Regionales / Gem. Bad Grund / Gittelde/Teichhütte
28.07.2020
Eine Andacht in Stauffenburg
Adrian Hüttig und Friedel Dapra zusammen mit Pfarrerin Melanie Mittelstädt (v. l. n. r.)
von Petra Bordfeld
Der Kirchenvorstand fasste zusammen mit Pfarrerin Melanie Mittelstädt den Entschluss, an dem Wochenende. an dem eigentlich das traditonelle Schützenfest alle in den Bann gezogen hätte, anstelle des Gottesdienstes im Festzelt zu einer Andacht unter freiem Himmel einzuladen.
Diese liturgische Feier fand allerdings nicht in dem Flecken Gitelde, sondern vor dem Ruferhaus in Stauffenburg statt. Und die vielen Gäste aus Gittelde und Münchehof freuten sich nicht „nur“ darüber, dass es im Anschluss danach leckeren Kuchen und heißen Kaffee gab, sondern auch, weil sie endlich wieder ihre Stimmen zu den verschiedenen Liedern erheben durften. Dazu ließen Friedel Dapra und Adrian Hüttig Keyboard und Gitarre erklingen.
Die Pfarrerin hatte ihre Predigt in Versform gepackt und lud so sowohl zum Schmunzeln als auch zum Nachdenken ein. Im Mittelpunkt standen Hans und Franz, die sich vor dem Himmelstor trafen. Während Hans erklärte, dass sein ganzes Leben im Prinzip aus Arbeit bestanden hätte und dass der Herrgott diesen besonderen Fleiß loben wird, stellte Franz fest, dass sein Leben von trüben Gedanken und Sorgen geprägt gewesen ist. Damit müsse aus seiner Sicht im Himmel endlich Schluss sein.
Die Sprecherin ließ durchblicken, dass in ihrer Phantasie Jesus auf dieses Gespräch einging und klar machte, dass das Leben bestimmt nicht nur aus Arbeit und Sorgen besteht. Vielmehr hätte sein Vater den Menschen das Leben als einen bunten Strauß geschenkt. Schade sei halt, dass viele sich auf die Dornen beschränkten. „Wo gönntet ihr mal Freude euch, und wo blieb das Vergnügen?“ Gott schenke allen das Leben, damit sie in und trotz aller Mühen und Sorgen auch erleben können, was sie beglückt und gefällt.
Schon Doktor Martin Luther habe einst dazu angemerkt, dass man Gott nicht allein mit Arbeit dienen kann und soll, sondern auch mit Feiern und Ruhe. Schließlich dürfe die Seele nicht verlernen, unbeschwert zu sein, zu singen, zu tanzen und Stimmung zu machen. Denn dort, wo Menschen froh zusammen sind, da ist auch keiner allein. „Ohne Feiern und Spaß, fehlt schlicht und ergreifend im Leben was!“
Pfarrerin Melanie Mittelstädt mahnte letztendlich an, dass Jeder jeden einzelnen Tag und das Schöne genießen solle. Dies sei ganz im Sinn Gottes und im Sinn der Gemeinschaft.
Übrigens kam die Pfarrerin auch auf den „Silbernen Löwen“ zu sprechen, den Herzogin Elisabeth zu Stolberg – Wernigerode, zwischen 1492 und 1520 im Amte Stauffenburg, den Ortschaften Gittelde, Badenhausen, Windhausen und Grund als Kleinod für den Bestemann des jährlichen Schießens stiftete. Es ist zwar nicht mehr der Löwe von damals, der ging im 30jährigen Krieg verloren, wurde aber 1644 neu angefertigt und „brüllt“ noch heute beim Schützenfest in Gittelde. Diesmal hatte er aber eine Vertreterin geschickt, es war eine Kuh aus dem benachbarten Stall, was für gute Laune sorgte.
Man blieb noch geraume Zeit bei nicht nur eine Tasse Kaffee und leckerem Kuchen zusammen, um in sicherem Abstand von ganzem Herzen zu klönen.
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Schön an der Kaffee- und Kuchentafel wurde geklönt, aber Corona nicht vergessen.