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04.05.2020

Corona verschiebt Startschuss für das Kopthisch-Orthodoxe Internat in Bad Grund


Bischof Anba Damian mit dem Pastor aus Bad Grund Michael Henheik (von links) im Jahr 2015 bei der feierlichen Einweihung der Kapelle in Bad Grund

Zahlreiche Auflagen hatten schon vor Corona zur Verzögerung der Eröffnung geführt/Ausstellung mit Miniatur-Kathedralen geplant

...von Herma Niemann

Zahlreiche bürokratische Hürden hatten dafür gesorgt, dass sich das Vorhaben der Koptischen Kirche, aus der ehemaligen Grundschule in Bad Grund ein Internat zu machen, so lange hinaus gezögert hat. Und dann kam auch noch die Corona-Pandemie mit den Einschränkungen und Reise-Beschränkungen dazu – momentan ist die Einreise aus Ägypten nicht möglich. Das berichtet der Koptische Bischof Anba Damian (Repräsentant der Koptischen Kirche in Deutschland und Diözesanbischof für Norddeutschland) in einem Gespräch mit unserer Zeitung. Bischof Damians Amtssitz ist im Kloster Höxter-Brinkhausen.

Erworben wurde das Gebäude durch die Koptische Kirche in Deutschland bereits im Mai 2017. Damals hoffte die Kirche noch auf eine Eröffnung im Jahr 2018. Noch Anfang März diesen Jahres berichtete der Bischof, dass die Hürden so gut wie überwunden seien. Damals zeigte er sich zuversichtlich, dass bald die ersten christlich-orthodoxen Jugendlichen aus Ägypten die Chance auf eine Ausbildung in Deutschland ermöglicht werden kann und bald die Visa erteilt werden. Das wird sich nun durch die Corona-Pandemie weiter verzögern.

Klare Vorgaben der zuständigen Ausländerbehörde seien zu erfüllen gewesen, wie etwa die Unterzeichnung eines Kooperationsvertrages mit der Sprachwerkstatt Paderborn. Ebenso war für die Behörde eine direkte Kontaktaufnahme mit den künftigen Kandidaten nötig gewesen. „Wir hatten auch keine Freude an der Verzögerung, die natürlich auch mit Kosten verbunden war, aber das Einhalten der Vorschriften respektieren wir“, so der Bischof. Die Unterbringung soll beim künftigen Start erst einmal in Privatunterkünften erfolgen, bis die Zimmer im Dachgeschoss der Schule fertiggestellt seien. Auch wenn die Corona-Beschränkungen gerade das soziale Miteinander stilllegen würden, werde jedoch weiterhin in der ehemaligen Grundschule gebaut und gewerkelt. Momentan versuche man, Regale zur Neugestaltung der Bibliothek zu bekommen. Zudem soll im Erdgeschoss eine Kantine gebaut werden. Eine Sanitär- und eine Elektrofirma hätten bereits im Gebäude ihre Arbeiten aufgenommen.

Besonders freue sich der Bischof darüber, dass die Pastorin Astrid Schwerdtfeger, die momentane Vertretung von Pastor Michael Henheik in Bad Grund und Wildemann, eine treue Freundin des Klosters sei, die ihre Unterstützung angeboten habe. Eine weitere gute Nachricht hatte der Bischof auch noch zu verkünden. Man habe sich entschlossen, das Internat als eine Stiftung laufen zu lassen, sodass die Schüler nicht für die Kosten des laufenden Schulbetriebs sondern nur für die Kosten der Verpflegung und Unterbringung aufkommen müssten. Die Schirmherrschaft werden voraussichtlich der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff und der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Ralf Meister übernehmen. Angeregt wurde vom Bischof auch, den Straßennamen zu ändern. „Der Straßenname ´Im Teufelstal´ passt nicht unbedingt zum Ziel unseres Sprachinternats“, so der Bischof schmunzelnd. Des weiteren ist auch eine Verlegung der Ausstellung von Dr. Hans-Martin Möhlers („Das Lied der Steine“) nach Bad Grund vorgesehen. Diese Ausstellung befindet sich zurzeit noch im Kloster in Höxter-Brenkhausen. Die Ausstellung wurde von Möhler (Bad Oeynhausen) in 25 Jahren angefertigt. Im Jahr 2009 stiftete er dem Koptisch-Orthodoxen Kloster seine liebevoll angefertigten Miniaturen aus Pappe, die berühmte Gotteshäuser aus der ganzen Welt detailgetreu wiedergeben, darunter die Kathedrale von Canterbury und die Basilika die San Marco von Venedig. Das Foyer des Hauptgebäudes in Bad Grund soll der neue Standort dieser Ausstellung werden.

Das Gebäude der ehemaligen Grundschule in Bad Grund wurde von der Koptischen Kirche in Deutschland zum Preis von 25.000 Euro gekauft und soll als Sprachinternat für altorientalische Jugendliche zur Universitätsvorbereitung dienen. Das Internat ist konzipiert als Orientierungsstation für christlich-orthodoxe Jugendliche und junge Erwachsene beiderlei Geschlechts, die nach dem Abitur in ihrem jeweiligen Heimatland ein Studium an deutschen Hochschulen anstreben.

Dazu gehört die Sprachausbildung in Deutsch und Englisch, aber auch in akademischer Form sowie wissenschaftlicher Arbeitsweisen. Die Zielgruppe sind insbesondere junge Christen, die der altorientalischen Kirchengemeinschaft angehören. Dazu gehören die Kopten Ägyptens, die christlichen Syrer und Armenier, die Äthiopier und Eritreer und die indischen Thomas-Christen. Das Internat soll der Vorbereitung auf ein Studium in Deutschland dienen und wird von der Koptischen Kirche in Deutschland getragen.


Orientalische Malerei im zukünftigen Internat der Koptisch-Orthodoxen Kirche. Die Malereien stammen von der Ägyptologin Daniela Rutica

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