Politik / Wirtschaft / Bildung / Bildung

04.11.2019

Eine Bewerbung sollte persönliche Werbung sein


Jump-Bewerbungstraining an der Kooperativen Gesamtschule Bad Lauterberg

von Christian Dolle

Da die Schule nun einmal kein Selbstzweck ist, sondern aufs Leben vorbereiten soll, lud die KGS Bad Lauterberg Sebastian Saul und sein Team ein, um mit Neuntklässlern ein Bewerbungstraining zu absolvieren. Jump, so nennt sich das Programm, setzt dabei vor allem auf Authentizität und die individuelle Interessenlage der Schüler, denn mit der Schema F-Bewerbung aus dem Lehrbuch ist der Traumjob heute nur noch schwer zu bekommen.

Zunächst einmal beginnt alles ganz harmlos. Die 9H1 bzw. die 9H2 sitzen im Stuhlkreis, sollen sich und ihre Berufswünsche in einer kurzen ersten Runde vorstellen. „Ja, und in meiner Freizeit zocke ich gerne“, erzählt einer, einige andere kichern verhalten. Saul greift das Thema sofort auf, erklärt: „Finde ich gut. Ihr wisst ja, dass Zocken gut für die Hand-Auge-Koordination ist, oder?“

Genau darum gehe es nämlich bei einer Bewerbung, erläutert der Trainer später, um das Herauskitzeln individueller Stärken der Schüler bzw. zunächst einmal um das Erkennen dieser Stärken. Und ebenso der eigenen Interessen, aufgrund derer sich dann mögliche Berufswünsche ableiten lassen. Die Schülerinnen und Schüler jedenfalls packt das, weil sie plötzlich spüren, dass es hier um sie geht, um sie als Person und auch darum, dass sie jeder durchaus eine Menge mitbringen, was für Arbeitgeber interessant sein könnte.

Im Nachbarraum ist die andere Klasse schon einen Schritt weiter. Hier erklären Christian Elvers und Malte Truxius gerade, dass der Begriff „Bewerbung“ das Wort „Werbung“ enthält, also immer eine Werbung für sich selbst sein sollte. Mit ihrer Gruppe arbeiten sie zum einen heraus, wie wichtig es ist, dem potenziellen Arbeitgeber gegenüber auch deutlich zu machen, was man von einem Job erwartet, und geben den Jugendlichen auch Methoden an die Hand, wie sie das für sich herausfinden und in aussagekräftige Anschreiben verpacken können.

Bloß auf den ersten Blick hat das Bewerbungstraining viel von normalem Schulunterricht, denn am Rande kommt es immer wieder auch zu sehr individuellen Fragen und kleinen, persönlichen Tipps, die dem einen oder der anderen sehr konkret weiterhelfen. Die Schule jedenfalls arbeitet schon lange und sehr gerne mit der Up Consulting GmbH zusammen, das Projekt wird von der Sparkasse Osterode und der Arbeitsagentur unterstützt.

Am Ende des Vormittags steht für die Schüler die Erkenntnis, dass es bei der Bewerbung um sie geht, um ihre individuellen Stärken und Wünsche und dass genau diese wichtig sind, wenn ein Job eben nicht nur Job, sondern vielleicht auch ein wenig Beruf und Berufung sein soll.


Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:



 

Anzeige