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17.06.2020

Sicherheit beim Schwimmen nur durch Kontinuität


Jessica de Vries-Olbrich und Mareike Hartmann (von links) von der DLRG Ortsgruppe Westharz weisen auf die Gefahren beim Schwimmen in Pools und Teichen hin

Die DLRG Ortsgruppe Westharz weist auf die Gefahren von Pools und beim Baden in Teichen hin/Kindern fehlt das regelmäßige Training

...von Herma Niemann

Wohl so ziemlich jeder kennt das Problem: hat man längere Zeit bestimmte Dinge nicht mehr gemacht, wie etwa eine gelernte Sprache aktiv sprechen oder einen Sport ausüben, hat man zunächst das Gefühl, man habe alles wieder verlernt. Die Regelmäßigkeit macht die Sicherheit aus. Genauso verhält es sich bei Kindern, die gerade das sichere Schwimmen lernen wollen.

Seit des Lockdowns im März aufgrund der Corona-Pandemie wurden auch die Schwimm- und Lernschwimmbecken geschlossen. Schulen und Kindertagesstätten wurden ebenfalls geschlossen, sodass sich die Eltern zum großen Teil in den Vormittagsstunden selbst um ihre Kinder kümmern mussten. Da war Kreativität gefragt. Trampoline und Pools wurden angeschafft, um den Kindern zumindest zuhause etwas Spaß und Abwechslung bieten zu können.

Doch die Gefahren mit einem eigenen Pool im Garten dürfen nicht unterschätzt werden. Das betont die Vorsitzende der Jugendabteilung der DLRG, Mareike Hartmann, in einem Gespräch mit unserer Zeitung. „Vielen Eltern fehlt das Bewusstsein dafür, wie sehr es die Schwimmfähigkeit der noch nicht sicheren Kids beeinflusst, wenn Monate lang jegliche Schwimmbadbesuche ausgefallen sind. Jetzt werden Pools im Garten aufgestellt und Badeteiche besucht. Da dürfen die Gefahren nicht unterschätzt werden“, so Hartmann. Mit einem Pool im Garten, einem Plantschbecken oder auch nur einer Regentonne, müssten die Kinder ständig beobachtet werden. Manchmal würde ein Ausrutschen schon genügen, und wenn dann kein Erwachsener da ist, kann das schlimm ausgehen.

Da in den inzwischen wieder geöffneten Freibädern auch nur eine begrenzte Anzahl von Besuchern Einlass bekommt, würden viele Menschen daher wahrscheinlich auch die Badeteiche hier im Harz bevorzugen. Gerade den Fünf- und Sechsjährigen würde aber nun die Wassererfahrung fehlen. „Und das ist ein Unterschied, ob man in der Innersten schwimmt oder in einem Bad“. Auch zuhause im Pool gelte: Die Kinder müssen auf jeden Fall mit sicheren Schwimmhilfen ausgestattet sein. Luftmatratzen seien zum Beispiel nicht geeignet. Viele Pausen machen sei aber auch wichtig, wie auch ein angemessener Sonnenschutz.

Die DLRG will jetzt verstärkt die Öffentlichkeit dafür sensibilisieren, inwiefern sich die Corona-Maßnahmen auswirken und mögliche Ertrinkungstode verhindern. „Langfristig gesehen, wird diese Zeit die Wartelisten von Schwimmkursen noch verlängern und letztlich die Zahl der Nichtschwimmer weiter erhöhen“, so Hartmann weiter . Durch den Lockdown verzögere sich die Ausbildung. Momentan ist bei der DLRG Ortsgruppe Westharz geplant, dass zumindest bis Ende der Sommerferien keine Schwimmkurse angeboten werden können, denn aufgrund der Abstands- und Hygieneregeln gestalte sich die Ausbildung schwierig bis unmöglich. Die Kids beim Anfängerschwimmen müssten wahrscheinlich wieder von vorne anfangen, und auch die höheren Gruppen hätten viel Zeit und praktische Erfahrungen für ihre Abzeichen verloren, betont Jessica de Vries-Olbrich (Leiterin Präventionsteam).

Im Jahr 2019 habe es 417 bekannte Todesfälle durch Ertrinken in Deutschland gegeben, so der Sprecher der DLRG mit Hauptsitz in Bad Nenndorf, Achim Wiese. 25 von 51 Ertrunkenen seien im vergangenen Jahr Kinder im Vor- und Grundschulalter gewesen. Für das laufende Jahr befürchtet die DLRG noch einen Anstieg der Ertrinkungszahlen, da wegen der Corona-Krise viele Menschen Wildbadestellen aufsuchen würden.

Die dringende Empfehlung der DLRG: Auch an den Urlaubsorten bewachte Schwimmstätten aufsuchen und die allgemeinen Baderegeln einhalten. Weitere Informationen unter www.westharz.dlrg.de.

 

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