Regionales / Gem. Bad Grund

25.04.2020

Schrittweise Schulöffnung wirft Fragen bei Eltern mit Vorerkrankungen auf

Mutter aus der Gemeinde Bad Grund macht sich Sorgen um die häusliche Gesundheit

...von Herma Niemann

Kinder und Jugendliche gehen mit Erkrankungen meistens ganz anders um als Erwachsene. Und selbst wenn sie eine Infektion oftmals kaum selber spüren, können sie doch das Virus in sich tragen. Das macht Eltern, die zur Risikogruppe der Menschen mit Vorerkrankungen gehören, jetzt große Sorgen.

Denn ab kommender Woche sollen die Schulen wieder zumindest schrittweise und nach Jahrgängen geöffnet werden. Das beschäftigt auch eine alleinerziehende Mutter aus der Gemeinde Bad Grund, die namentlich nicht genannt werden möchte. Der Name ist der Redaktion bekannt. Sie selbst leidet seit vielen Jahren unter einer chronischen Krebserkrankung, die sie gut im Griff hat. Seit Ausbrechen der Corona-Pandemie geht sie nur zum Einkaufen, wenn es absolut nötig ist, trägt Handschuhe und Schutzmaske.

Aber wenn nun bald ihr 16-jähriger Sohn wieder zur weiterführenden Schule nach Osterode gehen soll, fragt sie sich, wie sie mit diesem Umstand zuhause umgehen soll. „Auf der einen Seite wird es Zeit, dass die Kids wieder zur Schule gehen“, so die 51-Jährige „auf der anderen Seite ist es ein Risikofaktor für uns zuhause, nicht zu wissen, ob sich die Schüler auch genau an die Hygienevorschriften in der Schule halten“. Dazu kommt noch die Frage, wie groß die Infektionsgefahr im Bus ist, wo bekanntlich auch viele Hände die Griffe berühren? Das sind die Fragen, die ihr momentan durch den Kopf gehen.

In dem Erlass des Niedersächsischen Kultusministeriums zur schrittweisen Schulöffnung werden auch die Risikogruppen behandelt. Darin heißt es unter anderem, dass Lehrkräfte, die einer Risikogruppe angehören, auf eigenen Wunsch nach Vorlage eines ärztlichen Attestes im Home-Office verbleiben. Auch Schülerinnen und Schüler einer Risikogruppe sowie diejenigen, die mit Angehörigen von Risikogruppen in häuslicher Gemeinschaft leben, können ins Home-Office gehen. Die Schüler, die im häuslichen Lernen verbleiben, werden von ihren Lehrkräften mit Unterrichtsmaterial, Aufgaben und Lernplänen versorgt. „Wenn einzelne dann jedoch wieder nicht zur Schule gehen, wenn auch aus gutem Grund, ist das natürlich auch eine ungleiche Lernsituation“, so die Mutter. Es sei ein immenser Unterschied, ob man zuhause Aufgaben erledigt oder den Stoff im Unterricht erklärt bekommt. Eigenständiges Lernen und neue Themen behandeln sei ohne richtigen Schulunterricht nur eine halbe Sache. „Im Unterricht können Fragen gestellt werden, von Zuhause gestaltet sich das schwierig. Hier wird ja momentan schon das Übermitteln der erledigten Aufgaben über das schulinterne Intranet zum Abenteuer“, berichtet die 51-Jährige.

Die Aufgaben, die die Schüler momentan in Heimarbeit erledigen, sollen zwar nicht bewertet werden, später jedoch Tests und Lernzielkontrollen über den Schulstoff stattfinden. Klassenarbeiten sollen laut Erlass nicht geschrieben werden. „Ich befinde mich wirklich in einem Zwiespalt. Lass ich meinen Sohn zur Schule, weiß ich nicht, ob meine Gesundheit dann vielleicht in Gefahr ist. Lass ich meinen Sohn zuhause, kann er jedoch nicht richtig lernen“. Denn, so die Mutter weiter, Schuldisziplin zuhause einzuhalten, könne man von einem pubertierenden Jugendlichen nicht wirklich erwarten. Zudem hätten sich die Schüler nun schon seit Anfang März nicht mehr gesehen. Würden einzelne Schüler zuhause bleiben müssen, macht sie sich auch Sorgen um den Klassenzusammenhalt.

Der schuleigene Hygieneplan sei laut Erlass auf die aktuellen Erfordernisse hin weiterzuentwickeln und mit den Schülern altersangemessen zu kommunizieren. Daran arbeiten die Schulen gerade, die ab Montag die ersten Schüler wieder unterrichten werden. Der Schulträger muss für ausreichend Möglichkeiten zum Händewaschen, für Seife, Papierhandtücher und Handdesinfektionsmittel und verstärkt für die Reinigung der Schule sorgen. Um ein Gedränge in den Klassenräumen zu vermeiden und die Abstandsregeln besser einzuhalten zu können, sollten weitere „Lernräume“ von der Schule genutzt werden. Kreative Lösungen, die zum Beispiel Flure, Nebenräume, die Aula oder das Außengelände einbeziehen, seien hier ausdrücklich erwünscht. „Ein Hochfahren auf Normalbetrieb mit regulärem Unterricht wird bis zu den Sommerferien jedoch realistisch betrachtet nicht möglich sein“, so der Niedersächsische Kultusminister Grant Hendrik Tonne in dem Erlass des Kultusministeriums.

 

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