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27.03.2020

Verkehrsunfallstatistik 2019 für Stadt und Landkreis Göttingen


Polizeiinspektion (PI) Göttingen zieht Bilanz

...Göttingen (ots)

- Leichter Anstieg der Unfallzahlen - Mehr Tote und Schwerverletzte im Landkreis Göttingen - Rund 42 % der verunglückten Personen Fahrradfahrer - Anzahl der verletzten Kinder und Senioren gestiegen - Mehr Unfälle auf der BAB - Geschwindigkeit, Überholen, Ablenkung und Alkohol/Drogen weiterhin Hauptunfallursachen

In Stadt und Landkreis Göttingen - ohne die Bundesautobahnbereiche der BAB 7 und BAB 38 - wurden im Jahr 2019 insgesamt 8.925 Verkehrsunfälle polizeilich registriert. Gegenüber dem Jahr 2018 ist ein Anstieg um 257 zu verzeichnen (+ 2,96 %).

Die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Personenschaden steigerte sich geringfügig um 9 auf 1.167 (+0,8 %).

Wildunfälle wurde ebenfalls mehr registriert als im Vorjahr, die Zahl stieg von 1.153 auf 1.280 (+ 11 %).

Im Jahr 2019 wurden 2.139 Verkehrsunfallfluchten angezeigt, dies ist im Vergleich zum Vorjahr (2.102) ein leichter Anstieg um 1,8 %. 903 Fälle konnten aufgeklärt werden, dieses entspricht einer Aufklärungsquote von ca. 42,2 % (Vorjahr: 43,5). Die Aufklärungsquote bei Verkehrsunfallfluchten, bei denen Personenschaden verursacht wurde (96 Fälle), beträgt 55,20 Prozent.

Polizeidirektor Rainer Nolte, Leiter Einsatz der PI Göttingen, dazu: "Neben Maßnahmen im Bereich der Prävention und Information wird die Polizei auch einen besonderen Schwerpunkt auf die Aufklärung dieser Taten legen. Beobachtungen von Zeugen kommt oftmals eine entscheidende Bedeutung zu. Ich bitte Sie, uns ihre Feststellungen mitzuteilen. Bitte helfen sie uns, damit andere im Fall einer Verkehrsunfallflucht nicht auf ihrem Schaden sitzen bleiben." Weiterhin weist der Polizeidirektor darauf hin, dass es sich bei Verkehrsunfallfluchten nicht um Kavaliersdelikte, sondern um Straftaten handelt, die ein Strafverfahren nach sich ziehen und den Entzug der Fahrerlaubnis bedeuten können.

- Anstieg bei verletzten und getöteten Verkehrsteilnehmern

Die Anzahl der verunglückten Personen stieg im Jahr 2019 um 17 von 1.428 auf 1.445.

Entgegen des Bundestrends und höher als der Landestrend ist im Zuständigkeitsbereich der PI Göttingen ein deutlicher Anstieg der Verkehrstoten zu verzeichnen, die Anzahl stieg von 5 auf 14.

Trauriger Höhepunkt war dabei der Verkehrsunfall auf der B3 im Bereich von Dransfeld mit 4 Todesopfern.

Die Zahl der Schwerverletzten erhöhte sich von 207 im Vorjahr auf 220 im Jahr 2019. Bei den Leichtverletzten ist ein Rückgang um 5 von 1.216 auf 1.211 zu verzeichnen.

Hinsichtlich der Art der Verkehrsbeteiligung wurde bei den verletzten Verkehrsteilnehmern folgende Zu- bzw. Abnahme registriert:

- Kfz.-Fahrer/Insassen: von 784 auf 775

- Moped- und Leichtkraftfahrer: von 69 auf 70

- Fußgänger: von 105 auf 128

- Kradfahrer: von 106 auf 98

- Radfahrer: von 364 auf 374

Die Anzahl der schwerverletzten Verkehrsteilnehmer hat sich im Stadtgebiet Göttingen mit 61 kaum verändert (Vorjahr 63), im Landkreis Göttingen ist sie von 144 auf 159 gestiegen.

Im Stadtgebiet Göttingen verringerte sich die Zahl der getöteten Verkehrsteilnehmer von 4 auf 1. Im Landkreis Göttingen hingegen nahm sie von 1 auf 13 dramatisch zu.

