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04.11.2019

Die Schuld Luthers nicht wiederholen


Pastor Jonathan Stoll in der St. Antoniuskirche.

Gemeinsamer Reformationsgottesdienst für den Oberharz in Bad Grund

...Christian Dolle - KKHL

Gott ist der Anfang von allem. Das gilt für evangelische Christen ebenso wie für katholische, das gilt aber ebenso für die Juden, die als Volk Israel schon zu biblischen Zeiten Gottes auserwähltes Volk waren. Das machte Pastor André Dittmann am Donnerstag 502 Jahre nach der Reformation in der St. Antoniuskirche in Bad Grund beim gemeinsamen Feiertagsgottesdienst für die Region Oberharz im Kirchenkreis Harzer Land deutlich.

Gott habe sich Israel auserwählt, wir Christen kommen eben durch Christus zu Gott. Das wiederum gelte für alle Konfessionen, trotz aller Unterschiede und Trennungen sei der Anfangspunkt, das Fundament eben ein gemeinsames, wir alle sind Kinder Gottes. In diesem Punkt, so Pastor Dittmann, sei Luthers Haltung „entsetzlich“ gewesen, durch seinen Hass auf die Juden „hat er Schuld auf sich genommen“.

Doch er blickte in seiner Predigt nicht nur zurück auf die Zeit der Reformation, sondern auch auf heute und stellte fest, dass eben jener Hass in unserer Gesellschaft immer noch schwelt. Bis heute gebe es viele, die die Auffassung vertreten, die Juden gehörten nicht zu uns, die sie sogar nach wie vor anfeinden und alte, völlig absurde Ressentiments am Leben halten.

Natürlich erinnerte er auch an den aktuellen Anschlag in Halle und stellte fest: „Es macht mir Angst, dass der Antisemitismus nicht auszurotten scheint.“ Gerade als Christen hätten wir daher die Pflicht, eine solche Haltung vehement zu verneinen und Juden als Gottes Volk zu verteidigen.

Trotz dieser eindringlich mahnenden Worte wurde es im Gottesdienst – auch dank vieler Lieder Luthers, die der Clausthaler Posaunenchor unter der Leitung Arno Janssens spielte – sehr feierlich. Eigentlich hätten Pastor Henheik und Pater Paul an ihrer Stelle stehen sollen, erklärte Pastor Jonathan Stoll, beide waren jedoch leider erkrankt.

Daher verpassten sie im Anschluss dann auch die Einladung zum Essen wie bei Luther, zu dem Katharina Luther höchstpersönlich eine Tischrede hielt. Die meisten anderen Gottesdienstbesucher nahmen jedoch gerne daran teil, zumal das Buffet wirklich umfangreich und lecker war und der Abend so sehr gemütlich und mit guten Gesprächen ausklingen konnte.


Pastor André Dittmann predigte über Antisemitismus


Katharina Luther begrüßte zum Essen


 

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