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06.04.2020

„Auf dem Dorf vertraut man sich noch“: Ware gegen Geld auf Vertrauensbasis


Auch hier funktionieren die Corona-Auflagen: Friedhelm Vollerthum in seinem kleinen Lebensmittelmarkt in Badenhausen.

Auch kleine Läden sind der Corona-Krise gewappnet/ Entspanntes Einkaufen im Laden von Friedhelm Vollerthum

von Herma Niemann

Was auf über 800 Quadratmetern klappt, funktioniert genauso gut auch auf 80 Quadratmetern. Immer wieder werden jetzt in der Corona-Krise verdientermaßen nicht nur die Ärzte und das Pflegepersonal, Apotheken und auch die Mitarbeiter und Kassierer der großen Lebensmittelketten gelobt. Doch auch die kleinen Geschäfte, die die Lebensmittelversorgung in den Dörfern am Laufen halten, sollten in diesen Zeiten nicht vergessen und auch einmal mit einem freundlichen Lächeln bedacht werden.

Mit Plexiglas vor dem Kassentresen und Schildern zum Abstandhalten hält auch Friedhelm Vollerthum im Unterdorf in Badenhausen mit seinem kleinen Edeka-Geschäft die Stellung für seine Kunden. Mundschutz und Handschuhe gehören zur täglichen Ausrüstung dazu.

Das Geschäft ist vielleicht gerade in dieser für alle Menschen ungewohnten und schwierigen Lage ein wichtiger kleiner Laden im Ort. Der Weg dorthin ist nicht weit und es gibt alle wichtigen Grundnahrungsmittel – inklusive Toilettenpapier. „Zugegeben, das war auch bei uns uns zeitweise lange nicht zu bekommen“, sagt Vollerthum, der gerade an dem Morgen wieder ein paar Pakete auffüllen konnte.

Und, in Badenhausen braucht man sich einerseits nicht schon vorher gedanklich auf ein eventuelles Spießrutenlaufen zwischen Mengen von anderen Kunden einstellen, denn dort kann man nach wie vor gemütlich einkaufen. Andererseits funktioniert hier auch der Lieferservice – und das wenn gewünscht zu 100 Prozent kontaktlos.

„Auf dem Dorf vertraut man sich noch“, so Vollerthum. Seine Kunden geben die Bestellung per Telefon durch und er liefert. Bei dem einen Kunden ist es der Steintritt, bei dem anderen eine Bank im Flur, wo sozusagen der Austausch Ware gegen Geld vorgenommen werde. Geld und Wechselgeld werden auf Vertrauensbasis hinterlegt. Und das klappt hervorragend. Einen Engpass bei der Warenlieferung hat Vollerthum, der im Volksmund auch gerne immer noch als „Tante Käthe“ nach seiner Mutter bezeichnet wird, in den vergangenen Wochen nicht erlebt. Frisches Obst und Gemüse, Nudeln, Mehl: alles war immer ausreichend vorhanden.

Im Laden, so sagt Vollerthum, komme man unter den vorgeschriebenen Bestimmungen immer noch, wenn auch auf Abstand, in Kontakt, könne sich was erzählen und austauschen. Denn auch in seinem direkten Umfeld fällt angesichts der Kontaktbeschränkungen unter anderem das regelmäßige Zusammenkommen des Kartenclubs leider aus. Ein bisschen leid tun ihm aber auch gerade die älteren Menschen aus dem örtlichen Seniorenheim, die sich früher gerne zur Abwechslung auf den Weg zu seinem Geschäft gemacht hätten. Dadurch konnten sie am sozialen Miteinander teilhaben, auch wenn es sich nur um den Einkauf einer Kleinigkeit gehandelt habe.

Die Corona-Pandemie ist vielleicht nur ein kleiner Teil der langjährigen Geschichte des Geschäftes. Bereits im Jahr 1939 eröffnete Vollerthums Großmutter, Auguste Schäfer, einen kleinen Milchhandel in dem Haus gegenüber des heutigen Gebäudes (gegenüber dem Sülpkebach). Die Molkerei befand sich damals dort, wo heute der Raiffeisenmarkt steht. Später gab es viele Jahre in dem kleineren Teil des heutigen Geschäftes Waren mit Bedienung. Irgendwann baute die Inhaberin Käthe Vollerthum, geborene Schäfer, den großen Verkaufsraum an und verkaufte die Waren ab 1966 in Selbstbedienung.

 

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