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27.07.2020

Hippelweg bleibt wegen Gefährdung von Wanderern noch lange gesperrt


Infotafel zum Aufgang zum Hippelweg. Über den Weg kommen Wanderer direkt zum Iberger Albertturm

Die Niedersächsischen Landesforsten warnen vor Betreten des Wanderweges /Wald soll sich selbst regenerieren/Eine Absperrung hält viele Wanderer jedoch nicht an

von Herma Niemann

Wer sich in die Natur begibt, speziell in den Wald, der setzt sich manchen Gefahren aus. In Deutschland darf nach den Waldgesetzen jeder den Wald betreten. Was viele jedoch nicht wissen, dies geschieht immer auf eigene Gefahr. Denn schon bei mäßigem Wind können Äste und Zapfen herunter fallen.

Ein abbrechender toter Ast genügt, um schwerste Verletzungen zu verursachen oder gar zum Tod zu führen. Dies gilt ganz besonders nach den heftigen Stürmen und den starken Dürreperioden der vergangenen Jahre. Der Wald ist geschwächt. Und das betrifft auch den Hippelweg oberhalb von Bad Grund, der nicht nur einer der beliebten Wanderwege ist sondern auch der direkte Verbindungsweg zum Iberger Albertturm. Der Wanderweg beginnt auf dem Wanderparkplatz Iberger Albertturm an der B 242, direkt gegenüber des Hübichensteins.

Seit Anfang des Jahres haben die Niedersächsischen Landesforsten (NLF) auf die Gefahr für Wanderer mit Schildern hingewiesen, seit Anfang Mai wurde zusätzlich mit einem Flatterband abgesperrt, weil bekannt wurde, dass Spaziergänger und Wanderer sich nicht von Warnhinweisen abschrecken lassen. Leider zeige auch das Absperrband bei den Menschen keine Wirkung, wie der Bürgermeister der Gemeinde Bad Grund, Harald Dietzmann, bei einem Pressetermin der NLF, unter anderem mit dem Revierförster Dietmar Mann, dem Vorsitzenden des Harzklub Zweigvereins Bad Grund Bodo Probst und dem Vorsitzenden des Kur- und Touristikvereins Karl-Hermann Rotte betonte.

„Hochwasser, Stürme und Dürrejahre haben zu einer Schädigung des Waldes geführt, die wir bisher noch nicht kannten“, sagte der stellvertretende Forstamtsleiter von Riefensbeek, Dietmar Sohns. Der Iberg sei dabei jedoch gesondert zu betrachten, da es sich dort um ein besonders schützenswertes Gebiet als Biotop mit Karsthöhlen, Fledermäusen und anderen seltenen Lebewesen handele. Der Iberg ist FFH-Schutzgebiet, Landschaftsschutzgebiet und Waldschutzgebiet. Die Fauna-Flora-Habitat-Schutzrichtlinie (FFH) hat zum Ziel, wildlebende Arten, deren Lebensräume und die europaweite Vernetzung dieser Lebensräume zu sichern und zu schützen. Die Vernetzung dient der Bewahrung, Wiederherstellung und Entwicklung ökologischer Wechselbeziehungen sowie der Förderung natürlicher Ausbreitungs- und Wiederbesiedlungsprozesse.

„Wenn man hier kranke und abgestorbene Bäume entnehmen würde, würde sich der Bestand am Iberg auflösen. Der Wald muss an dieser Stelle jedoch Zeit bekommen, sich selbst zu heilen. Wir bitten die Waldbesucher an dieser Stelle um ihr Verständnis“, so Sohns. Aus diesem Grund werden die Äste und Stämme und das Totholz auf dem Hippelweg liegen gelassen, bis sich das Gebiet von selbst regeneriert habe, was einige Zeit in Anspruch nehmen könne. „Wir haben hier alten Baumbestand und verschiedene Fledermausarten, für die wir Sorge tragen müssen“, betonte Meike Fahning (Geschäftsbereich Naturschutz NLF).