Diesbezüglich führte Polizeidirektor Nolte aus: "Bei den tödlichen Verkehrsunfällen konnten als Hauptunfallursachen nicht angepasste Geschwindigkeit, Ablenkung, Alkohol/Drogen sowie fehlerhaftes Verhalten beim Überholen festgestellt werden. Die PI Göttingen wird in diesem Zusammenhang ihre bereits seit Jahren durchgeführten Überwachungsmaßnahmen nochmals intensivieren, da jedes einzelne Unfallopfer zu viel ist!"

Hinsichtlich der so genannten "Risikogruppen" stellt sich die Unfallbilanz folgendermaßen dar:

- Deutliche Zunahme der Unfälle mit Beteiligung von Kindern

Im Jahr 2019 verunglückten 85 Kinder (0 - 14 Jahre) im Straßenverkehr, somit 21 mehr als im Vorjahr.

67 (53) Kinder erlitten leichte und 18 (11) schwere Verletzungen. Leider wurden auch 2 Kinder tödlich verletzt.

Die Anzahl der verletzten Kinder, die als Mitfahrer in Kraftfahrzeugen geschädigt wurden, erhöhte sich deutlich von 19 auf 33. 1 Kind wurde dabei tödlich verletzt.

Nolte: "Trotz der in 2019 durchgeführten Kontrollmaßnahmen (Präventions- als auch Repressionsmaßnahmen) mussten wir diesen negativen Trend verzeichnen. Auch in diesem Bereich werden wir unsere Maßnahmen intensivieren, um diesen negativen Trend zu stoppen."

- Rückgang bei verletzten jungen Verkehrsteilnehmern in der PI Göttingen

Die Gesamtzahl der bei Verkehrsunfällen verletzten jungen Menschen im Alter von 18 bis 24 Jahren ist von 314 auf 296 gesunken, die Anzahl der Schwerverletzten hat sich von 32 auf 44 erhöht, leider wurden auch 4 junge Fahranfänger tödlich verletzt.

Die Zahl der schwerverletzten bzw. getöteten jungen Verkehrsteilnehmer, die einen Pkw bzw. ein Krad über 125 ccm genutzt hatten, ist von 24 auf 36 gestiegen.

2019 wurden rund 2.500 Angehörige der Zielgruppe "Junge Fahrer" im Rahmen der Präventionsveranstaltung "Dein Unfall, der nicht passiert!" durch den Verkehrssicherheitsberater und sein Netzwerk - dem Ermittlungsrichter des Amtsgericht Göttingen, einem Unfallchirurgen der UMG und Notfallseelsorger, hinsichtlich der Hauptunfallursachen sensibilisiert. Die Unfallursachen sind in den meisten Fällen nicht monokausal. Diese sind u.a. Ablenkung (Smartphone), "falsches" Überholen, Alkohol- / Drogenkonsum eine überhöhte bzw. nicht angepasste Geschwindigkeit.

Nolte: "Junge Menschen im Alter von 18 bis 24 Jahren sind bezogen auf ihren Anteil an der Gesamtbevölkerung weiterhin überproportional an Verkehrsunfällen beteiligt. Wir werden daher auch zukünftig alle Anstrengungen unternehmen, um Unfälle dieser Risikogruppe zu reduzieren".

- Anzahl der verletzten Senioren gestiegen

In der Altersgruppe der über 65-jährigen ist bei der Anzahl der verletzten und getöteten Verkehrsteilnehmer ein Anstieg von 156 auf 199 zu verzeichnen.

Im Jahr 2019 haben im Zuständigkeitsbereich der PI Göttingen 5 Senioren im Straßenverkehr tödliche Verletzungen erlitten, im Vorjahr waren es 2.

Die Zahl der Schwerverletzten stieg von 30 auf 37, die Anzahl der leichtverletzten Senioren hat sich von 124 auf 157 erhöht.

2019 waren die über 65-jährigen Verkehrsteilnehmer bei 1.344 Verkehrsunfällen die Verursacher. Bei den Verkehrsunfällen mit Verletzten waren sie 175-mal die Verursacher.

