Regionales / Bad Sachsa / Walkenried
23.07.2020
„Einer der wenigen Momente, in denen der Harz gemeinsam arbeitet und denkt“
Minister Althusmann eröffnete Welterbe-Infozentrum in Walkenried
von Christian Dolle
Das Welterbe-Infozentrum in Walkenried wurde am gestrigen Mittwoch von Wirtschaftsminister Bernd Althusmann gemeinsam mit Gerhard Lenz von der Stiftung UNESCO-Welterbe im Harz eröffnet. In einem Festakt wurde es als wichtiger Meilenstein in der gemeinsamen touristischen Vermarktung des Welterbes im Harz und Ausdruck der nicht an kommunale Grenzen gebundenen Harzer Identität gewürdigt.
Das Infozentrum ist im ehemaligen Herrenhaus gegenüber dem Kloster untergebracht. Das Gebäude wurde Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut, stand in den vergangenen Jahren leer und wurde jetzt aufwendig umgebaut und zu einem modernen Anlaufpunkt für alle, die sich über das Welterbe global, regional und auch lokal informieren wollen.
Kulturgeschichte des Harzes sichtbar gemacht
An mehreren interaktiven Stationen wird erläutert, was Welterbe überhaupt bedeutet, welche Kriterien erfüllt sein müssen etc., es gibt beispielsweise einen Tisch mit einem multimedialen Spiel und als Herzstück ein 3D-Modell, an dem die Kulturgeschichte des Harzes sichtbar wird. Dabei sind die Informationen bewusst knapp gehalten, denn das Zentrum soll vor allem Lust auf die realen Orte des Welterbes Bergwerk Rammelsberg, Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft machen.
Als wichtigen Baustein für die touristische Infrastruktur bezeichnete Gerhard Lenz das Infozentrum, denn hier im Harz gebe es nun einmal 800 verstreute Monumente, viele davon im Wald versteckt oder unter Tage, auf die Besucher erst einmal aufmerksam gemacht werden müssen. Jetzt erfülle man den Bildungsauftrag der UNESCO, betonte er und dankte all jenen Partnern, die gemeinsam agierten, um ein solches Projekt auf die Beine zu stellen. Dazu zählen das Ministerium, die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, der Landkreis Göttingen, die Gemeinde Walkenried und etliche mehr, nicht zuletzt auch die Denkmalpflege. „Es ist nicht ganz einfach, ein modernes Konzept in ein historisches Gebäude hineinzusetzen“, merkte er an.
Damit Besucher länger bleiben
Der Niedersächsische Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung griff den Faden auf und stellte heraus, wie wichtig es sei, 3000 Jahre alte Kulturgeschichte für die heutige Zeit aufzuarbeiten. Das Welterbe sei jetzt erstmals flächendeckend sichtbar, stellte er fest, „damit die Besucher überlegen, ob sie nicht doch noch einen Tag länger bleiben.“ Gerade in der für uns größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg sei es ein besonders wichtiges Signal, denn auch und gerade der Tourismus sei ja von Corona betroffen.
„Dieses Welterbe ist einer der wenigen Momente, in denen der Harz gemeinsam arbeitet und denkt“, bemerkte Tobias Henkel, Direktor der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz. 2006 wurde das Zisterziensermuseum eröffnet, 2010 wurde es dann ins Welterbe aufgenommen, dies sei nun der nächste Punkt, doch noch lange nicht das Ende. Stillstand gebe es nicht, man werde im Kloster selbstverständlich weiter an der Strahlkraft für heutige und künftige Generationen arbeiten. „Einen Welterbeort weiterzuentwickeln, das macht Spaß“, schloss er.
Ein Ort mit großer Bedeutung
Kreisrat Marcel Riethig betonte, Walkenried sei zwar eine Gemeinde am Rande des Landkreises Göttingen, doch ein Ort mit großer Bedeutung. Und Christopher Wagner, allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters von Walkenried berichtete, schon vor drei Jahren als er als Bauamtsleiter herkam, habe er sich eine solche Aufwertung für das Herrenhaus gewünscht. „Es war verlassen und auch ein Stück weit verloren, jetzt ist etwas Modernes daraus geworden“, freute er sich.
Tourismus brauche Geschichten, erläuterte Prof. Martin Weigel, Vorstandsvorsitzender der GLC, und der Harz habe verstanden, Geschichten zu erzählen. Die Glücksburg Consulting AG steht hinter der Tourist-Information, die nun ebenfalls im Infozentrum untergebracht ist und es so zum zentralen Anlaufpunkt für jeden Besucher macht. In Goslar wird im Frühjahr 2021 ein zweites und in Clausthal-Zellerfeld im Sommer 2022 ein drittes Welterbe-Infozentrum eröffnet.