Regionales

20.03.2020

Kirche in Zeiten von Corona


Volle Kirchen sind schön - aber nicht im Momenty

Welche Maßnahmen gelten derzeit im kirchlichen Bereich?

...KKHL Christian Dolle

In der vergangenen Woche wurde noch überlegt, Gottesdienste nur stattfinden zu lassen, wenn die Besucher genügend Abstand zueinander halten können, wenig später wurde dann bereits empfohlen, gar keine Gottesdienste stattfinden zu lassen. Das Tempo dieser Entwicklungen ist derzeit atemberaubend, so dass alle Aussagen zum Thema Corona und zu Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus nur Momentaufnahmen sind.

Das verunsichert viele Menschen, auch, was das Thema Kirche angeht, so dass auch hier in den letzten Tagen immer wieder neu überlegt wird, was gerade jetzt richtig ist.
Einige Empfehlungen lassen sich aber dennoch festhalten. Zu diesen äußern sich die stellvertretenden Superintendenten des Kirchenkreises Harzer Land, Pastor Dr. Uwe Brinkmann, sowie Pastor André Dittmann, die ganz klar sagen: „Ja, es schränkt das bisher freie Leben ein und erfordert Veränderungen im Handeln. Spürbar.

Schmerzhaft. Die Menschen, die uns anvertraut sind, zu schützen – und auch uns selbst zu schützen und arbeitsfähig zu halten. Ihre und unsere Arbeitskraft wird in den nächsten Wochen und Monaten gebraucht!

Hintergrund für die nachfolgenden Empfehlungen und Überlegungen bilden natürlich die aktuellen Allgemeinverfügungen der jeweiligen Landkreise und die Empfehlungen der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers, an die wir als Kirche natürlich gebunden sind.“
Dr. Uwe Brinkmann weist noch einmal ausdrücklich darauf hin: „Alle diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, die Ausbreitung des Corona-Virus ausreichend zu verlangsamen.“

Was ist mit Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche?
Bis auf jeden Fall 19. April sind alle Veranstaltungen abgesagt.

Was ist mit Veranstaltungen für Senioren?
Alle Veranstaltungen für Menschen ab 65 Jahren sind bis mindestens 19. April abgesagt.

Wie sieht es mit Gruppen und Kreisen der Kirchengemeinden aus?
Auch hier sind alle Veranstaltungen bis mindestens 19. April abgesagt.

Für Beratungs- und Seelsorgegespräche gilt das aber nicht, oder?
Für Beratungsgespräche und Seelsorge sind Pastorinnen und Pastoren auch per Telefon oder mit elektronischen Medien erreichbar. Kontaktdaten findet man auf den Websites der Kirchengemeinden, im Gemeindebrief oder aber auch gebündelt auf der Website des Kirchenkreises: kirche-harzerland.de, dort der Punkt: Gemeinden.

Bis wann werden keine Gottesdienste gefeiert werden?
Alle Gottesdienste sind bis Sonntag, 19 April, einschließlich abgesagt. Nach aktuellem Stand also frühestens ab Montag, 20. April, möglich. Im Moment entwickeln sich kreative Lösungen, wie analog oder digital Menschen sich gemeinsam zum Gebet treffen können, ohne sich zu begegnen. Über überregionale Angebote kann man sich auf der Seite: https://www.landeskirchehannovers. de/evlka-de/presse-und-medien/frontnews/2020/03/14/14_4 informieren.

Wie steht es um die Gremien der Gemeinden und des Kirchenkreises?
Wir finden Formen der Entscheidungsfindung und bleiben mit unseren Gremien handlungsfähig.
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Dementsprechend finden auch alle anderen öffentlichen Veranstaltungen im kirchlichen Rahmen nicht statt?
Auch die sind bis Sonntag, 19 April, einschließlich abgesagt. Nach aktuellem Stand also frühestens also ab Montag, 20. April, möglich.

