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04.05.2020

Ambulanter Pflegedienst Specht lässt sich von Corona nicht ausschalten


Julia und Lars Specht können sich 24 Stunden am Tag auf ihr Team verlassen.

von Petra Bordfeld

Auch wenn in der Corona-Zeit der Weg zu Nasen-Mund-Schutzmasken, Einweghandschuhen oder Schutzanzügen plus Masken und Desinfektionsmittel alles andere als leicht zu beschreiten ist, erreichen Julia und Lars Specht sowie die 14 Mitarbeiterinnen des ambulanten Pflegedienstes Specht in Badenhausen hat, stets ihr Ziel. Und das ist die im Prinzip 24stündige Betreuung von Bürgern der älteren Generation, die nicht nur in der Gemeinde Bad Grund wohnen.

Was jetzt schon zum Alltagsbild zählt, sollte sich zu Beginn von „Covid-19“ als Hürden herausstellen, die allerdings nicht unbezwingbar waren. Während Julia Spechts „Mädels“ sich erst einmal daran gewöhnen mussten, mit Maske und Handschuhen aktiv zu werden, ärgert sie zurzeit, dass leider viel Müll mit der Einwegschutzkleidung produziert wird.

In jedem Fall sind sich alle in einem wichtigen Punkt einig: „Wir schaffen es auch in dieser schweren Zeit, die älteren Menschen, die uns brauchen, zu versorgen. Das ist unser Job, sie zu unterstützen, ihnen Halt, Zuversicht und Freude zu bereiten, während der es kaum ein anderer tun kann oder will“.

Sie sehen sich als Helfer im Alltag und wollen auch den Familien der betreuten Bürger Entlastung und Sicherheit geben, in dem sie sichtbar machen, dass ihre Angehörigen in guten und sicheren Händen sind. „Wir sind da, und es bereitet uns einfach Freude, das Lächeln der von uns zu Betreuenden und der Angehörigen zu sehen. Das Lächeln und Danke sind die schönste Belohnung“, darin sind sich alle einig.

Dass die Kunden ein großes Vertrauen zu diesem von Julia und Lars Specht vor fast zwei Jahren ins Leben gerufene Privat-Unternehmen haben, zeige auch die Tatsache, dass sich mit Corona niemand von ihnen zurückgezogen hat. „Das liegt wohl auch mit daran, dass wir schon beim Auftauchen dieser Erkrankung in den Medien in Sachen Schutzmaterial mittels Einweg- und selbst genähten Masken aufgerüstet haben, so die beiden Jungunternehmer. Mit einem Schmunzeln erinnern sie sich an Zitate, die bei den ersten Maskenbegegnungen zu vernehmen waren: „Sie kommen bestimmt vom Mond“ oder „Sie erinnern an einen Hund mit Maulkorb“.

Und doch schleiche sich Tag für Tag ein mulmiges Gefühl ein. Denn unter anderem seien die Einwegmasken zwar mittlerweile den immer wieder verwendbaren Masken gewichen, für deren Beschaffung habe man allerdings vorerst in die eigene Tasche greifen müssen.

Den Erwerb von einem Desinfektionsmittel-Konzentrat habe man ebenfalls erst einmal aus der eigenen Tasche bezahlen müssen. Oftmals würden immer noch Schutzmaterialien der unterschiedlichsten Art zu Wucherpreisen feilgeboten. Wenn ihnen da der bpa (Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e. V) nicht zur Seite stünde, sehe es noch schlechter aus.

Zu einer der neuen "Covid-19'"-Aufgaben von Lars Specht gehört es, täglich im Internet auf Spurensuche nach lieferbaren und nicht überteuerten Materialien zu gehen. Auch wenn man am Ende in den zurzeit überaus sauren finanziellen Apfel beißen und die recht horrenden Summen für die Schutzmaterialien aufbringen müsse, werde keine seiner Pflegekräfte im gesundheitlichen Regen stehen gelassen.

„Die Patienten brauchen uns. Und unser Job ist es, sie in schwerer Zeit zu unterstützen und deren Familien Entlastung sowie Sicherheit zu geben. Letztendlich sind wir Mädchen und Jungs für alles. Und das sind wir gerne“, so Julia Specht. Aus dem Grund hat sich an den Arbeitszeiten des Teams (täglich von 6 bis 21.30 Uhr) und an der Bereitschaft von ihr und ihrem Mann an 24 Stunden am Tag nichts geändert.

In einem sind sich alle auch einig: Der Humor ist ihnen nicht verloren gegangen. Bei einer Ruhepause im Büro kommt auch der Spaß nicht zu kurz. “Lachen haben wir bestimmt nicht verlernt!“ Und dass beruht auf Vertrauen und gegenseitiges Verständnis. In der Zeit, wo nicht alles möglich ist und Kompromisse geschlossen werden müssen, kommen ihnen sogar einige Patienten entgegen.

Die fünf Haushaltskräfte sorgen und bemühen sich ebenfalls um das Wohl der Patienten. Auch die legen ihre Masken an und besuchen die ältere Genration, um ein wenig Ordnung in deren Haushalt zu bringen und Einkaufen zu fahren. „Dieses Entgegenkommen ist letztendlich lebenswichtig“. Die neun Pflegekräfte wiederum halten die ambulante Betreuung aufrecht. „Es kann doch nicht sein, dass wir auch alles liegen lassen. Dann haben die Menschen ja niemanden mehr“

Bei all diesen lebens- und liebenswerten Aktionen schaffen es die Frauen auch dafür zu sorgen, dass ihre Familien nicht zu kurz kommen. Gemeinsam mit den Kolleginnen wird diese Doppelbelastung in erträgliche Bahnen gelenkt, auf denen niemand, auch nicht der Nachwuchs, zu kurz kommt. Und das, obwohl Schulen und Kitas noch weitestgehend geschlossen sind. „Das Team hält halt sehr gut zusammen“.

 

 

 

 

 

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