Die bereits begonnenen verkehrspräventiven Maßnahmen, wie zum Beispiel das Projekt "Göttinger Senioren machen mobil - sicher ans Ziel", werden weiterhin durchgeführt und intensiviert.

Im Jahr 2019 führten die Verkehrswacht Göttingen e.V. und die PI Göttingen in Kooperation sechs dieser Veranstaltungen durch. Juristen, Ärzte, Fahrsicherheitstrainer und der Verkehrssicherheitsberater der Polizei gaben Angehörigen der "Generation 65+" und ihren Angehörigen Tipps zur sicheren Teilnahme am Straßenverkehr, zur Verhinderung einer durch Medikamente beeinflussten Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit und über das richtige Verhalten nach einem Verkehrsunfall. Für 2020 sind wieder sechs Veranstaltungen geplant!

Mit Beschluss der Gesellschaftersitzung des Verkehrsverbunds Süd-Niedersachsen GmbH (VSN) vom 02.07.2019, führte der VSN mit Wirkung zum 01.10.2019 das Projekt "Sichere-Fahrt-Schein" ein. Der Impuls kam aus der PI Göttingen. Die Polizeidirektion (PD) Göttingen - vertreten durch die Polizeiinspektionen Göttingen, Northeim und Hameln - Pyrmont / Holzminden - sowie die Landkreise Göttingen, Northeim, Holzminden und die Stadt Göttingen sind enge Kooperationspartner. Interessierte haben die Möglichkeit, ihren Führerschein bei der originär zuständigen Fahrerlaubnisbehörde oder bei den jeweiligen Polizeidienststellen in amtliche Verwahrung zu geben und den Verzicht auf die Fahrerlaubnis zu erklären.

Im Zuständigkeitsbereich der PI Göttingen wurden seit Projekteinführung bei den Führerscheinstellen der Stadt Göttingen (351) und des LK Göttingen (62) insgesamt 413 freiwillige Führerscheinabgaben registriert.

Davon wurden in 117 Fällen die Führerscheine in den Dienststellen der PI Göttingen in amtliche Verwahrung gegeben.

- Anzahl der verletzten Radfahrer in der Stadt Göttingen leicht gesunken

Die Zahl der verletzten Radfahrer in der Stadt Göttingen sank im Vergleich zum Jahr 2018 von 277 auf 273 Personen, der Anteil an der Gesamtzahl aller verunglückten Personen im Stadtgebiet (651) beträgt 41,94 Prozent (Vorjahr 41,72%).

Insgesamt wurden im Jahr 2019 387 Verkehrsunfälle mit Radfahrerbeteiligung in der Stadt Göttingen registriert, im Vorjahr waren es 359.

Nolte weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es sich bei E-Bikes und Pedelecs um zwei verschiedene Arten von Elektro-Fahrrädern handelt.

Bei einem Pedelec unterstützt ein Elektromotor mit maximal 250 Watt das Treten nur bis zu einer Geschwindigkeit bis 25 km/h. Ohne Motorunterstützung können höhere Geschwindigkeiten erreicht werden. Pedelecs sind mit allen Konsequenzen dem Fahrrad gleichgestellt.

Bei E-Bikes gibt es vier verschiedene Arten, sie können je nach Ausführung ohne Treten Höchstgeschwindigkeiten zwischen 20 km/h und 45 km/h erreichen und sind rechtlich Mofas bzw. Leichtkrafträdern zugeordnet.

Die Anzahl der schwerverletzten Radfahrer stieg von 27 auf 35. Bei den Leichtverletzten konnte ein Rückgang von 249 auf 238 verzeichnet werden.

Unfallursachen sind vielfältig, oftmals übersehen Kraftfahrzeugführer beim Abbiegen oder Verlassen von Grundstücksausfahrten Radfahrer oder öffnen, ohne auf den Radverkehr zu achten, ihre Fahrzeugtüren.

Eine Auswertung der Unfälle mit Personenschaden ergab zudem, dass nach polizeilichen Erkenntnissen in über 170 Fällen Radfahrer Unfälle verursacht oder mit dazu beigetragen haben. Nichtbeachten von Lichtzeichen, Benutzung der falschen Straßenseite, Fahren ohne Beleuchtung oder Alkoholeinfluss sind hier die häufigsten Unfallursachen.