Hinter dem Programm NWE (Natürliche Waldentwicklung) stecke der Schutz der biologischen Vielfalt. „Am Iberg versuchen wir uns komplett raus zuhalten. Wenn wir hier anfangen würden, den ein oder anderen Baum zu entfernen, würden wir einen nicht wieder gutzumachenden Dominoeffekt auslösen, dessen Auswirkungen sich immer weiter in den Wald hinein verlagern würden. Das Waldbild würde sich massiv verändern. Und mittelfristig würden wir den Wald stark gefährden“, so Fahning. Deshalb setze man auf den Selbstheilungsprozess, von dem man noch nicht sagen könne, wie lange er andauern werde. Das hänge auch vom weiteren Klima ab, so Sohns.

„Das Problem ist, dass der Hippelweg ein beliebter Wanderweg von Einheimischen und Gästen zum Iberger Albertturm ist“, betonte der Vorsitzende des Harzklub Zweigvereins Bad Grund, Bodo Probst. Das Café habe dadurch auch erhebliche Einbußen, da der Umleitungsweg über die Iberg Siedlung, die Schurfbergstraße und das Höhlenerlebniszentrum rund anderthalb Stunden länger dauere. Dem pflichtete auch Karl-Hermann Rotte bei, der betonte, dass man den Touristen auch etwas bieten wolle. Es sei nicht nur der Hippelweg, sondern auch Teile der König-Hübich-Route gesperrt. Rotte schlug vor, dass eine bessere Beschilderung und auch eine alternative Route für den Wanderer deutlicher angebracht sein müssten. Wenn es helfen würde, könnte man auch einen Infoabend für die Einwohner und die Touristen anbieten, bot der Pressesprecher der NLF, Michael Rudolph, an. Ebenso bot Rudolph Handzettel zum Verteilen oder als Beilage für die Touristen an.

Dietzmann ergänzte, dass es aufgrund des allgemeinen Waldbetretungsrechtes schwierig sei, den Wanderer abzuhalten. Und noch während des Pressetermins kam eine Familie mit zwei kleinen Kindern den vorsorglich abgesperrten Hippelweg hinunter gewandert, seitlich der am Boden liegenden Stämme. „Wer sich trotz der Warnungen dafür entscheidet, die Gefahr auf sich zu nehmen, muss das ganz allein für sich entscheiden“, so Sohns „wir müssen hier so handeln, die Bäume absterben und zusammenbrechen lassen. Dann hoffen wir darauf, dass sich der Wasserhaushalt wieder stabilisiert“. Bis dahin habe man auf dem Hippelweg aber mit waldtypischen Gefahren zu rechnen. Im Übrigen betonte er abschließend, dass die Sperrung nichts mit einer Erweiterung des Steinbruchs am Winterberg zu tun habe, wie schon in der Bevölkerung vermutet worden sei. Das verbiete allein schon die Einstufung als Schutzgebiet.

BU

Der Wald auf dem Bereich des Hippelweges soll sich selbst heilen, deswegen haben die Niedersächsischen Landesforsten den beliebten Wanderweg abgesperrt.

Infotafel zum Aufgang zum Hippelweg. Über den Weg kommen Wanderer direkt zum Iberger Albertturm.

Michael Rudolph, Harald Dietzmann, Dietmar Mann und Dietmar Sohns bei der Absperrung zum Hippelweg.

Offizieller Pressetermin an der Absperrung des Hippelweges, der zum Iberger Albertturm führt.

Fotos Herma Niemann


Der Wald auf dem Bereich des Hippelweges soll sich selbst heilen, deswegen haben die Niedersächsischen Landesforsten den beliebten Wanderweg abgesperrt.

Offizieller Pressetermin an der Absperrung des Hippelweges, der zum Iberger Albertturm führt. Michael Rudolph, Harald Dietzmann, Dietmar Mann und Dietmar Sohns.

 

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