Regionales / Gem. Bad Grund / Badenhausen

31.03.2020

Alt und Jung sollen voneinander lernen, sich helfen und zusammen rücken


Mitwirkende und Organisatoren der Oberschul-AG „Jung & Alt – Generationen verbinden sich“

Seit einem Jahr unterstützt Rebecca Singh die Jugend- und Seniorenpflege in der Gemeinde Bad Grund / Ein Helfernetzwerk soll nachhaltig entstehen

...von Herma Niemann

Sich helfen, füreinander da sei. Als noch alle unter einem Dach lebten, war das kein Problem. Doch heutzutage werden die Mehrgenerationenhäuser immer weniger. Dazu kommt gerade auch im ländlichen Raum der demographische Wandel: Abwanderung von Jüngeren ist die Folge. Aber Dank der medizinischen Möglichkeiten werden die Menschen heute immer älter und können ihren Lebensabend zunehmend mehr genießen, aber leben auch oft alleine.

Hier setzt die Jugend- und Seniorenpflege der Gemeinde Bad Grund an. Und seit gut einem Jahr gibt es dort auch eine hauptamtliche Unterstützung. Rebecca Singh aus Badenhausen ist mit einer geförderten Dreiviertelstelle mit im Boot. Die Stelle ist bis April 2021 befristet. Abgesehen davon, dass der Corona-Virus momentan sämtliche gesellschaftliche Aktivitäten lahm legt, hatte auch Rebecca Singh zusammen mit der neuen AG der Oberschule Badenhausen („Alt & Jung – Generationen verbinden sich“), dem Schulsozialarbeiter und dem Förderverein der OBS zu einem ersten Generationentreffen eingeladen. Der Termin soll alsbald möglich nachgeholt werden.

Ziel der AG ist es, dass Senioren ab 60 Jahren aus der Gemeinde Bad Grund zusammen mit interessierten Jugendlichen zu einem gemütlichen Nachmittag in die OBS eingeladen werden. Als erstes Thema des Nachmittags hatte man sich „Die Unterschiede zum Thema Schule zwischen früher und heute“ ausgesucht. Dabei sei die Altersgrenze jedoch nicht streng gefasst, wie die Projektbegleiterin Rebecca Singh betont, es seien natürlich auch Senioren in den 50ern herzlich eingeladen. Generationenübergreifende Begegnungen sollen geschaffen werden und Hemmschwellen sowohl auf Seiten der jüngeren als auch auf Seiten der älteren Generation abgebaut werden, wie die hauptamtliche Jugendpflegerin, Melanie Henschel, erklärt. „Wenn ein Austausch zwischen den Generationen fehlt, entstehen schnell Missverständnisse. Mit generationsübergreifender Begegnung werden sicherlich die Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten zwischen den Altersgruppen entdeckt. Ich hoffe, dass allen klar wird, dass alle Generationen aufeinander angewiesen sind. Und das ist nichts Neues, sondern war schon zu allen Zeiten so.“

Auch wenn der Corona-Virus momentan das soziale Miteinander auf Eis gelegt hat, würden diese Ziele natürlich weiterverfolgt, so Singh. In der Vorbereitung hatte sich ein Arbeitskreis gegründet, zu deren Teilnehmern der Fachbereich Familie und Soziales sowie Vertreter der Zukunftsbergstadt, Schulen, Kirchen, Seniorenkreise, Familienzentren, des DRK und des Pflegestützpunktes gehörten.

Erste Kontakte zu den Senioren hatte Rebecca Singh bereits über die Seniorenkreise und die Konfirmandengruppen in der Gemeinde Bad Grund aufgenommen und das Vorhaben vorgestellt. „Die Jugendlichen waren begeistert und die Senioren hatten auch gleich einige Vorschläge gemacht, wie gemeinsame Gesellschaftsspieleabende“. Wie der Fachbereichsleiter Familie und Soziales, Stephan Mantel, sagt, habe Pastor Waubke darauf hingewiesen, dass vor den eigentlichen gegenseitigen Hilfsdiensten Begegnung zwischen Alt und Jung stattfinden sollten. Gegenseitiges Verständnis und auch gegenseitige Toleranz seien die Basis für ein gutes Gelingen. Das Projekt soll nicht nur das Verständnis zwischen den Generationen fördern sondern kann es vielleicht auch schaffen, dass der insgesamt rückläufige Trend zum Ehrenamt aufgehalten wird. „Hier können die Jugendlichen auch Sozialkompetenzen erwerben“, so Singh. Denn unter Beachtung der Datenschutzverordnung soll daraus eine Helferbörse der Nachbarschaftshilfe entstehen.

Auf der einen Seite stünden dabei die Erfahrungen und auch die freie Zeit der älteren Generation in Form von Hausaufgaben- und Lebenshilfe und auf der anderen Seite leichte Aufgaben, wie das Gassigehen mit dem Hund, einen Brief zur Post bringen, Unkraut jäten oder Wäscheaufhängen, sagt die Projektleiterin. Alles freiwillig, alles auf ehrenamtlicher Basis. „Auch wenn sich das in Zeiten von Corona merkwürdig anhört, es sollen alle wieder näher zusammenrücken“, so Singh augenzwinkernd, die gerade auch diese Krise als eine Chance sieht. Denn schon jetzt könnten sich hoffentlich junge Leute bereit erklären und für die Älteren Einkäufe erledigen. Die 33-Jährige geht in ihrer Arbeit auf und bringt viel Engagement mit.

Geprägt durch einen schweren Schicksalsschlag in ihrem familiären Umfeld fand sie bereits im Jahr 2015 über den Verein „Arbeiten & Lernen“ der Betreuungsinitiale Bad Grund (BIG) den Weg zur Stammmannschaft ins Jugendcafé in Badenhausen. Seitdem unterstützte sie zusammen mit Ramona Deinzer und Diana Jordan die hauptamtliche Jugendpflegerin Melanie Henschel bei den alltäglichen Aufgaben im Jugendcafé, bei der Kooperation mit der Oberschule und bei dem umfangreichen Angebot des Ferienprogramms der Gemeinde Bad Grund. „Ich bin überzeugt davon, dass uns die Struktur des ländlichen Raums bei diesem Projekt entgegen kommt und dass das gemeinsame generationenübergreifende Handeln an Bedeutung stark zunehmen wird - nicht zuletzt auch durch Corona“, so Dietzmann.


Die Projektbetreuerin Rebecca Singh unterstützt seit einem Jahr in der Jugend- und Seniorenarbeit der Gemeinde Bad Grund

 

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