Kultur

22.07.2020

Im Steinbruch und in der Klosterkirche


Voller Einsatz für die Kunst

Hinter den Kulissen vom Videodreh mit Melanie Mau und Martin Schnella

von Christian Dolle (KKHL)

Melanie Mau und Martin Schnella sind im Harzer Land keine Unbekannten. Aus der regionalen Musikszene sind sie kaum mehr wegzudenken und auch in vielen Kirchengemeinden sind sie nicht erst seit ihrer Mitwirkung beim Luther-Happening in Osterode gern gesehene Gäste. Allerdings treten beide nicht nur zu zweit, sondern auch in verschiedenen Konstellationen als Band auf und als solche haben sie etliche Songs im Repertoire, in denen es deutlich rockig zugeht.

In Zeiten allgegenwärtiger Medien reichen Songs und Auftritte allein aber nicht aus, um als Musiker präsent zu bleiben. Dementsprechend gibt es inzwischen einige CDs und auf Youtube auch zahlreiche Videos der beiden. Die drehen sie meist mit dem ebenfalls aus dem Kirchenkreis Harzer Land stammenden Marc Philip Ginolas, der beim ZDF arbeitet und inzwischen Regie studiert.

Gerade jetzt, wo die Auftritte ausbleiben, haben sie die Zeit genutzt, einige neue Songs geschrieben und arrangiert und schließlich neue Videos gedreht. Eines davon ist eine Coverversion von Metallica, 'Creeping Death', das sie gemeinsam mit Schlagzeuger Simon Schröder, Mathias Ruck als dritter Stimme und Jelena Dobric als Darstellerin für einige Sequenzen in einem Steinbruch filmten.

Die zehn Gebote

Auch Mathias und Simon haben schon zuvor gemeinsame Videos mit den beiden gedreht, dass sie für dieses aber zunächst mal alle Instrumente und das komplette Equipment bei Sommerhitze durch den Wald schleppen mussten, hatte ihnen vorher wohl keiner gesagt. Jelena traf es da deutlich besser, denn sie musste geschminkt werden und durfte sich schließlich auch im Schatten aufhalten, damit das Make-up nicht verläuft, während die anderen unter der brennenden Sonne mehrfach allein und gemeinsam ihre verschiedenen Parts spielen mussten.

Melanie und Martin wussten zwar, was sie ihren Bandkollegen abverlangten, doch insbesondere Martin sah es relativ pragmatisch. „In dem Song geht es um die Zeit der zehn Gebote“, erläuterte er, „gestern haben wir uns sozusagen zur Einstimmung noch den Film angesehen.“ In dem Monumentalstreifen aus den 50ern haben die Schauspieler in der Wüste vermutlich ebenso viel zu leisten, von den Strapazen der Israeliten beim Auszug aus Ägypten bzw. den vorangegangenen zehn Plagen ganz zu schweigen.

Auch wenn Marc Philip nicht ganz die technischen Möglichkeiten wie Hollywood hat, so hat er jedoch eine klare Vision vom Video und die setzt er mit den Musikern dann doch relativ straight um. Bevor die Sonne weg ist, ist alles im Kasten, noch am Abend schickt er erste Aufnahmeschnipsel herum. Genau diese eingespielte Arbeit ist es ja auch, warum sie so gerne mit ihm arbeiten, betont Melanie, die froh ist, dass er sich auch gleich noch zu weiteren Dreharbeiten überreden ließ.

Rockmusik statt Stille

Die fanden dann nur wenige Tage später im Kloster Busfelde statt. Nur möglich in der Corona-Zeit, erläutert Klaas Grensemann, Diakon und Referent des Hauses kirchlicher Dienste. „Normalerweise haben wir hier ja Gäste, die die Stille und nicht die Rockmusik suchen“, sagte er lächelnd, „doch Melli und Martin waren schon häufiger zu verschiedenen Anlässen hier, sind also Freunde des Hauses und so waren wir froh, dass wir den Videodreh ermöglichen konnten.“

So wurde also im großen Saal ein provisorisches Filmstudio aufgebaut, mit immerhin vier festen Kameras und einer fünften, mit der Marc die Nahaufnahmen der Musiker einfing. Mit hinzugekommen war auch Bassist Lars Lehmann, der ebenfalls schon seit einigen Jahren wann immer seine Zeit es zulässt, mit Melanie und Martin zusammenarbeitet.

Mehrere Songs für eine bald erscheinende DVD wurden eingespielt, darunter eine etwa dreißigminütige Adaption mehrerer Stücke ihres Progressive Rock-Projekts Flaming Row und etliche weitere eigene Kompositionen. „Jungs, ihr seid zu langsam“, kam es zwischendurch von Melanie, „das müsst ihr beim nächsten Durchgang schneller machen, sonst passt das mit dem A cappella-Part nicht.“ Allgemeines Nicken, schon geht es weiter.

Eine Stunde des Gottesdienstes

Insgesamt ein konzentriertes und effektives Arbeiten, wozu die Atmosphäre des Klosters in jedem Fall beitrug, wie alle überzeugt waren. „Wir merken, dass bei ihnen eine große Wertschätzung für diesen Ort besteht“, fasste Klaas Grensemann es in Worte und betonte auch, dass das Kloster einerseits für Beständigkeit steht, genau darum hier aber auch Neues passieren darf. Handgemachte Musik gehört für ihn auf jeden Fall dazu, denn sie passe hierher, weil Musik im Klosterleben immer schon eine große Rolle spielte.

Am nächsten Vormittag entstand dann in der Klosterkirche noch ein weiteres Video. Die wunderschöne und erhabene Kulisse war dabei für Filmemacher Marc ebenso herausragend wie der außergewöhnliche Lichteinfall durch die Kirchenfenster, den er mit der Kamera für die einzelnen Einstellungen einzufangen versuchte.

Dazu erklang immer wieder eine Coverversion von 'Reasons' von Pain of Salvation, während Besucher sich die Kirche ansehen wollten. Vor allem eine ältere Dame hielt sich über eine Stunde lang am Rande auf und beobachtet das Geschehen. „Ehrlich gesagt hatte ich ein bisschen Angst, sie fühle sich durch uns gestört“, sagte Martin, der sie dann in einer Pause ansprach. Doch wie sich herausstellte, fühlte die Dame sich keinesfalls gestört. Vielmehr habe sie die Musik genossen, erläuterte sie, ebenso dass es hinter den historischen Mauern noch Leben gibt. „Für mich“, so stellte sie fest, „war es eine Stunde des Gottesdienstes.“

Das Video zum Cover von 'Creeping Death' gibt es hier:


v.l.: Simon, Melanie, Matthias und Martin


Jelena Dobric

Marc Philip Ginolas

Kloster Bursfelde




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kaputtgespielte Musiker ;-)















 

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