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25.04.2020

Ein Karstwanderweg führt an einstigen Bahnschienen entlang


m rechten Bildrand diesen Bildes ist die Straße zwischen Laubhütte und Bad Grund zu sehen. Wer dort langfährt, sieht linker Hand eine große Fläche, auf der sich links eine größere Halle befindet. Das ist die letzte Busgarage der Kleinbahn. Davor ist ein H

...von Petra Bordfeld

Sechs Abschnitte des Karstwanderwegs führen entlang von einstigen Eisenbahnstrecken, die durch den ‚Altkreis‘ Osterode und über dessen Grenzen hinaus gelegt waren. Der stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins Deutsches Gipsmuseum und Karstwanderweg, Firouz Vladi, hat diese und deren Geschichte zusammengestellt. Der Förderverein hat diese als Erläuterungstafeln im Gelände, z.T mit dankenswerter Hilfe der gemeindlichen Bauhöfe errichtet.

In der Liste fehlt auch nicht die Kleinbahn, welche zwischen Osterode und Kreiensen auf einer rund 33 Kilometer langen Schmalspurstrecke rollte und welcher Erich Storz 1957 mittels eines Liedes eine Liebeserklärung aussprach. Sie wurde zwischen 1898 und 1901 in Betrieb genommen und 1967 eingestellt. Am 1. Mai jährt sich übrigens der Tag zum 122sten Mal, dass die mittlere Teilstrecke von Förste nach Willershausen durch den Westerhöfer Wald feierlich mit einem geschmückten Sonderzug eröffnet wurde.

Weil in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts Busse ebenso vermehrt über die Straßen rollten, wie LKW, ging der Schmalspurbahn die ökonomische Basis verloren. So wurde die Strecke 1967 still gelegt. Bereits ein Jahr später begann deren Rückbau. Heute verläuft der Karstwanderweg auf der Trasse entlang. Bei Posthof lässt sich auf der Infotafel ein QR-Code auslesen und das schöne Lied von Erich Storz über die „Kleine Bimmelbahn“ genießen.

Die Odertalbahn Scharzfeld-St. Andreasberg schnaufte ab dem 1. November 1884 auf die bereits am 10. Juli 1884 eröffnete Strecke bis nach St. Andreasberg. Um eben diesen Endpunkt besser mit dem Ortszentrum dieses Luftkurortes verbinden zu können, kam 1913 eine Zahnradbahn hinzu, welche bis 1959 von St. Andreasberg West hinauf nach St. Andreasberg Stadt tuckerte.

Ab 1963 verkehrten übrigens werktags zehn Zugpaare und sonntags acht zwischen Scharzfeld und St. Andreasberg. Außerdem wurde noch ein Eilbetriebswagen Bad Lauterberg-Göttingen auf die Gleise gestellt.

Zum letzten Mal wurde die 1884 eingeweihte Strecke am 12. Dezember 2004 von einem Triebwagen genutzt, der von Herzberg über Scharzfeld nach Bad Lauterberg rollte. Entlang der Odertalbahn-Strecke verkehrt jetzt ein Bus.
Die erst im vergangenen Jahr offiziell zum Karstwanderweg erklärte älteste Eisenbahnstrecke verlief dort, wo heute der gepflasterte Weg vom Parkplatz zum Haupteingang des Rathauses der Gemeinde Bad Grund in Windhausen betreten wird. Denn an dem Schlungbach schnaufte dort bis zum 30. Dezember 1971 ein mit Erz gefüllter Güterzug entlang.

Mit der die Freigabe dieser 4,2 Kilometer langen Stecke, die sich am 1. Mai zum 110. Mal jähren wird, waren die Zeiten, in denen die Erze aus der Grube „Hilfe Gottes“ mittels Pferdekarren zum Gittelder Bahnhof transportiert wurden, wo sie dann mühsam in Eisenbahwaggons verladen werden müssten, vorbei. Die Bergstadt hatte aber auch einen Bahnhof aufzuweisen, der bequem über eine Treppe zu erreichen war, die zum damaligen Hotel „König Hübich“, dem heutigen „Deutschen Haus“, führte. Der Güterbahnhof lag allerdings weiter unten im Tal und so direkt an der Hauptstrecke. In Laubhütte und Windhausen wurden übrigens Haltestellen eingerichtet. Die Dampflok schnaufte bis 1955 über die Gleise, dann wurde sie von einer Diesellok abgelöst. Allerdings wurde bereits 1930 eine der insgesamt fünf Loks verkauft und zwei Kraftomnibusse angeschafft. Denn die Erzbeförderung brachte schließlich die wesentlichen Einnahmen. Da sich nach und nach die Erztransporte immer mehr auf LKW verlagerten, kam das Aus der Eisenbahnstrecke am 30. Dezember 1971. Bereits 1972 wurde sie abgebaut. Der Lokschuppen existiert heute noch in Almstedt-Segeste.

