Panorama

31.07.2020

Covid-19 – Die kleinen Folgen einer Pandemie


häufiger Händewaschen als in den vergangenen drei Jahren?

Ein Leserbrief, der sich zu lesen lohnt

Alle meckern über Corona und die damit verbundenen Maßnahmen und Einschränkungen. Wirklich alle? Nein, ein unbeugsamer Lehrer aus einem kleinen Städtchen im Harz kann der Pandemie trotz seines inneren Widerstandes auch durchaus etwas Positives abgewinnen. Thomas Böhlendorf schickte uns einen kleinen satirischen Leserbrief, den wir natürlich gerne abdrucken:

Zunächst einmal vorab: Covid-19 ist kein vergessener Teil der Bibel, sicher jedoch eine Pandemie bzw. ein Virus, dem man zu recht bisweilen biblische Ausmaße nachsagt. Nun gibt es aber auch verschiedene Ausgaben der Bibel. Neben den großen und prachtvollen Exemplaren sind manche von ihnen als Taschenformat wiederum sehr klein gehalten und so ist der Begriff des biblischen Ausmaßes offensichtlich nicht immer mit monströs oder riesig gleichzusetzen.

Und in der Tat gibt es auch während der Gefährdung durch Covid-19 oder der viel zitierten „Corona-Krise“ auch Kleinigkeiten, die zu beobachten waren und sind, die durchaus einmal erwähnenswert sind.

Eine dieser Kleinigkeiten ist, dass während des Beginns des „Lockdowns“ zumindest innerhalb meiner Nachbarschaft ein enormes Aufkommen an Spaziergängern zu registrieren gewesen war. Jugendliche, ganze Familien aber auch Pärchen und andere, von denen man nicht einmal wusste, dass sie überhaupt in die Nachbarschaft gehören oder gar Paare sind bzw. sich als Paar auch außerhalb der eigenen vier Wände zeigen, waren in zunehmend großer Anzahl wahrzunehmen. Darüber hinaus sprach man bisweilen sogar mit bis dahin oft fremden Menschen, um sich auszutauschen, was nun in Geschäften oder auf der Arbeit nahezu gar nicht ging – ein ganz und gar neues Phänomen. Auf diese Weise war die neue – zumindest temporäre – Trendsportart Corona-Walking entstanden, bei der es einem dazu auch noch freigestellt war, ihrer mit oder ohne Stöcker zu frönen.

Auch in den Supermärkten ist Covid-19 allgegenwärtig. Maskenpflicht, Kassenaquarien, Abstandsmarkierungen und Desinfektionsmittel prägen nun die Einkaufswelt. Nicht zu vergessen die anfänglich leeren Mehl- und Toilettenpapierregale, die nun endlich mal sauber gemacht werden konnten. Ein durchaus positiver Effekt. Aber auch an der Kasse gibt es diese positiven Effekte zu spüren: Denn, wer kennt es nicht, das Gesäß-Hämatom. Eine im Pschyrembel noch nicht genug gewürdigte Verletzung, hervorgerufen durch ein häufiges und intensives Schubsen und Schieben mit Hilfe des gemeinen Einkaufswagens. Nun aber herrscht Abstand! Man kann sich frei an der Kasse bewegen und die Waren auf das Laufband legen, welches sich übrigens auch nicht langsamer bewegt als vorher, und hat sogar genug Raum, die Geldbörde aus der Hosentasche fischen zu können. Klasse! Abstand und Desinfektionsmittel bewirken darüber hinaus ebenso, dass das Warten an der Kasse gerade bei warmen Temperaturen keine olfaktorische Herausforderung wird.

Abstand und Desinfektion sind gerade auch an den Schulen das bestimmende Thema, wenn es um Infektionsschutz bei SchülerInnen und Lehrkräften geht. Gerade in diesem Umfeld sind erstaunliche Beobachtungen zu machen. In der Vorbereitung des Präsenzunterrichts waren vor allem erstmal die Hausmeisterteams gefordert, die die Räume und Gebäude für die neuen Regeln umgestalten und herrichten mussten.

Eine besondere Herausforderung bestand hierbei vor allem darin, die Seifenspender auf den Jungs- und teilweise auch den Herrentoiletten wieder nutzbar, sprich beweglich zu machen. Zu lange Nichtnutzung hatte teilweise dazu geführt, dass eingetrocknete Seife die Spender verklebt hatte. Auf Rückfrage von verwunderten Schülern wurde dann auch erklärt, dass man diese Seife wie auch die in den Toilettenräumen angebrachten Waschbecken zum Händewaschen nutzen kann und nun auch soll. Für viele Schüler ein Aha-Erlebnis, was bei seiner Umsetzung aber deutlich zur Begeisterung bei Schülerinnen und Lehrkräften sorgte, die mittelbar ja auch Nutznießer dieser neuen Kompetenz waren. Viele der jugendlichen Schüler hatten sich binnen drei Tagen häufiger die Hände gewaschen, als in den vergangenen drei Jahren!

Doch auch psychisch machte sich Covid-19 bei vielen SchülerInnen bemerkbar und veränderte offensichtlich in der Folge bei nicht wenigen insbesondere die Nierenfunktion. Vor den neuen Richtlinien steuerten Hormone oder andere biochemische Prozesse die SchülerInnen dergestalt, dass es ihnen schlichtweg nicht möglich war, in den Pausen zur Toilette zu gehen. Allzu oft musste aus prekärer Not heraus der Toilettengang während des Unterrichts erfolgen, was eigentlich nicht gängige Praxis ist. Und auch dies schien für viele ein deutliches Angehen gewesen zu sein, dauerte ein derartiger Gang dann oft wesentlich länger als während der Pausen oder nach der Schule. Mit der Umkehr der Toilettenregelung scheint sich jedoch eine Verbesserung dieser misslichen Lage einzustellen.

Nun sollen die SchülerInnen während des Unterrichts auf Toilette gehen, damit es dort nicht zu Begegnungen oder Kontakten kommt und ein Einzelbesuch möglich ist. Aus Gründen des Materialschutzes bleiben bei diesem Gang übrigens auch die Mobiltelefone im Klassenzimmer. Und es zeigt sich nun, beide oben beschriebenen Phänomene ebben in ihrer Häufigkeit deutlich ab, sowohl die Anzahl, aber vor allem auch die Dauer der Toilettengänge während des Unterrichts. Eventuell ist dies aber auch auf die Reduzierung des Elekro-Smogs aufgrund der Handy-Regelung zurückzuführen.

Es zeigt sich also ganz deutlich, wie Covid-19 auch im Alltag kleine und bisweilen doch auch positive Dinge bewirkt. Bleiben wir gesund!


keine Sorge, das ist ein Symbolbild!

 

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