindram, Aaron Wächter, Bennet Jäger und Robin Sindram (v. l.) lesen die Kartoffeln per Hand auf

Der von Robin Sindram restaurierte Ackerwagen wurde von Bennet Jäger, Aaron Wächter, Robin und Marie Sindram (v. l.) von den selbst gerodeten Kartoffeln beladen

 

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