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17.01.2020

Erst Sanatorium, dann Rathaus und was nun?


Öffentliche Vorstellung der Planungen für das Stadtzentrum Bad Lauterbergs

von Christian Dolle

Ein weiterer Supermarkt im Herzen Bad Lauterbergs? Oder doch eine Wohnanlage? Oder vielleicht ein Vier-Sterne-Hotel? Vor einiger Zeit stellte die Stadtverwaltung fest, dass die Sanierung des Rathauses in der Ritscherstraße die finanziellen Möglichkeiten der Kommune übersteigt. Es musste also eine andere Lösung her, eine, die den Umzug der Verwaltung und den Verkauf des denkmalgeschützten Gebäudes beinhaltet. Drei Investoren meldeten sich, in der öffentlichen Bauausschusssitzung am Montag stellten sie ihre Pläne vor.

Den Anfang machte die Kreiswohnbau, die Geschäftsführer Hans-Peter Knackstedt als diejenigen darstellte, die zwischen Osterode und Göttingen für bezahlbaren Wohnraum sorgen, so dass im Grunde etliche andere neugebaute Wohnanlagen, die alle voll vermietet sind, deutlich zeigen, was auch zwischen Wissmannstraße und Kurhaus entstehen soll. Dennoch ging Architekt Günter Geile bei den Planungen ins Detail und stellte beispielsweise dar, dass statt des Backsteingebäudes und des angrenzenden als Badeanstalt gebauten Gebäudes zwei neue entstehen sollen, während das ehemalige Sanatorium und spätere Rathaus natürlich erhalten und saniert wird, so dass hier auch Wohneinheiten entstehen.

In die Umgebung eingefügt

Der kleine Kurpark, der öffentliche Parkplatz würden nicht angetastet und auch der Ratssaal könnte erhalten bleiben und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die Wohnungen sind natürlich barrierefrei, modern ausgestattet und von viel Grün umgeben, so dass sich alles in die von Stadtvillen geprägte Umgebung einfügt.
Anschließend durften Fragen gestellt werden, so beispielsweise die nach der Einwohnerentwicklung der Stadt und ob es angesichts der demografischen Lage überhaupt angebracht sei, weiteren Wohnraum zu schaffen. Hierzu wurde noch einmal betont, dass die Wohnungen der Kreiswohnbau im Altkreis Osterode und im Speckgürtel von Göttingen alle vermietet werden können, und das nicht nur al ältere Bewohner, sondern in einer gesunden Mischung.

Anschließend wurde Friedrich Schneider von der Firma GSP aus Hameln begrüßt, der einerseits feststellte, dass er als Architekt wie auch seine Firma zum einen Erfahrung mit dem Denkmalschutz haben, zum anderen auch mit größeren Projekten und hier insbesondere im Bereich Pflege, wie beispielsweise das erste Demenzdorf Deutschlands. Für Bad Lauterberg ist jedoch zum einen vorgesehen, das ehemalige Sanatorium zu einem Vier-Sterne-Hotel umzubauen, was dem Ort insgesamt viele Vorteile bringe, zum anderen soll an der Seite zur Sparkasse ein größerer Komplex aus Gewerbe- und Wohneinheiten entstehen, der nach ersten Planungen die Sparkasse selbst mit einschließen kann.

Arbeitsplätze werden geschaffen

Nach Gesprächen mit der Sparkasse Osterode wurde ein erster Entwurf erstellt, der den Abriss des Sparkassengebäudes einschließt und einen Neubau auf mehreren Etagen mit einem Supermarkt, mehreren Gewerbeflächen, beispielsweise für Arztpraxen sowie modernen Wohneinheiten vorsieht. Zwischen dem Rathaus und dem neuen Komplex würden dann 169 Parkplätze entstehen, da diese, so habe man es verstanden, benötigt würden.

Die Fragen prasselten anschließend geradezu auf die Investoren ein, unter anderem nach dem Erhalt des kleinen Kurparks, was aus den vorliegenden vorläufigen Plänen nicht hervor ging. Werden denn dadurch Arbeitsplätze geschaffen? Ja, zwischen zehn und zwanzig im Supermarkt sowie etwas zwanzig weitere in den anderen Einheiten.
Die größte Frage aber blieb, ob denn Bad Lauterberg wirklich einen weiteren Markt brauche und wenn, ob dieser samt Anlieferverkehr etc. denn mitten im Stadtzentrum gut aufgehoben sei. Hierzu hieß es, dass es Informationen anderer Märkte wie beispielsweise Rewe gäbe, die sich in den nächsten Jahren aus der Stadt zurückziehen wollten. Das war der Moment, wo sich Matthias Weitzel zu Wort meldete und dementierte, er werde sich zwar in den kommenden Jahren als Inhaber zurückziehen, doch die Nachfolge sei längst geregelt und Rewe ziehe sich definitiv nicht aus Bad Lauterberg zurück.

Irritation über Vorgaben

Ob wegen der durchaus hitzigen Situation ober aber, weil die Pläne bereits in der Presse vorgestellt wurden, bleibt Spekulation, doch Dirk Wilhelm Rahlfs von der gleichnamigen Immobilienfirma aus Neustadt stellte seine Planungen äußerst knapp vor. Sie sehen ja auch vor allem einen Supermarkt auf dem jetzigen Parkplatz sowie den Erhalt des Rathauses in Form von Wohneinheiten vor. Einzelheiten, so betonte er, seien längst noch nicht endgültig beschlossen, so habe er die Vorgaben seitens der Stadt auch nicht verstanden.

Genau zu diesen Vorgaben gab es dann auch unter den Bürgern einige Irritationen, da die drei Planungen doch recht unterschiedlich seien. Und dürften die Bürger nun eigentlich für einen der Vorschläge wählen oder werden sie irgendwann vor vollendete Tatsachen gestellt? Hierzu wurde zunächst einmal erläutert, dass die Entscheidung natürlich beim Rat liege, bevor Bürgermeister Dr. Thomas Gans noch einmal die Idee dieser Veranstaltung verdeutlichte.

Fakt ist, dass sich die Stadt eine Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes schlicht nicht leisten kann, da das Millionen kostet, die Bad Lauterberg nun mal nicht hat. Es habe keine Ausschreibung, keine Vorgaben und auch keinen Wettbewerb gegeben, vielmehr habe die Firma Edeka Interesse bekundet, auf dem Gelände einen Supermarkt zu bauen. Als die jedoch erfuhr, dass sich dort ein denkmalgeschütztes Gebäude befindet, wollte sie nicht selbst ran, sondern nur mit einem zwischengeschalteten Investor.

Hier habe nun die Firma Rahlfs als erste einen Vorschlag vorgelegt, zwei andere kamen nach, wohlgemerkt nicht auf eine Initiative der Stadt hin, sondern weil alle drei Investoren sich für das Projekt interessieren. „Wir haben drei unterschiedliche Konzepte unter denen wir auswählen können“, machte Dr. Gans deutlich, „ist doch schön für uns, denn dadurch muss unser Rathaus nicht dem Verfall preisgegeben werden.“ Bad Lauterberg sei die einzige Kommune der Region mit einem lebendigen Stadtzentrum, führte er weiter aus, das gelte es zu erhalten. Daher solle nun mit Bedacht überlegt werden, denn was hier bald passiere, präge die Stadt für die nächsten zwanzig bis dreißig Jahre.




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