Kultur

02.05.2020

„Songs zu komponieren macht einfach doppelt Spaß, wenn man zusammen sitzt“


Gedanken der Jungs von Minuspol zur aktuellen „Kulturpause“

von Christian Dolle

Während in anderen Bereichen Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Corona-Virus langsam wieder gelockert werden, steht die Kultur immer noch mehr oder weniger still. Konzerte finden nicht oder wenn, dann nur online statt, für regionale Bands wie „Minuspol“ ist das eine ziemlich Umstellung.

„Das gemeinsame Proben fehlt mir schon. Die Jungs zu sehen und zu jammen, quatschen oder Songs zu komponieren macht einfach doppelt Spaß, wenn man zusammen sitzt“, sagt beispielsweise Marc. Stattdessen erledigt er in der Zeit nun liegengebliebene Hausarbeit. Die Musik fällt aber dennoch nicht völlig flach, sagt er, neue Ideen für die Band sammeln oder ab und zu mal an einem „Corona-Video“ arbeiten geht ja trotzdem noch.

Ähnlich ist es auch bei Jeremias, der jetzt statt Proben, Konzerten und Treffen mit Freunden seine Freizeit alleine zuhause verbringt und dort so kreativ wie eben möglich ist. „Die nicht stattfindenden Treffen mit Freunden werden durch die unzähligen Social Media Möglichkeiten ganz gut aufgefangen“, findet er, „so ist das Kontaktverbot meiner Meinung nach gar nicht so schlimm, im Gegenteil - so lange es zu unsrer Sicherheit und vor allem zur Sicherheit von Menschen mit erhöhtem Infektionsrisiko beiträgt finde ich es absolut sinnvoll und wichtig!“

Die Inspiration fehlt

Kreativ werden und Songwriting okay, doch auf Dauer fehlt eben doch die Inspiration, findet hingegen Marco. Die Maßnahmen seien natürlich nötig, aber eben dennoch frustrierend, räumt er ein. Er geht für Familienmitglieder einkaufen und versucht, das Beste aus allem zu machen. Auf jeden Fall fühle sich alles komisch und irreal an. Als Schüler habe ihn auch die Schließung der Schulen überrascht, denn obwohl ja auch vorher über das Corona-Virus diskutiert wurde, hatte er solch gravierende Einschnitte kaum für möglich gehalten.

„Vor ein paar Wochen kam die Mail: Die Hochschule hat bis auf weiteres geschlossen warten sie auf weitere Anweisungen“, erzählt Julian, „Ja geil das erste mal seit Ewigkeiten Zeit all das zu machen, was ich die ganze Zeit schon aufschiebe. Endlich mal wieder kreativ sein. Nice, das Wetter ist schön und ich könnte mein Videos fertig schneiden, ich könnte wieder mehr fotografieren und wir haben viel mehr Zeit für Songwriting. Alter so viele geile Sachen, für die ich jetzt wieder Zeit habe.“ Dann jedoch stellte er fest, dass irgendwie die Routine fehlt, alles doch nicht so leicht von der Hand geht wie gedacht und Songwriting gemeinsam im Probenraum nun mal deutlich cooler ist als übers Internet.

Die Folge: länger pennen und Netflix. Auf Dauer leider auch keine Lösung. Also bemüht er sich inzwischen, den Tag irgendwie zu strukturieren und Kreativität ein Stück weit zu erzwingen. Geht zur Not auch. „Nichts desto trotz freue ich mich sehr darauf hoffentlich möglichst bald wieder im Proberaum sein zu können, auf die Bühne gehen zu können und alle Freunde und Fans möglichst bald wieder sehen zu können.“

Die Menschheit rückt zusammen

Deutlich leichter scheint es Joschka zu fallen. Die gemeinsamen Proben und Konzerte fehlen ihm natürlich auch, keine Frage. Doch er kann alldem auch etwas Positives abgewinnen. „Ich habe angefangen für mehrere Haushalte einzukaufen, die entweder nicht einkaufen konnten, oder für die es besser war und ist lieber zu Hause zu bleiben und nicht einkaufen zu gehen“, berichtet er. Dazu stellt er fest: „Generell fühlt es sich für mich momentan so an, als würde die Menschheit wieder ein bisschen zusammenrücken und sich zu unterstützen und das finde ich persönlich verdammt schön.“

Sein Schlagzeug hat er jetzt bei sich zuhause stehen und sieht durchaus Vorteile darin, einfach spielen zu können, ohne vorher in den Proberaum fahren zu müssen. Auf der anderen Seite fehlt ihm die Band natürlich schon. „Auch ich mache jetzt „Home-Office“, da ich keine Instrumentenunterrichte mehr im Musikhaus Funke geben kann zu der Zeit. Dem entsprechend versorge ich nach Möglichkeit meine Schüler und Schülerinnen mit Material und Tipps, damit auch das Musikmachen bei anderen weitergehen kann.“

Diese Zeit wird vorüber gehen

„Ich bin echt froh, dass ich bis jetzt weiter zur Arbeit gehen kann“, sagt hingegen Jeremias. „Natürlich haben wir dort jetzt noch ein paar mehr Sicherheitsvorgaben, wie zum Beispiel nur noch mit zwei Personen in einem Auto fahren, aber wir können fast normal weiterarbeiten.“ Sein Arbeitsalltag habe sich durch Corona also nicht grundlegend verändert, was nervt, ist allerdings der Verzicht auf das, was die Band und damit sein größtes Hobby ausmacht.

Die Einschränkungen im Arbeitsleben sieht auch Marc eher gelassen. „Ich arbeite in einer Kita, die mit einer Notgruppe ausgestattet ist, sodass ich wenig Home-Office machen kann.“ Daher falle ihm auch zum Glück die Decke nicht auf den Kopf. Das Leben geht also weiter, doch die Jungs spüren deutlich, wie wichtig ihnen die Musik als gemeinsames Hobby ist, wie sehr gelebte Kultur den Alltag bereichert und dass das Internet soziale Kontakte eben nicht ersetzen kann.

Das verbindet sie vermutlich mit ihren Fans, die die Konzerte wohl ebenfalls vermissen. Doch um es mit dem Zweckoptimismus von Marco zu sagen: „Auch wenn es mir schwer fällt versuche ich mir zu sagen, dass auch diese Zeit vorüber gehen wird. Denn das wird sie auch.“

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