Ein weiterer Karstwanderwegabschnitt verläuft auf der Trasse der 41 Kilometer langen Bahnstrecke Bleicherrode-Herzberg. Dort rollte ab 1910 eine eingleisige, nicht elektrifizierte Nebenbahn, die hauptsächlich dem Güterverkehr der ehemaligen Kalischächte genutzt wurde. Zuletzt erschloss sie nämlich in Bischofferode ein Braunkohlekraftwerk.

Die Bahn rollte durch drei ehemalige selbstständige Landkreise Hohenstein, Duderstadt und Osterode und stoppte an insgesamt zwölf Haltestellen. 1945 unterbrach allerdings die innerdeutsche Grenze am Bahnhof Zwinge die Strecke. Somit entstand auf niedersächsischer Seite die neue Endstation Zwinge West. Zwinge erhielt damals übrigens den Beinamen „Längster Bahnhof der Welt“ weil die Reise von einem Ende des geteilten Bahnsteiges zum anderen ein Umweg von etwa 400 km über Helmstedt oder Bebra bedeutete.

Die Deutsche Bahn schloss 1961 als erstes den Personennahverkehr, zehn Jahre später folgte der Güterverkehr östlich von Rhumspringe. 1982 wurde die gesamte Strecke „ausgemustert“. Über Teile der ehemaligen Bahnstrecke verläuft heute der Weser-Harz-Heide-Radfernweg und ab Pöhlde auf wenigen hundert Metern der überregionale Karstwanderweg.

Bereits 1913 wurde mit dem Bau der Bahnstrecke Herzberg Siebertal begonnen. Der Erste Weltkrieg machte aber einen gehörigen Strich durch die Planung. Diese wurde 1931 von der Firma Reckmann aus Halle wieder aufgenommen, wobei die Anfänge aus 1913 nicht vergessen wurden. Die fertige 6,2 Kilometer lange Strecke wurde von 1931 bis 1994 in Betrieb genommen. Sie diente vorranging dem Güternahverkehr zur Papierfabrik im Siebertal. Die noch existierenden Gleisanlagen gehören heute der Stadt Herzberg. Dieses kurze, landschaftliche reizvolle Stück ist aber immer noch per Weiche an den Bahnhof Herzberg angeschlossen.

Der letzte Bahn-Karstwanderweg berührt den Standort der ehemaligen Bedarfshaltestelle Düna – Papenhöhe an der Eisenbahnverbindung Seesen – Herzberg. 1953 wurde auf Antrag fast aller Dünaer Bürger an die Bundesbahn auch diese Ortschaft bedacht und eine „Bedarfsreisestelle“ eröffnet.

Reisende mussten dort per Handzeichen dem Zugpersonal Bescheid zum Anhalten geben. Fahrkarten wurden dann im Zug gelöst. Da sich der Verkehr aber immer mehr auf die Straße verlagerte und die Gaststätte Papenhöhe geschlossen war, wurde der „Hauptbahnhof Düna“, der für die Landwirte auf Düna Umschlagplatz für Rüben, Dünger und andere Agrarprodukte war, 1963 geschlossen.

Die ehemalige Südharz-Bahn erlebte dahingegen auf ganz andere Art am 12. Juli 1929 ihren schwärzesten Tag. Dort, wo heute nur ein Parkplatz zu sehen ist, verlief früher die Straße von Bad Sachsa nach Walkenried. Dort wo der Radweg langführt, fuhr die Schmalspurbahn, die Walkenried mit Wieda und Braunalge verband. An der damaligen Bahnkreuzung gab es keine Schranken, sondern nur unscheinbare alte Rechtecklampen.

Die fröhliche Ausflugsfahrt von Schülern, Eltern und Lehrern aus einem Ort in der Nähe von Wolfenbüttel sollte am 12. Juli 1928 ein furchtbares Ende nehmen. Während der erste Bus noch, unendlich viel Staub aufwirbelnd, über die Bahnkreuzung kam, rollte die 53 Tonnen-Koloss der Lok und Waggons auf den zweiten Bus zu. Ein Chausseebaum hinderte den Fahrer am Ausweichen, der Bus kippte um und wurde von der ebenfalls umgestürzten Lok mitgeschleift und zertrümmert. Erst ein Jahr nach diesem grausigen Ereignis, bei dem es auch Tote gab, wurde die Eisenbahn zur besseren Sicherung der Bahnkreuzung verpflichtet.
Wer mehr über die Geschichte der einstigen Bahnlinien erfahren möchte, sollte einfach mal die Wanderschuhe anziehen.


Die antike Aufnahme ist am früheren Endpunkt der Bahn am Bahnhof Bad Grund entstanden. Scheinbar schiebt die Lok gerade leeren Wagen zur Beladungsstelle

Sie tuckerte einst durch Windhausen, jetzt rottet sie in Dänemark vor sich hin

Diese informative Tafel erzählt viel ür die Kleinbahn, die zwichen Osterode und Kreiensen schnaufte

 

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