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08.05.2020

Aktionstag für die Rechte von Menschen mit Behinderungen


...Bündnisses Inklusives Göttingen

Zum 25. Mal wurde in Göttingen der Aktionstag für die Rechte von Menschen mit Behinderungen begangen. Das Jubiläum stand jedoch ganz im Zeichen der aktuellen Corona-Krise.
Zunächst hatte das Bündnis „Inklusives Göttingen“, welches aus Vertretungen der Menschen mit Behinderung in Stadt und Landkreis sowie aus 14 Organisationen der Behinderten (selbst-)hilfe besteht, erwogen, die Veranstaltung, die in den vergangenen Jahren oft bis zu 300 Menschen im Rahmen einer Demonstration auf die Straße brachte, komplett abzusagen. Recht kurzfristig wurde dann aber entschieden eine Mahnwache durchzuführen.

Auf dem Göttinger Markt wurde das Banner „Corona“ behinderte alle“ aufgestellt. „Die aktuellen Beschränkungen lassen derzeit auch Menschen ohne Behinderung erfahren, wie sich eingeschränkte Teilhabe anfühlt. Daher ist derzeit gerade der richtige Moment, um für das Thema Inklusion zu sensibilisieren“, so Erik Kleinfeldt vom Verein Selbsthilfe Körperbehinderter Göttingen, einer der Organisatoren.

Karin Mann vom Städtischen Beitrat für Menschen mit Behinderung verwies im Gespräch mit der Presse auf die besonderen Einschränkungen, die aktuell gerade Menschen mit Behinderungen zu tragen haben: Medizinische Rehabilitationen persönliche Assistenzen werden aktuell aus gesundheitlichen Erwägungen nicht durchgeführt, die soziale Isolation setzt gerade Menschen mit psychischen Vorerkrankungen zu. Bewohner von Wohnheimen für Menschen mit Behinderung
müssen oft im Haus oder gar im Zimmer bleiben – und das über Wochen. Geschlossene Werkstätten verhindern zudem die Teilhabe am Arbeitsleben.

Der kleine Aktionstag am 5. Mai ist der Auftakt einer Reihe kleinerer Projekte, die das Bündnis während der kommenden Woche plant. Das wichtigste ist der Aufbau eines Informationsportals zu regionalen Hilfsangeboten in Zeiten von Corona. Hierfür würde gerade die Webseite des Bündnisses angepasst. Ab dem 11. Mai werden voraussichtlich Hilfsangebote von der Einkaufshilfe bis zu Notfallnummern für psychische Krisen, aber auch Nähanleitungen und Pflegetipps für Mund-Nasen-
Masken auf der Website www.inklusives-goettingen.de zu finden sein, so die Organisatoren.

 

Grußworte der Sozialdezernenten von Stadt und Landkreis zum Aktionstag 5. Mai

Corona behindert jeden von uns!

Teilhabe für ALLE – jetzt erst recht!

Gemeinsam verschieden sein: die gesellschaftliche Teilhabe und das Miteinander aller Menschen unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Alter oder Behinderung ist ein hohes Gut. Als Sozialdezernentin der Stadt Göttingen ist mir soziale und gesellschaftliche Teilhabe für alle Menschen besonders wichtig.

Teilhabe brauchen wir im täglichen Leben wie auch in Ausnahmesituationen. Sie erfordert Solidarität und Verantwortung, denn Verantwortung heißt auch sich gegenseitig schützen, z.B. durch die konsequente Einhaltung des Sicherheitsabstandes oder das Tragen eines Mundschutzes.

Der Sternmarsch zum 25. Jubiläumstag des Göttinger Aktionstag und alle anderen Versammlungen dürfen aufgrund der aktuellen Situation leider nicht stattfinden. Das bedauere ich sehr, denn die Aktionstage der Vergangenheit waren große Erfolge. Sie haben in unserer Stadt Bewusstsein für ein Recht auf Teilhabe geschaffen.

Aber auch diese Mahnwache setzt ein Zeichen.

Wir alle erleben in dieser Zeit, wie es sich anfühlt, in Isolation und in Abgrenzung zu leben.

Lassen Sie uns - zumindest in Gedanken - die Hände reichen oder eine Umarmung wagen, um Distanzen zu überwinden.

Lassen Sie uns diese Mahnwache als Chance begreifen, in Solidarität zusammen zu stehen, denn Gemeinsamkeit verbindet.

Lassen Sie uns stärker denn je dafür eintreten, dass das Recht auf Teilhabe ALLER eine Selbstverständlichkeit wird. Dafür setze ich mich gern ein.

Ihre

Petra Broistedt

Sozialdezernentin der Stadt Göttingen


Mit alter Kraft zu einem neuen Miteinander

Gesellschaftliche Teilhabe für alle!

Anfang Mai finden jedes Jahr zwei Ereignisse statt, die uns in Erinnerung rufen, wie wichtig Solidarität, soziale Gerechtigkeit und Teilhabe aller für unsere Gesellschaft sind. Neben dem Feiertag Tag der Arbeit am 1. Mai ist das zweite Ereignis der Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung am 5. Mai.

In diesem Jahr finden beide Ereignisse unter ganz anderen Vorzeichen statt. In Zeiten der COVID-19-Pandemie sind große Demonstrationen nicht möglich, Menschenansammlung sind zu vermeiden, viele Menschen bleiben zu hause. Dabei zeichnen sich beide Ereignisse durch ihre Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit aus. Auch in Göttingen hätte am 5. Mai ein buntes Miteinander stattfinden sollen, um
daran zu erinnern, wie viel noch zu tun ist für die Inklusion.

Der 5. Mai wird von manchen verkürzt als Tag der Menschen mit Behinderung bezeichnet. Das ist falsch. Der 5. Mai ist unser aller Tag. An diesem Tag machen wir uns alle bewusst, was noch anzupacken ist, damit wir die Gleichstellung von Menschen mit und ohne Behinderung erreichen. Wir haben viel erreicht, viel ist noch zu tun.

Gerade die COVID-19-Pandemie ist besonders für die Menschen eine Herausforderung, die ohnehin durch unsere gesellschaftlichen Strukturen behindert werden oder von gesellschaftlicher Teilhabe ausgeschlossen sind. In dieser anderen Zeit brauchen wir ein neues Miteinander.

Erinnern wir uns am 5. Mai daran, wie wir zu dem wurden, was wir sind: ein starkes Land mit einem der besten Sozialsysteme der Welt. Besinnen wir uns auf diese Kraft, die uns zu diesem Land hat werden lassen, um weiter Ungleichheiten zu beseitigen und Solidarität, soziale Gerechtigkeit und Teilhabe für alle zu erreichen. Kommen wir mit alter Kraft zu einem neuen Miteinander und reichen uns gerade in diesen Zeiten solidarisch die Hände.

Als Sozialdezernent des Landkreise Göttingen möchte ich allen danken, die trotz der schwierigen Zeit den 5. Mai in das Bewusstsein der Öffentlichkeit rufen. Ich wünsche uns weiterhin viel Kraft, erfolgreich für die gesellschaftliche Teilhabe aller zu streiten.

Mit freundlichen Grüßen

in Vertretung

Marcel Riethig

Landkreis Göttingen - Der Landrat

Dezernat für Jugend, Bildung, Arbeit, Soziales und Kultur


 

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