Kultur

24.03.2020

Das erste Livestream-Konzert der Kulturschmiede Osterode


...von Daniel Li

Die Corona-Krise stellt nicht nur eine Gefahr für Gesundheit und Wirtschaft, sondern auch für unsere Kultur dar. Dem ist sich die Kulturschmiede Osterode e.V. sehr schnell bewusst geworden, nachdem etliche Veranstaltungen, die bereits ausführlich geplant und beworben worden waren, abgesagt werden mussten. Doch Not macht erfinderisch und so kam die Idee auf: Warum die Kultur nicht ins heimische Wohnzimmer übertragen?

Mit vereintem Know-how und herausragendem Team-Work konnte so am Freitagabend des 20.03. das abgesagte Akustik-Konzert, das ursprünglich in der St. Martin Kirche stattfinden sollte, kurzerhand ins Internet verlegt werden. Zwar in kleinerer Besetzung, aber dafür mit umso mehr Power und guter Laune sorgten Anja Hampe und Frank Bode für ein musikalisches Erlebnis. Und die Resonanz der „unsichtbaren Zuschauer“ war enorm: In der Spitze klickten sich zeitgleich 260 Menschen in das Förster Wohnzimmer rein.

Kommentare wie „Toll, dass ihr das macht“, „Es ist so schön, euch zu lauschen“ und jede Menge Applaus-Emojis trudelten über den parallel laufenden Live-Chat ein. Und auch von der Möglichkeit, online für diese Aktion und die Künstler zu spenden machten die virtuellen Besucher reichlich Gebrauch.

Hinter den Kulissen

In nur etwas über zwei Stunden schafften es Volker Huchthausen und zwei seiner Mitstreiter ein komplettes YouTube-Studio im Wohnzimmer der Eltern aufzubauen. Das bedeutete: Drei Kameras, Beleuchtung, Laptops, Ton- und Videoschnittequipment und jede Menge Kabel quer verteilt – alles mit dem notwendigen Sicherheitsabstand.
Eine Generalprobe, ob der Stream auch wirklich funktionieren würde, gab es übrigens nicht – das war schlichtweg in der Kürze der Zeit (drei Tage) nicht möglich.

„Ich bin aufgeregter als bei einem echten Live-Konzert!“, bemerkte Frank Bode während des Tontests. Verständlich, war das Publikum doch gar nicht sichtbar und eine Resonanz nicht unmittelbar spürbar. Und auch hinter den Kulissen war Multitasking das A und O: Es wurden drei Kameras bedient, live geschnitten, Instagram-Stories erstellt und parallel gechattet – von drei Personen vor Ort. Unterstützt wurden sie dabei über digitalem Wege von ihren Kulturschmiede-Kollegen, die sich andernorts um die kurzfristigen Werbemaßnahmen, die Einrichtung von Spendenmöglichkeiten und die Betreuung der Follower kümmerten. Diese sendeten auf Aufruf fleißig Bilder von sich und ihren Wohnzimmern ein, in denen Sie gemütlich und Corona zum Trotz dem Konzert beiwohnten.

Mit dieser Aktion konnte die Kulturschmiede viele Menschen die derzeitige Krise für einen Moment vergessen lassen und gleichzeitig den Ausfall des ursprünglich geplanten Kirchenkonzerts ein Stück wettmachen.
„Wir sind sprachlos“, lautete das Fazit der Kulturschmiede angesichts der Zuschauerzahl und der eingegangenen Spenden. Und auch, wenn diese Krise überwunden ist und Konzerte wieder auf normalem Wege besucht werden dürfen, behält sich die Kulturschmiede vor, diesen neuen, digitalen Weg auch zukünftig weiter auszubauen.






 

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