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28.04.2020

Lockdown und Kontaktbeschränkungen


So leer ist es auf der Hauptstraße in Bad Lauterberg selten.

Schüler der KGS Bad Lauterberg fragen regionale Betriebe nach ihrem Krisenmanagement

vom Wahlpflichtkurs "Tagesaktuelles" der KGS Bad Lauterberg

Inzwischen sind die Beschränkungen für bestimmte Geschäfte und das öffentliche Leben in Niedersachsen gelockert worden, so dass der Verkauf zu einem großen Teil wieder angelaufen ist. Schüler des Wahlpflichtkurses „Tagesaktuelles“ an der KGS Bad Lauterberg wollten wissen, wie unterschiedliche Betriebe aus Osterode und Bad Lauterberg der zweifelsohne herausfordernden Situation begegnen und ihr Geschäft auch unter starken Auflagen am Leben erhielten.

Die Interviews führten die Schüler und Schülerinnen freiwillig und z.T. auch in den offiziellen Ferien telefonisch mit den Inhabern, nachdem sie die Fragen zusammen mit ihrem Fachlehrer über die Chat-Funktion der schuleigenen Plattform „IServ“ diskutiert und daraus einen Fragenkatalog entwickelt hatten.

„Staatliche Hilfe beantragt und teilweise schon Geld erhalten – das funktioniert“

Alle befragten Betriebe haben mit Einbußen zu kämpfen und zu einem Großteil staatliche Unterstützung beantragt. Hierbei zeichnet sich ein durchaus positives Bild ab, wenn es um die Beantragung von Kurzarbeitgelder geht. So sagt bspw. Manfred Stricker von Intersport Osterode, dass beantragte Leistungen teilweise schon gezahlt wurden und dies aus seiner Sicht gut liefe, eine Bewertung, die auch andere Betriebe teilen. Einige Betriebe sprechen allerdings auch von Unsicherheiten, ob die beantragten Leistungen genehmigt werden, so die Aussagen von Luisa Janssen, Inhaberin einer Apotheke in Bad Lauterberg, oder auch von z.T. komplizierten Verfahren und mangelnder Transparenz über die sich die Betreiberin des Campingplatzes am Wiesenbeker Teich, Frau Dombrowski, beschwert.

„Online präsent und telefonisch erreichbar sein, um Kunden zu erreichen.“

Viele der befragten Betriebe setzten auf kontaktlosen Verkauf und teilweise auch auf Lieferservice, um Kunden auch in dieser Zeit zu erreichen. Susanne Kinne von der Buchhandlung Moller in Bad Lauterberg bspw. ist über alle Kanäle erreichbar und erfüllte alle Buchwünsche kontaktlos auch nach Hause, ähnlich auch Sport-Stricker in Osterode. Schwieriger hatte und hat es da die Gastronomie, die auch weiterhin geschlossen bleiben muss. Jörg Dornemann hat durch die Schließung seines Cafés einen Umsatzrückgang um rund ein Drittel, doch geht der Verkauf in der Bäckerei weiter. Hier beobachtet er ein anderes Kundenverhalten, da nun weniger Kuchen und Torten nachgefragt werden, als vielmehr speziellen Brötchen- und Brotsorten. Die Wiesenbeker Blockhütte kann durch Außerhausverkauf den kompletten Umsatzausfall durch die Schließung des Campingplatzes und der Gastronomie nicht kompensieren und sieht daher eher sorgenvoll in die Zukunft.

Während einige Geschäfte nun noch stärker auf ihre Online-Präsenz setzen und eben diese Kanäle nutzen, sieht Luisa Janssen die ohnehin starke Online-Konkurrenz im Bereich von Arzneimitteln als weitere Gefahr, gerade in der Krisenzeit, nicht nur für ihr eigenes Geschäft, sondern auch für die zur Verfügung stehenden Lieferketten. Dennoch hatten die lauterberger und osteroder Einzelhändler durchaus auch das Gefühl, dass Kunden durchaus darauf achteten, jetzt „ihre“ Geschäfte zu nutzen und zu unterstützen, soweit dieses eben möglich war. Wie unterschiedlich Betriebe durch die Einschränkungen betroffen waren und sind zeigt das Interview mit der Druckerei Duo, die zwar etwas weniger Anzeigen und eine abgespeckte Auflage herausbringt, dennoch geht die Arbeit für die Mitarbeiter im Betrieb weiter, lediglich die Verwaltung befindet sich zum Großteil in der Heimarbeit und Kundengespräche werden, sofern es möglich ist, per Telefon geführt und nur in Ausnahmefällen direkt vor Ort.

„Wir bereiten uns auf die Wiedereröffnung vor. Mitarbeiter haben keine Angst vor Ansteckung.“

Die aktuellen Verhaltensregeln zur Vermeidung von Ansteckung wie Handschuhe, Scheiben an den Kassen, Desinfektion von Türgriffen, Abstand o.ä. sind für viele Menschen schon fast Alltag und selbstverständlich geworden, wenn sie denn aus dem Haus und z.B. einkaufen gehen. So rüsten sich auch die Geschäfte für die heutige Wiedereröffnung, um die Gefährdung von Kunden und Mitarbeitern zu minimieren. So bestätigten auch alle Befragten, dass es in den Reihen der Mitarbeiter keine Angst vor Ansteckung gebe, da man die Regeln beachte und einhalten würde. Die Mitarbeiter der Bäckerei Dornemann arbeiten darüber hinaus auch immer in gleichen Schichten, um so den Kontakt innerhalb der Mitarbeiter zu begrenzen und Ansteckungen und Ausfälle zu vermeiden.

Insgesamt wird die Lockerung der Einschränkungen als positiv empfunden, doch sind sich alle auch bewusst, dass es bspw. für die Gastronomie oder Tourismusbranche schwierig bleibt und, so Manfred Stricker, „man hoffentlich nicht alles zu früh lockert und wir in eine zweite Krise stürzen“.

Auch wir als Kunden sollten einerseits unseren Einzelhandel unterstützen, andererseits aber auch durch Einhalten der Regeln eine schnellere Verbreitung des Virus verhindern.

 

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