Polizeidirektor Nolte erklärte hierzu:

"In 2020 wird es im Rahmen der Verkehrssicherheitsarbeit der Polizei Niedersachsen eine schwerpunktorientierte Ausrichtung für 'Fahrradfahrende im Straßenverkehr' geben. Für Göttingen sind diverse präventive als auch repressive Aktionstage geplant. Gerade im Stadtgebiet Göttingen ist die überproportionale Beteiligung von Radfahrern an den verletzten Unfallopfern nicht hinnehmbar."

- Rückgang der verletzten Kradfahrer

Die Anzahl der verletzten Kradfahrer hat sich im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Göttingen von 106 auf 98 verringert.

Im Jahr 2019 verlor - wie im Vorjahr auch - 1 Kradfahrer (über 125 ccm) sein Leben.

Die Zahl der schwerverletzten Kradfahrer sank von 41 auf 35, bei den leichtverletzten Motorradfahrern von 64 auf 62.

Die Kradunfälle verteilen sich über den gesamten Zuständigkeitsbereich, ein Großteil der schweren Zweiradunfälle werden außerhalb geschlossener Ortschaften verursacht. Oftmals spielen auch hier zu hohe Geschwindigkeiten eine entscheidende Rolle.

Nolte appelliert an die Kradfahrer, insbesondere zum Start der Saison besonders vorsichtig und umsichtig zu fahren, da die meisten Biker nach der Winterpause ungeübt sind. Auch die anderen Verkehrsteilnehmer müssen sich erst wieder an die Kradfahrer gewöhnen.

- Anstieg der Verkehrsunfälle auf den Bundesautobahnen im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Göttingen

Auf den Bundesautobahnen 7 und 38 im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Göttingen wurden im Jahr 2019 insgesamt 1.327 Verkehrsunfälle aufgenommen, dies sind 155 mehr als im Vorjahr (+ 13,22 %).

Verkehrsunfälle mit Personenschaden haben sich um 17,7 % verringert. Registriert wurden 93 Unfälle, bei denen Personen verletzt worden sind (Vorjahr 113).

Bei den Unfällen wurden im vergangenen Jahr insgesamt 152 Verkehrsteilnehmer verletzt (Vorjahr 149).

Die Zahl der Schwerverletzten erhöhte sich von 30 auf 36, die der Leichtverletzten verringerte sich von 119 auf 116.

Nachdem im Jahr 2018 zwei Unfalltote zu beklagen waren, sind im Jahr 2019 drei Verkehrsunfälle tragisch ausgegangen.

Das Jahr 2019 war geprägt von der Groß-Baustelle zwischen Nörten-Hardenberg und Seesen, die auch in diesem Jahr die Gesamtanzahl der Verkehrsunfälle maßgeblich beeinflusst hat.

Aufgrund von diversen Engstellen, wechselnden Verkehrsführungen und wiederholt auftretenden baulichen Unwägbarkeiten handelt es sich um einen überdurchschnittlich anspruchsvollen Streckenbereich.

Wie bereits im vergangenen Jahr geschehen in besonders engen Abschnitten überdurchschnittlich viele Verkehrsunfälle mit seitlichen Berührungen. Diese sind sowohl von der Schadenshöhe als auch von den gesundheitlichen Auswirkungen eher harmlos, aufgrund Häufigkeit und gegenseitiger Schuldzuweisungen allerdings sehr zeitaufwendig in der Abarbeitung.

Die aktuelle Entwicklung des Unfallgeschehens auf der Autobahn wird besonders geprägt von den tragischen Stauende-Unfällen im Bereich zur hessischen Landesgrenze. Mit einem kurzfristig erstellten Maßnahmenkonzept wurden die polizeilichen Verkehrsüberwachungs- bzw. Kontrollmaßnahmen mit Zielrichtung "Ablenkung" fokussiert auf den in Richtung Süden fahrenden Lkw-Verkehr sehr deutlich erhöht.

Nachdem zwischenzeitlich eine Stauwarnanlage installiert wurde, hat sich die Verkehrssicherheit auf dem fraglichen Streckenabschnitt signifikant erhöht. Die Autobahnpolizei wird die dortige Entwicklung genauestens beobachten und das Maßnahmenkonzept ggfs. anpassen.

 

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