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16.07.2020

Beschäftigungsinitiative BIG arbeitet nur noch bis Ende des Jahres


Das Gebäude der BIG am Bahnhof in Gittelde. Dort befindet sich das Büro, das Möbellager und die Werkstatt.

Einrichtung soll nur in den Ruhezustand versetzt werden/Gespräche mit dem Landkreis für Folgelösung laufen.

von Herma Niemann

Seit vielen Jahren ist die Beschäftigungsinitiative BIG mit ihrem Verein „Arbeiten und Lernen“ eine Bereicherung für die Gemeinde Bad Grund. Und seit vielen Jahren steht die BIIG immer zum Jahresende auf der Kippe. Und auch in diesem Jahr sieht es leider wieder so aus, als ob es für die BIG nach dem 31. Dezember kein Fortbestehen mehr gibt, wie der ehrenamtliche Geschäftsführer des Vereins „Arbeiten und Lernen“, Joachim Grupe in einem Gespräch mit unserer Zeitung berichtet.

Auf Nachfrage berichtet der Bürgermeister der Gemeinde Bad Grund, Harald Dietzmann, dass die Projekte, die über den Landkreis Göttingen finanziert werden, bis zum Ende des Jahres auslaufen. Bis dahin werden die Mitarbeiter über der BIG und im Jugendcafé in Badenhausen weiterbeschäftigt. „Wir sind mit dem Landkreis im Gespräch über eine Folgelösung. Die BIG erfüllt eine wichtige soziale Funktion, die erhalten werden muss“, so Dietzmann. Nach Ende des Jahres werde dennoch der aktive Betrieb heruntergefahren. Dennoch sollen Gebäude und Inventar bestehen bleiben, sodass man bei einer Folgelösung wieder durchstarten könne.

Joachim Grupe, der sich weiterhin bereit erklärt hat, für administrative Aufgaben zur Verfügung zu stehen, sieht die Aussichten der BIG nicht ganz so rosig: „Die BIG wird wohl diesmal wirklich Geschichte sein. Es gibt in der Gemeinde kaum noch eine Basis, weil es kaum noch Projekte gibt“. Auch der Verwaltungschef Dietzmann erklärt, dass die hohen Arbeitslosenzeiten in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen seien und auch die Flüchtlingswelle seit einiger Zeit abgeebbt sei. „Aber wir wissen alle nicht was kommt, deshalb versetzen wir die BIG vorsichtshalber nur in einen Ruhezustand“, so Dietzmann.

Bei der BIG geht es nicht um eine stupide Beschäftigungstherapie oder das „billige“ Erledigen von Arbeiten. Vielmehr ist das Ziel der BIG die soziale Integration von Menschen, die auf normalem Wege nicht die Möglichkeit haben, sich auf dem Arbeitsmarkt zu behaupten. Und das funktioniert in der Gemeinde Bad Grund bereits seit 1994, damals begann alles mit dem neu gegründeten Verein „Arbeiten und Lernen“, aus dem sich über die Zeit ein in sich greifendes Netzwerk entwickelt hat. Keine Privatpersonen, aber die Gemeinde, Verbände und Kirchen haben seither von dem Projekt profitiert. „Mit der BIG haben wir für die Gemeinde Probleme gelöst, die die Gemeinde alleine und in dieser Form nicht hinbekommen hätte“, so Grupe.

Um das Konstrukt dieses integrativen Netzwerkes zu verstehen, muss man wissen, dass über allem der Verein steht. Darunter befindet sich die BIG, die aus drei Säulen besteht. Dazu zählt zum einen das Jugendcafé in Badenhausen (dort ist auch die Jugendpflege der Gemeinde mit der hauptamtlichen Jugendpflegerin Melanie Henschel angesiedelt) mit zwei Stammkräften und zum anderen die Werkstatt im Gebäude der BIG am Bahnhof in Gittelde mit sieben Stammkräften. Hierfür besteht für dieses Jahr noch eine Vereinbarung mit dem Landkreis Göttingen, der für dieses Jahr fünf Arbeitsgelegenheitsplätze (AGH) genehmigt hat. Besetzt werden die Stellen durch das Jobcenter. Diese AGH-Vereinbarung läuft zum Ende des Jahres aus.

Seit 2015 kam mit der Flüchtlingsbetreuung die dritte Säule dazu, mit einem Dienstleitungsvertrag mit dem Landkreis Göttingen. Auch dieser Vertrag läuft zum Ende dieses Jahres aus, da der Landkreis die Flüchtlingshilfe zukünftig in anderer Form organisieren will. Hier war die BIG zu Zeiten der großen Flüchtlingswelle Dienstleister mit Hilfe von schulischen Angeboten und Lehrgängen.

Gerade bei der Arbeit des Jugendcafés in Badenhausen zeigten sich die positiven Auswirkungen durch die Eingliederung von Frauen in den Arbeitsmarkt. Erschaffung einer Tagesstruktur, Anlernen und Anleiten, begleitende Unterrichte, Fortbildungen und Schulungen sowie Erweiterung der fachlichen Qualifikation, die die persönliche Weiterentwicklung fördern, blieben weiterhin die Eckpunkte der BIG, die Hilfe zur Selbsthilfe bietet. Die Bezieher von Hilfeleistungen konnten Mitglied im Verein „Arbeiten und Lernen“ werden. Die Teilnehmer blieben weiterhin im Leistungsbezug des Jobcenters und müssen sich an die Weisungen des Jobcenters halten. Die angebotenen Dienstleistungen der BIG beziehen sich auf gemeinnützige Arbeiten, von denen die Gemeinschaft wie Kindergärten, Schulen, Vereine und Verbände profitiert haben und auch noch zumindest bis Ende 2020 profitieren werden.

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:



Ab 2015 wurden bei der BIG auch Flüchtlinge durch die Zusammenarbeit mit Einheimischen erfolgreich integriert.

 

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