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31.01.2020

Landschaften sind wichtig für Leib und Seele


Harzvorland: Sicht auf das Sösetal mit den Harzer Höhenzügen im Hintergrund

Forschungsteam unter Leitung der Universitäten Göttingen und Kassel analysiert Gesundheitswert

(pug) Wie wichtig Landschaften für unser körperliches und seelisches Wohl sind, hat ein internationales Forschungsteam unter der Leitung der Universitäten Göttingen und Kassel untersucht. Ruhe, Friedfertigkeit und Entspannung sind demnach die wichtigsten Werte, welche Menschen in Europa mit der Landschaft verbinden. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift People and Nature erschienen.

„Wir können in unserer Forschung feststellen, dass die sie umgebende Natur die Menschen glücklicher und gesünder macht“, sagt der Leiter der Studie, Prof. Dr. Tobias Plieninger, der eine gemeinsame Professur an den Universitäten Göttingen und Kassel innehat. „Insbesondere die Beiträge von Landschaften für die psychische und physische Gesundheit der Bevölkerung finden bislang noch viel zu wenig Beachtung in der Forschung zu Ökosystemdienstleistungen.“ Daher hat Plieninger mit einem internationalen Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in einer großen Studie den Wert ermittelt, den Menschen der sie umgebenden Landschaft beimessen. Die Untersuchung ist Teil des EU-Forschungsprojekts AGFORWARD (www.agforward.eu).

Das Forschungsteam befragte rund 2000 Menschen in zehn europäischen Ländern bezüglich ihrer Einschätzung zu Landschaften. Die Menschen führten 40 verschiedene Kategorien auf, über die sich die Landschaften positiv auf ihr Wohlergehen auswirkten. Ruhe, Friedfertigkeit und Entspannung wurden in allen Gegenden am häufigsten genannt. Landschaften sind in den Augen der Befragten auch besonders wichtig als Begegnungsorte für Familien, Freunde und Gemeinschaften. Auch die Natur und die Ästhetik von Landschaften wurden hoch gewertet.

Allerdings macht die Studie auch Unterschiede zwischen den Ländern im Hinblick auf den Einfluss der Landschaft für das menschliche Wohlbefinden deutlich. „Unsere Arbeit zeigt ganz klar, dass es vordefinierte Ideen von Wohlbefinden gibt, die abhängig vom kulturellen und geografischen Kontext sind“, erläutert Dr. Maria Garcia-Martin von der Universität Göttingen, die ebenfalls an der Studie beteiligt war. Beispielsweise spielt die Erreichbarkeit der Landschaft durch öffentliche Infrastrukturen eine größere Rolle in den peri-urbanen, also stadtnahen, Landschaften in Schweden und der Schweiz, während die Landschaft in den südeuropäischen Untersuchungsgebieten als Ort sozialer Kontakte von hoher Bedeutung ist.

Die Autorinnen und Autoren folgern daraus, dass Landschaften Ausgangspunkt für Planungs- und Managemententscheidungen sein sollten – vor allem, um Landschaften als spezifische Orte mit speziellen Beziehungen zwischen Mensch und Natur zu erhalten. „Die vielfältigen Beziehungen von Mensch und Natur in ländlichen Räumen, ihr Gefüge und ihre Bedeutung für das Wohlbefinden der Menschen sind zentral für eine nachhaltige Landschaftsentwicklung und sollten vor Planungs- und Managemententscheidungen identifiziert und benannt werden“, sagt Dr. Mario Torralba von der Universität Kassel.

Originalveröffentlichung: Nora Fagerholm et al. Perceived contributions of multifunctional landscapes to human wellbeing: Evidence from 13 European sites. People and Nature (2020). https://besjournals.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/pan3.10067


Prof. Dr. Tobias Plieninger

 

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