Regionales / Gem. Bad Grund / Badenhausen

28.04.2020

Jede Woche 1000 Liter gegen die Trockenheit


Ernst Bertram, Achim Feierabend, Stefan Haase, Peter Beulshausen und Michael Fischer beim Gießen der noch kleinen Nordmann-Tannen

Die Forstgenossenschaft Badenhausen trifft sich sonntags zum Gießen ihrer frisch gesetzten Nordmann-Tannen

...von Herma Niemann

Auch wenn noch Frühling ist, sind die Temperaturen teilweise doch schon sommerlich. Aus diesem Grund trifft sich die Forstgenossenschaft Badenhausen sonntags zum Gießen ihrer neu gesetzten Pflanzen.

Vor vier Wochen hat die Genossenschaft rund 250 Nordmann-Tannen gepflanzt. „Wenn wir jetzt nicht gießen, gehen uns die Bäume ein“, so der Vorsitzende Achim Feierabend. Rund anderthalb Stunden dauert die Gießaktion, für die mindestens 1.000 Liter Wasser benötigt werden. Anfangs hatten sie versucht, die neuen Setzlinge per Schlauch und Spritze zu bewässern, dabei sei jedoch das meiste Wasser nicht bei den Tannen angekommen. Deshalb geschieht das Gießen nun doch herkömmlich: nämlich mit einer Gießkanne.

Die momentane und auch die zukünftige Situation im Wald macht den Forstgenossen zu schaffen. Die zwei vergangenen extrem trockenen Jahre haben dazu geführt, dass sich der Borkenkäfer sehr stark ausbreiten konnte. Von warmen Temperaturen profitieren die Borkenkäfer, weil sie sich viel schneller entwickeln. Wenn weniger Zeit für die Entwicklung vom Ei-Stadium bis zum ausfliegenden Käfer benötigt wird, können je nach Lage innerhalb eines Jahres anstatt einer oder zwei Generationen zwei oder sogar drei entstehen. Auch die starken Stürme in der Vergangenheit spielten den Borkenkäfern in die Hände, denn das umgeworfene Sturmholz war auch eine ideale Brutstätte für die aus der Überwinterung kommenden Borkenkäfer.

Das befallene Holz muss aus den Wäldern entfernt werden, damit nicht auch noch die restlichen wenigen gesunden Bäume mit den Larven der Borkenkäfer infiziert werden, wie Feierabend berichtet. Für den Festmeter bekäme man momentan jedoch nur noch ein Drittel des normalen Preises, weil der Markt mit Holz überflutet werde. Dazu kämen jetzt auch noch die Auswirkungen der Corona-Krise mit gestiegen Frachtkosten. Aufgrund der Mengen, die nun aus den Wäldern geschaffen werden müssten, seien auch die Forstmaschinen zur Aufarbeitung voll ausgelastet. „Die Prognosen sehen schlecht aus, der Holzmarkt ist weggebrochen und die Genossenschaften stehen alle vor der Pleite“, so Feierabend. In einem normalen Jahr habe man ungefähr 200 Festmeter geerntet. In diesem Jahr habe man schon 400 Festmeter abholzen müssen, und käme am Ende des Jahres bestimmt auf 800 Festmeter, die leider kaum noch was wert seien.

Die Forstgenossenschaft besteht bereits seit dem 17. Jahrhundert, damals allerdings zunächst als Zusammenschluss von Eigentümern mehrerer Grünflächen. Heute werden von den rund 80 Mitgliedern der Forstgenossenschaft 50 Hektar Wald bewirtschaftet. Zu dem Vorstand gehört auch der zweite Vorsitzende Fritz Ohlendorf, der stellvertretende zweite Vorsitzende Michael Fischer, der Kassenwart Ernst Bertram, der Schriftführer Andreas Rosenthal und die Beisitzer Peter Beulshausen und Stefan Haase. Vor acht Jahren hat die Forstgenossenschaft begonnen, Nordmann-Tannen zu pflanzen, und im vergangenen Jahr wurden zum ersten Mal Weihnachtsbäume verkauft. „Mit so viel Zuspruch hatten wir überhaupt nicht gerechnet, die Menschen kamen teilweise sogar aus Herzberg hierher“, so Peter Beulshausen. Knapp 70 Bäume in Höhen von 170 und 180 Zentimetern wurden im vergangenen Jahr verkauft. Auch dieses Jahr soll wieder ein Weihnachtsbaumverkauf stattfinden. Dann können sich die Kunden wieder ihren eigenen Baum aussuchen, auf Wunsch selber schlagen und anschließend ein Heißgetränk und eine Bratwurst genießen. Aber damit das dann auch gelingt, heißt es jetzt erst mal: gießen, gießen, gießen.

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