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22.08.2020

Desy und Thomas Groth haben sich der Imkerei verschrieben


von Petra Bordfeld

“Wir beobachten die Bienen nicht nur, wir leben mit ihnen“, so Desy und Thomas Groth, die ihr Vorhaben, Honig, und den Wein aus diesem Bienenprodukt, das seit mehr als 5000 Jahren als Met einen Namen bei Genießern hat, selbst herzustellen, in Schwiegershausen realisiert haben. Begonnen hat alles vor vier Jahren, und mittlerweile haben sie sich neun Bienenvölker angeschafft.

Diese betreuen sie mit großem Respekt vor der Natur. „Wir wohnen nicht ohne Grund auf dem Dorf, und durch die Bienen sind wir der Natur noch ein Stück näher gerückt“. Doch bevor es so weit war, befragte Thomas Groth erst einmal „Dr. Google“ zu den Themen Bienen und Imker. Dabei traf er auf die Adresse des Imkervereins Osterode, der vor mehr als 100 Jahren in Förste gegründet wurde.

Kurz entschlossen stellte er sich und sein Vorhaben dem ersten Vorsitzenden, Imkervater Heinz Nordmann, vor. Außerdem besuchte das Ehepaar an den Wochenenden eines halben Jahres in Goslar einen Imkerkurs. “Eine vernünftige Ausbildung, vernünftiges Material und gute Unterstützung sind schließlich sehr wichtig“. Und auf Heinz Nordmann, von dem sie übrigens ihr erstes Bienenvolk erhielten, und andere Imkerkollegen konnten beziehungsweise können sie sich immer verlassen. „Fragen blieben und bleiben nicht unbeantwortet“.

Das erste, was sie übrigens von den Bienen lernten, war die Tatsache, dass sie nicht immer nett sind, wenn ihr Stock aufgemacht wird. „Wir wollen ja auch nicht ständigen Besuch haben, der in unserem Haus rumschnüffelt“. Übrigens tummeln sich im Sommer in den neun Stöcken insgesamt rund 270 000 bis 450 000 Bienen. Im Winter sind des „nur“ rund 45 000 Hautflügler, die als Winterbienen geboren werden.

Die neun Völker haben jeweils eine Königin, die im Prinzip eine Eierlegemaschine ist, denn sie legt bis zu 2 000 Eier pro Tag in zwei unterschiedlichen Arten. Aus den Unbefruchteten schlüpfen die männlichen Drohnen, aus den befruchteten Eiern Arbeiterinnen und durchaus auch eine Königin.

Das Leben der einfachen Biene ist zwar sehr kurz, dafür aber alles andere, als langweilig. Ist sie geschlüpft ist sie erst einmal eine Putzbiene und dann Futterbiene. Als Ammenbiene darf sie zuerst nur großen Puppen füttern, später die jungen. Wenn dieses Amt durchflogen ist, folgt das der Baubiene. Diese Aufgabe bringt sie ins Schwitzen. Ihr Schweiß ist das Wachs, aus dem sie Waben und die Menschen unter anderem Kerzen bauen. Weiter sind sie beauftragt, Honig zu verarbeiten. Das alles ist in dem Stock geschehen. Als Wächterbiene darf sie schon mal aus dem Flugloch rausgucken, wer geht und mit Honig beladen kommt. Die letzten drei ihrer sechs Lebenswochen, ist sie als Sammlerin unterwegs. Sie sammelt Pollen, Honig oder Wasser und führt Gelegenheitsarbeiten durch. So hilft sie beim Trocknen oder Bauen, erzeugt notwenige Wärme ebenso wie kühle Luft. „Bienen können im Prinzip alles, die alten Tanten stechen auch gerne, kriegen am Hinterteil Glatze und sind kampferprobt“.

