Regionales / Gem. Bad Grund / Windhausen

16.03.2020

Demographie-Beauftragte stellt Einwohnerprognose vor


Franziska Kreuzinger und Regina Meyer stellten die demographische Entwicklung in der Gemeinde Bad Grund vor

Rückgang der Bevölkerung kann auch als Chance zum Zusammenrücken und für neue Konzepte gesehen werden.

von Herma Niemann

Der demografische Wandel wird in zunehmend mehr Regionen Deutschlands spürbar. Immer mehr ländliche Regionen sehen sich mit einer abnehmenden Bevölkerungszahl und einer voranschreitenden Alterung der Bevölkerung konfrontiert.

Dieses Problem ist auch in der Gemeinde Bad Grund schon lange bekannt. Aus diesem Grund hatte der Fachbereichsleiter Familie und Soziales, Stephan Mantel, die Demographie-Beauftragte des Landkreises Göttingen, Regina Meyer, zum Ausschuss für Jugend, Soziales, Kultur und Tourismus eingeladen. Meyer war in Begleitung der Referats-Mitarbeiterin, Franziska Kreuzinger, nach Windhausen gekommen, um die demographische Entwicklung anhand einer Prognose vorzustellen.

„Strukturwandel kann auch als Chance gesehen werden“, so Meyer einleitend „seit Jahrhunderten hatte man immer mal wieder einen Wandel in der Bevölkerung, gerade auch der Harz mit seiner Industrie. Die Frage ist, wie wir das gemeinsam gut gestalten“. Laut der Prognose rechne man mit einer Abnahme der Bevölkerung um 20 Prozent bis zum Jahr 2030 im Landkreis Göttingen.

Steigende Altersarmut, mehr Singlehaushalte und eine älter werdende Bevölkerung (zwischen 30 und 40 Prozent über 80 Jahre) verändern die Struktur mehr als früher. Wobei man hier grundsätzlich das Hauptaugenmerk auf die alternde Bevölkerung und die Altersarmut werfen sollte. Konkret für die Gemeinde Bad Grund legte Meyer die aktuellen Zahlen aus dem Jahr 2018 anhand der Einwohnermeldezahlen vor. Zu dem Zeitpunkt hatte die Gemeinde 8428 Einwohner mit Erstwohnsitz. Die Stadt Göttingen hatte 122.000 Einwohner. Bis zum Jahr 2035 wird der Gemeinde Bad Grund ein Einwohnerrückgang um 23 Prozent vorausgesagt. Dazu gesellen sich ebenfalls die Stadt Osterode und die Samtgemeinde Hattorf, die ebenfalls ein Minus zwischen 20 und 25 Prozent erwarten.

Dass so viele Menschen heute älter werden, sei ein historischer Erfolg, dank Wohlstand und Medizin, so Meyer. Denn im Jahr 2018 waren in der Gemeinde Bad Grund 2646 Menschen zwischen 40 und 60 Jahre alt und 2305 Menschen über 65 Jahre alt. Natürlich sei dies mit einem Anstieg der Pflegequote verbunden.

Weiter verdeutlichte die Demographie-Beauftragte, dass es für die Gemeinde zwei Varianten bei der Prognose gebe. Bei der Variante eins verliere die Gemeinde 13 Prozent der Bevölkerung, das bedeute einen Einwohnerstand von noch 7500 Menschen. Dies könne aber nur erreicht werden, wenn man es schaffe, die Innenentwicklung den Bedingungen anzupassen und die Attraktivität dadurch zu steigern. Dann könne zumindest die Abwanderung gestoppt werden. „Das Leben darf nicht unlebenswert werden“.

Bei der zweiten Variante verliere die Gemeinde 23 Prozent der Einwohner, die dann auf 6612 schrumpfe. „Wir alle haben die Stellschraube in der Hand und sollten den Ehrgeiz haben, in die bessere Prognose zu marschieren. Prognosen sind zwar nur Tendenzen, aber eine komplette Umkehr ist auch unwahrscheinlich“, so Meyer. Man müsse gemeinsam die Siedlungsentwicklung gestalten und weg vom einsamen Denken. „Dieses 'für sich' geht nicht mehr“. Der Anteil der Senioren in der gemeinde Bad Grund in einem Alter von 65 Jahren und älter liege im Jahr 2035 zwischen 40 und 50 Prozent. Das gleiche gelte im Übrigen auch für die Samtgemeinde Hattorf, Bad Sachsa und Walkenried. Deshalb sei es ganz wichtig hin zu einer solidarischen Gesellschaft und zu einer sorgenden Gemeinschaft zu gelangen und enger zusammenzurücken.

Zu diesem Thema passte auch ihr Bericht über die Dorfmoderationen, über die die zukünftige Entwicklung eines Ortes gemeinsam mit den Bürgern gestaltet werden. „Hier geht es um Teilhabe, Kultur und Attraktivität“, so Meyer, die betonte, dass damit Strukturen auf Dauer geschaffen werden können, anstelle von „Projektitis“, wie sie es nannte. Mit der Dorfmoderation sollen die Verweigerer, Miesmacher und der Passivkreis kleiner werden, sodass mehr Menschen mitmachen. Dazu stehen auch Fördertöpfe zur Verfügung. In der Gemeinde Bad Grund gebe es Dorfmoderatoren in Eisdorf und nur unter einem anderen Begriff auch in der Bergstadt, nämlich die ZukunftsBergstadt. In Windhausen gibt es schon seit vielen Jahren den Runden Tisch.

Im Anschluss stellte Meyer noch das Programm Dorfbudget vor. Pro Ortsteil stünden 500 Euro zur Verfügung für Veranstaltungen, die für ein soziales Miteinander sorgen. Das Geld kann formlos über den Ortsrat beantragt werden.

 

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