Wie verhält es sich bei Trauungen und Taufen?
Alle Trauungen und Taufen sind bis Sonntag, 19. April, einschließlich abgesagt. Nach aktuellem Stand also frühestens also ab Montag, 20. April, möglich. Für Trauerfeiern gelten die Empfehlungen der Landeskirche:

  • Trauerfeiern zur Bestattung ausschließlich am Grab auf dem Friedhof und im Freien;
  • Keine Nutzung von Kirchen, Kapellen und Friedhofskapellen, da die hygienischen Anforderungen nicht gewährleistet werden können;
  • In der Kommunikation mit den Trauerfamilien von „engem Familienkreis“ sprechen; wir gehen dabei von einem Kreis um etwa 10 Personen aus;
  • Von Trauerfeiern in anderen Räumlichkeiten raten wir ab.

Viele fragen sich auch, was wird aus den diesjährigen Konfirmationen?
Alle Konfirmationen, die bis zum 19. April geplant waren, sind abgesagt und werden auf einen späteren Zeitpunkt verlegt. Die Pfarrämter sind in Kontakt mit Konfirmanden und Eltern. Viele Konfirmationen sind inzwischen verschoben, weil keiner so wirklich weiß, wann wieder Normalität einkehrt. Unsere persönliche Empfehlung ist, für die Konfirmation September 2020 in den Blick zu nehmen und mit den Konfirmanden und Eltern ins Gespräch zu gehen. Erste Rückmeldungen von Eltern signalisieren: Sie finden diese Entscheidung richtig.

Auch ein Abendmahl wird es vorerst nicht geben?

Die Landeskirche schreibt dazu: „Die Verkündigung des Wortes Gottes geschieht in Wort und Sakrament. Wortverkündigung und Sakrament sind unterschiedliche Weisen, in denen das Evangelium verkündigt wird. In beiden kommt das ganze Wort Gottes zu uns Menschen. Darum ist die Feier des Abendmahls für Verkündigung und Feier des Gottesdienstes nicht unabdingbar und es kann ausnahmsweise auch Zeiten geben, in denen das Abendmahl nicht gefeiert wird.“ Grundsätzlich gilt deshalb die Empfehlung während dieser Zeit, wenn sich Kirchengemeinden im Einzelfall und aus seelsorglichen Gründen entscheiden, das Abendmahl zu feiern, geschieht dies unter strikter Beachtung hygienischer Vorgaben. Diese finden Sie auf der Seite der Landeskirche: www.landeskirche-hannovers.de

Was passiert beim Diakonischen Werk, in der Flüchtlingssozialarbeit, der Fachstelle für Sucht und Suchtprävention, beim evangelischen Jugenddienst, im Kirchenamt und in der Superintendentur?

Die Mitarbeitenden arbeiten weitgehend im „Home Office“ und sind in gewohnter Weise über Telefon und E-Mail zu erreichen. Rufen Sie an oder schreiben eine E-Mail. Die Mitarbeitenden helfen gerne weiter.

Gibt es denn trotzdem Positives zu vermelden, also kreative Ideen?

In Zellerfeld und Lautenthal lag am letzten Sonntag ein Gottesdienstablauf für einen „Gottesdienst zu Hause“ aus. Wer digital unterwegs war, konnte ihn sich als PDF aus dem Netz laden. Der Gottesdienst wurde dann gemeinsam, aber räumlich getrennt gefeiert: kirchengemeinde-zellerfeld.wir-e.de

In vielen Gemeinden stellen die Leute unter Glockengeläut täglich um 19 Uhr Kerzen in ihre Fenster und beten gleichzeitig, gemeinsam und nur räumlich getrennt. Diese Begegnungen mit Gott zu initiieren, auch wenn die Menschen sich nicht begegnen können, ist das, was wir als Kirche in dieser irritierenden Zeit organisieren können.
Der Satz: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit!“ aus dem Neuen Testament kann uns leiten, wenn wir mit der gegebenen Situation umgehen und sie kreativ gestalten.“, sagt Pastor Dr. Ing. Uwe Brinkmann.


Pastor André Dittmann

Pastor Uwe Brinkmann

 

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