23.06.2020

Kein Lockdown im Landkreis


...Landkreis Göttingen

Der Wert der Neuinfektionen liegt Stand 22.06.2020 für den Landkreis Göttingen bei 50,35 (Vortag 47,91). Damit ist der bundesweite 50er-Alarmwert für einen starken Anstieg der Infektionen mit dem Corona-Virus überschritten. Was heißt das für den Landkreis und die Stadt Göttingen? „Einen Lockdown für den gesamten Landkreis wird es in der aktuellen Lage nicht geben“, erklärt Landrat Bernhard Reuter.

Es handele sich um ein lokal begrenztes Geschehen in der Stadt Göttingen. „Der aktuelle Corona-Ausbruch ist auf den Wohnkomplex am Rand der Innenstadt beschränkt und unter Kontrolle. Alle notwendigen Maßnahmen sind ergriffen“, sagt Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler.

Anfang Mai hatte die Bundeskanzlerin mit den Länderchefs vereinbart, dass spätestens bei 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner*innen innerhalb von sieben Tagen in einem Landkreis konsequente Maßnahmen zur Beschränkung der Corona-Pandemie zu ergreifen sind. Der Wert ist eine statistische Größe, einen Automatismus für Maßnahmen bei Überschreiten gibt es nicht. Vielmehr haben Länder wie Niedersachsen erklärt, bereits bei einem niedrigeren Wert die Initiative zur Eindämmung der Ausbreitung des Corona-Virus zu ergreifen. Wesentliche Faktoren sind dabei die Kapazitäten der Krankenhäuser zur Versorgung möglicher Intensivpatienten und der Gesundheitsämter zur Kontaktnachverfolgung weiterer Verdachtsfälle. Entscheidend für Art und Umfang der notwendigen Maßnahmen ist zudem die konkrete Konstellation eines Corona-Ausbruchs. Ist der Infektionsherd eingrenzbar, beispielsweise in einer Einrichtung, sind gezielte Maßnahmen erforderlich. Ist hingegen eine große Zahl nicht identifizierbarer Personen beteiligt, zum Beispiel bei einer Beachparty, drohen massive Beschränkungen des öffentlichen Lebens.

Der aktuelle Corona-Ausbruch ist auf die Stadt Göttingen, und dort auf einen Wohnkomplex, begrenzt. Die Bewohner*innen der Gebäude stehen unter Quarantäne und werden komplett auf eine Infektion mit dem Corona-Virus getestet. „Der Ausbruch ist damit örtlich begrenzt, es gibt ein klares Bild vom Infektionsgeschehen und Infektionsketten werden unterbunden“, erläutert Stadträtin Petra Broistedt, Leiterin des Stabes außergewöhnliche Ereignisse der Stadt Göttingen. „Es wurden umfangreiche Maßnahmen, unabhängig vom sogenannten Inzidenz-Wert, ergriffen“, fügt sie hinzu.

Weitere Beschränkungen für das Gebiet der Stadt Göttingen oder Teile des Landkreises sind nicht erforderlich, stellen übereinstimmen die Stäbe von Stadt Göttingen und Landkreis fest. „Die Strategie konsequenter Maßnahmen und umfassender Tests zur Eindämmung der Pandemie hat sich bewährt. Wir haben sie mit dem gemeinsamen Gesundheitsamt bereits erfolgreich bei vorangegangenen Ausbruchsgeschehen angewandt“, führt Kreisrätin Marlies Dornieden, Leiterin des Landkreis-Stabes, aus.

Der Wert der Neuinfektionen je 100.000 Einwohner*innen innerhalb von sieben Tagen ist ein Instrument zur ersten Einschätzung der Lage. Das wird bei einer Rückschau auf die bisherige Entwicklung im Landkreis Göttingen deutlich. Wenn der Wert bereits zu Beginn der Pandemie erfasst und berechnet worden wäre, hätte sich zur Zeit des starken Anstiegs im April mehrfach ein Überschreiten der 50er-Grenze ergeben. Die damals niedrigeren Ausgangswerte verzerren jedoch den Vergleich mit der heutigen Situation. Das gleiche Phänomen würde bei einem Blick auf einzelne Gemeinden auftreten: Die Ausschläge wären relativ noch stärker und die Unterschiede zwischen den Gemeinden riesig. Das zeigt: Für die Lagebeurteilung und die Umsetzung von Maßnahmen sind eine differenzierte Betrachtung, konkrete Analyse und schließlich abgewogene Entscheidung im Einzelfall erforderlich. Das ist in den vergangenen Wochen und Monaten, wie auch bei den jüngsten Ausbrüchen, geschehen.

 

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