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23.04.2020

„Viele, die unsere Nummer wählen, wollen nur reden“


Hannelore Gropengießer

Hannelore Gropengießer aus Hattorf berichtet über ihren Alltag unter den Kontaktbeschränkungen/Jugendliche engagieren sich für ältere Menschen

von Herma Niemann

Inzwischen ist die dritte Woche mit den durch die Corona-Pandemie erforderlichen Kontaktbeschränkungen und Hygienebestimmungen rum. Viele der Menschen haben sich damit arrangiert und sehen ein, dass diese Maßnahmen sinnvoll zum Wohle der Gesundheit aller ist. Vielleicht kann die jüngere Generation damit sogar noch entspannt umgehen. Doch was machen momentan die Rentner?

Eine Frage, die man Hannelore Gropengießer eigentlich gar nicht fragen muss. Die SPDlerin (Mitglied im Hattorfer  Samtgemeinderat, im Rat der Gemeinde Hattorf und Mitglied von diversen Ausschüssen) ist nach wie vor so aktiv wie eh und je. „Wichtig für jeden ist, glaube ich, den normalen Tagesrhythmus beizubehalten und damit so viel Normalität wie möglich zu erhalten“, so Gropengießer. Deshalb steht sie wie immer morgens um 7 Uhr auf und geht mit einer Bekannten am Oderparksee walken. Auch mit ihrem Mann Peter macht sie viele Spaziergänge oder auch mit den Großkindern – immer im nötigen Abstand -, wie vor kurzem eine rund zehn Kilometer lange Strecke am Rotenberg. Wenn sie vom täglichen Walken morgens wieder nach Hause kommt, frühstücken sie und ihr Mann erst einmal ausgiebig. Und dann geht auch schon meistens ihre Arbeit am Telefon los.

„Es steht nicht alles still“, so Gropengießer, die zusammen mit Karin Kwast und Helga Jäckle das Hilfsangebot „Jung-hilft-alt“ organisiert. Das Angebot richtet sich an ältere Menschen, die bereits gesundheitliche Vorerkrankungen haben, also zur Risikogruppe gehören, und den Kontakt zu anderen Menschen meiden sollten. Ein Anruf bei den drei Frauen genügt, und schon werden Einkäufe, Medikamentenbesorgungen oder andere Hilfsangebote organisiert. Rasenmähen und den Bürgersteig fegen gehört mitunter auch zum Programm.

Die Ausführenden sind fünf engagierte Schüler, die sich freiwillig dazu bereit erklärt haben. „Die Jugendlichen sind ganz fantastisch“, schwärmt Gropengießer „die sind alle so engagiert, das ist richtig toll. Und die älteren Menschen sind sehr begeistert“. Da es sich um junge Leute handelt, die noch keinen Führerschein haben, gehören Fahrten zum Arzt nicht zum Hilfsangebot dazu.

Bestimmt sind einige allein lebende ältere Menschen gerade in dieser Zeit sehr einsam zuhause und haben Redebedarf. Das kann auch Hannelore Gropengießer bestätigen: „Viele, die unsere Nummer wählen, wollen auch einfach nur mal reden, sich austauschen, und dann sprechen wir eine Weile“. Aber auch Telefongespräche können auf Dauer nicht die sozialen Kontakte ersetzen. Gropengießer fehlen selber natürlich auch die Zusammenkünfte mit den Wanderfreunden, die Kaffeerunde und auch der enge Kontakt mit Familie und Freundinnen. Und dann ist da natürlich noch die politische Arbeit, die ebenfalls brach liege, obwohl wichtige Beschlüsse getroffen werden müssen. Der Austausch im SPD-Ortsverein funktioniere per Telefon oder Email. Man müsse eben das Beste aus dieser Situation machen.

Und dennoch, mischt sich Hannelore Gropengießer auch gerne mal bei einem Gespräch an der Supermarktkasse ein, wenn andere Rentner sich über die momentane Situation austauschen und sogar aufregen. „Uns Rentnern geht es doch eigentlich ganz gut. Natürlich darf man das Infektionsrisiko in unserem Alter nicht unterschätzen. Aber wir haben doch mit unserer Rente nicht die finanziellen Sorgen, die sich andere machen müssen“.

Wer Hilfe bei Einkäufen oder andere Hilfeleistungen benötigt kann sich an Karin Kwast (05584-1880), Helga Jäckle (05584-9996710) und Hannelore Gropengießer (05584-1296) wenden.

 

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