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31.07.2020

Schwiegershausen hat eine phantasievolle Lesezelle mit realen Büchern


Sie alle freuen sich über die Lesezelle, die im Minipark aufgestellt wurde

...von Petra Bordfeld

In dem Minipark steht eine Lesezelle, die im Beisein von interessierten Bürgern, all denen, die etwas dazu beigetragen haben, dass sie dort steht, und Beate Böcker, Leiterin der Servicestelle Bürgerschaftliches Engagement des Landkreises Göttingen, von Mitgliedern des Ortsrates zünftig enthüllt wurde. Dass diese etwa einen Quadratmeter große Zelle im letzten Jahrtausend in der Bundesrepublik als öffentlicher Fernsprecher genutzt wurde, lässt sich jetzt nur noch erahnen.

Denn da, wo einst ein Münzfernsprecher und Telefonbücher zu finden waren, sind jetzt Regale zu sehen, in denen eine kleine, vielseitige Bücherwelt einsortiert wurde. Und außen musste das Gelb den mit Aquarellfarben erstellten 38 Wesen weichen, welche von Farina Beyer aus den Büchern von Wilhelm Busch über Walt Disney, Michael Ende, Astrid Lindgren, Günter Grass, Hermann Hesse und William Shakespeare bis hin zu Alfred Hitchcock auf das Blech geholt wurden.

Doch bevor der Blick auf die Lesezelle, die auch im dunkeln Einblicke mittels Solarlicht gewährt, frei geben wurde, ließ Ortsbürgermeister Wolfgang Wode erst einmal die „Entstehungsgeschichte“ Revue passieren.

Mann schrieb das Jahr 2018, als Ortsratsmitglied Hans Jörg Kohlstruck den Antrag vorlegte, die 500 € aus dem Dorfbudget des Landkreises Göttingen für die Anschaffung einer Lesezelle zu nutzen. Der einstimmigen Befürwortung dieses Vorhabens folgte der ebenfalls einstimmige Beschluss, dem Förderverein „Dorfgeschichte und Brauchtum“ den Auftrag zu erteilen, eben dieses Geld beim Landkreis zu beantragen. Da alle benötigten Kriterien erfüllt waren, stand der Zustimmung aus der Kreisstadt nichts mehr im Wege.

So wurde noch im selben Jahr in Potsdam bei der Telekom Deutschland GmbH das ehemalige Telefonhäuschen „Typ TEL H90 Magenta“ bestellt. Gegen ein wenig Bares rollte das gutes Stück im März 2019 in Schwiegershausen ein.

Zuerst bekam das gute Stück seinen Standplatz bei „Grobeckers up er Lüchten“. Dort wurde es in den nächsten Wochen und Monaten von einer jungen Künstlerin, Farina Beyer verschönt. Sie hatte sich übrigens ganz spontan auf den Aufruf „Ortsrat sucht Kreative Künstler“ gemeldet. Sie wollte der Lesezelle das richtige Outfit geben. „Bereits nach einigen Tagen hat sie uns ein Konzept mit Vorschlägen und Überlegungen vorgelegt, wie es keiner von uns für möglich gehalten hat“, so der Sprecher. Einige Probeentwürfe überzeugten den Ortsrat sofort sofort. „Sie hatte sich bereits mit wenigen Zeichnungen unser volles Vertrauen erworben“. Für die 38 Bilder, welche in gut 100 Stunden an die Lesezelle angebracht wurden sprach Wolfgang Wode ein supergroßes Dankeschön aus. „Wir alle bedanken uns für dieses herrliche Kunstwerk in unserem kleinen Minipark in Schwiegershausen“.

Als der letzte Pinselstrich ausgeübt war, sorgte die ortsansässige Autolackiererei für einen Klarlack-Überzug. Weiter ging es dann in einer Scheune, in der die Innenbeleuchtung installiert und die Regale in die Lesezelle eingebaut wurden. Den Schlussstrich zog dann der
Bauhof der Stadt Osterode. Das Team bereitete für die Ausstellung den erforderlichen Sockel vor und verschraubte das gute Stück auf diesem mit der Anmerkung: „So und nun steht sie hier“.

Abschließend dankte Wolfgang Wode dem Landkreis Göttingen für dessen nicht mehr ganz neue gute Aktion zum Wohle sehr vieler Dorfgemeinschaften. Schließlich werden jedes Jahr 60 Gemeinden mit jeweils 500 € unterstützt.

Sein Dank galt aber auch dem Förderverein „Dorfgeschichte und Brauchtum“ für die Abwicklung des Projektes sowie all denen, die durch ihr Mitwirken dafür gesorgt haben, dass aus der Idee 2018 so ein fantastische Realität hat werden können. Es regnete übrigens Dankeschönpräsente.
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In dem Kunstwerk können nun Bücher eingestellt, mitgenommen, getauscht und vor allem auch gelesen werden. Jeder, der alte, aber gut erhaltene Bücher ausrangieren möchte, oder auf der Suche nach einem neuen Buch ist, dürfte dort fündig werden. In der Regel funktioniert es so: jeder, der ein Buch mitnimmt auch eines dort lässt. „Ihr dürft das Buch auch einfach behalten, ohne ein Neues mit zu bringen Nur haben wir dann bald keine Bücher mehr“. Melanie Mönnich wird sich übrigens auch in Zukunft etwas um den Buchbestand in der Zelle kümmern. Wer dann mal größere Mengen an guten Büchern abzugeben hat, wendet sich gleich an sie.

Nach den Worten und der Enthüllung nutzen alle die Gelegenheit, das Innenleben der Lesezelle und das Outfit genauestens zu studieren.


So bezaubernd sieht die rückseite der Lesezelle aus

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:


Wolfgang Wode überreicht Beate Böcker ein kleines Schwiegershäuser Dankeschön

Wolfgang Wode dankte Farina Beyer für deren kreativen Einsatz

Pipi Langstrumpf trägt ihr Pferd „Kleiner Onkel“ auf der Lesezelle spazieren

 

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