Die beiden Groths haben auch gelernt, dass das Bienenvolk als ein demokratisches Organ zu sehen ist. Denn, wenn die Königin zu alt ist, wird gemeinsam entschieden, ob eine neue den Platz einnehmen soll. Wenn ein Volk zu groß geworden ist, wird eine neue Königin gezeugt. Bevor die aber schlüpft, zieht die alte mit einem Teil des Volkes und gut gefüllten Honigmägen ab. Die ältesten und erfahrensten Bienen kundschaften den besten Platz aus. So war es vor geraumer Zeit auch in den Schwiegershäuser Steuobstwiesen geschehen, Da der ausgesuchte Platz nicht von Vorteil war, siedelte Thomas Groth die „Einwanderer“ fachmännisch um.

Wer da glaubt, dass die Bienen wenig Pflege brauchen, weil sie ja Wildtiere sind, die man nicht zähmen kann, der ist auf dem völlig falschen Pfad. Sie müssen das ganze Jahr betreut werden, denn es gibt Parasiten und Krankheiten, die für Honigbienen gefährlich sind. „Sie einfach hinstellen und sich selbst überlassen, geht nicht“, so Desy Groth. Mindestens einmal die Woche fahren sie zu den neun Stöcken, schlüpfen in die Imkeranzüge und schauen, wenn nötig, in die Stöcke.

Bisher hatten sie und ihre Bienen Glück gehabt. Doch dürfe nicht bloß Ausschau nach den Virenträgern gehalten werden. Denn diese kleinen Wesen können von anderen Krankheiten heimgesucht werden. Dazu zählt wirklich neben der Faulbrut auch Durchfall. „Wir Imker sind auch stets in guter Verbindung, um uns über Krankheiten zu informieren. Schließlich sind Bienen Haustiere und müssen beim Kreisveterinärsamt gemeldet sein“.

Im Winter muss ebenfalls nachschaut werden. Denn Spechte hauen Löcher in die Stöcke, um sich so Bienen heraus zu holen. Waschbären und Dachse gehören ebenfalls zu den Naschkatzen. Da Mäuse auch keine Kostverächter sind, werden die Stöcke in der kalten Jahreszeit mit Mausgittern verschlossen. Die Bienen können rein und raus fliegen, die Mäuse nicht hineinhuschen. Außerdem gilt es durchaus mal, ein schwaches Volk aufpäppeln und das Flugloch enger zu machen, damit die Verteidigung besser ablaufen kann.

Im Prinzip entscheidet die Natur, wann das neue Bienenjahr losgeht. Die Biene gibt den Takt an. Es könne nie berechnet werden, wie es werden wird. „Jedes Jahr ist anderes und ein neues Abenteuer für uns sowie für die Bienen“.

Alles andere, als nebenbei müssen sich Desy und Thomas Groth auch um den Honig kümmern. „Mal ist er in drei Tagen fertig, mal in drei Wochen. Wir müssen gewisse Geduld und Demut mitbringen, denn die Biene zwingt uns zur Gelassenheit und sie spürt unsere Stimmung“.

In jedem Fall bleibt der Honig, den die Groths zwei bis dreimal ernten, naturbelassen. Sie zwingen ihm keine Geschmacksrichtung auf. So haben sie am Ende Frühjahrs- und Sommerblütenhonig. Wenn viel Raps drin ist, dann gibt es auch Rapshonig. Ganz selten gibt es sogar einen Waldhonig. „Der Honig sieht jedes Jahr anders aus und schmeckt auch nicht immer gleich“.

Übrigens darf der Honig nicht so „geerntet“ werden, wie ihn die Bienen in den Stock bringen. Denn da besteht er als Nektar noch aus bis zu 80 Prozent Wasser. Es dürfen aber nicht mehr als 20 Prozent sein. Oft liegt der Gehalt sogar unter 15 Prozent, damit er nicht gehren kann. –Also muss er getrocknet werden.

Um aus Nektar Honig zumachen, setzten Bienen ihm Enzyme hinzu und entziehen ihm Wasser. Dies tun Bienen 24 Stunden am Tag mittels Flügelschlag. Woher sie allerdings die Prozentzahl wissen, bleibt weiter ihr Geheimnis.


Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:



Erst einmal in den Imkeranzug schlüpfen

Bienenbeschau

 

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