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03.11.2019

Großartige Arbeit für die Stadt und die Region geleistet


Nach 5.631 Tagen verabschiedete sich Bürgermeister Klaus Becker aus dem Amt.

Klaus Becker wurde nach 15 Jahre als Bürgermeister verabschiedet

von Corina Bialek

„Die meisten dieser 5.631 Tage habe ich sehr genossen, denn sie waren äußerst interessant“, war das Fazit Klaus Beckers zu seiner Amtszeit. „ Ich musste mich in viele neue Thematiken einarbeiten und ich habe sehr viele tolle Leute kennenlernen dürfen. Natürlich gab es auch nervige Zeiten und Vorgänge, an denen ich selbst und die ganze Mannschaft fast verzweifelt wären, aber gemeinsam haben wir die Probleme stets gelöst und so unsere Stadt Osterode am Harz bzw. unsere ganze Region vorangebracht.“

Doch bevor Klaus Becker selbst das Wort ergreifen durfte, waren andere angetreten, um ihn für seine Arbeit der vergangenen 15 Jahre zu würdigen.

Allen voran Ortsbürgermeister Frank Koch, der als Ratsvorsitzender die Gäste begrüßte. Er brachte seine Freude darüber zum Ausdruck, das fasst alle der Einladung gefolgt seien, darunter allein dreißig BürgermeisterInnen, OrtsbürgermeisterInnen und OrtsvorsteherInnen, Vertreter der Wirtschaft Kirche, Feuerwehr und viele viele mehr. Bei der letzten Ratssitzung hätten die Ratsherren und -frauen je ein paar Worte an Klaus Becker gerichtet, darunter viele Worte des Lobes, so Koch. Worauf Becker mit seinem Sinn für Humor meinte, bei Verabschiedungen würde bekanntlich am meisten gelogen. Sein entscheidender Satz, so Koch sei aber gewesen: „Aber ich glaube Euch!“
Und das sei auch etwas was den Osteroder Rat auszeichne, man könne den Worten der Fraktionsmitglieder glauben.

Zu den Schwerpunkten Klaus Beckers Amtszeit, die am 01. Juni. 2014 begann, gehörte:

  • die Modernisierung der Stadtverwaltung
  • die Konsolidierung des städtischen Haushalts
  • die Verbesserung der Kontakte zur heimischen Wirtschaft
  • der Ausbau der interkommunalen Zusammenarbeit mit Bad Grund
  • die Kreisfusion zu der er ohne wenn und aber stand
  • der Neubau des KiGa Schützenpark und die Planung des KiGa Röddenberg
  • die Schließung von Grundschulen und Verwaltungsaußenstellen für die er auch viel Kritik einstecken musste
  • die Altstadtsanierung und Kulturförderung
  • die Sanierung der Schachtruppvilla
  • die Neugestaltung des ALOHA
  • schnelles Internet und der Ausbau der städtischen Infrastruktur
  • die Fortführungen der Städtepartnerschaften und die Versöhnung mit Armentière und Ostróda
  • die Städtefreundschaft mit Kaolak im Senegal

Bei der der Bewältigung all dieser Themen habe der Rat sehr zu schätzen gewusst, dass Klaus Becker nie den Bürgermeister herausgekehrt habe, jeder Zeit ansprechbar war und man mit ihm auf Augenhöhe kommunizieren konnte. Seine unkomplizierte, optimistische Art und die Fähigkeit jederzeit aus dem Stegreif Reden halten zu können, sei etwas was man sich von einem Bürgermeister nur wünschen könne. Mit dem Wunsch: „Behalte uns in guter Erinnerung sowie wir auch gerne an die Zeit mit Dir zurückdenken“, schloss Koch seine Würdigung.

Auf die überregionalen Themen wie das Südniedersachsenprogramm, das Fachwerk-5-Eck, die Motropolregion oder die Sparkassenfusion, an denen Klaus Becker während seiner Amtszeit intensiv gearbeitet und teils auch mit auf den Weg gebracht hat, gingen der Landesbeauftragte Matthias Wunderling-Weilbier und Landrat Bernd Reuter ein.

Eine der wenigen, die zu ihrem großen Bedauern nicht an der Verabschiedung Klaus Beckers teilnehmen konnte, war die Niedersächsische Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten Birgit Honé. Die Grippe hatte sie erwischt , daher ließ sie sich durch Matthias Wunderling-Weilbier vertreten. Er erinnerte daran wie Frau Honé, die damals noch in der Staatskanzlei für Regionale Entwicklung zuständig war, und er Klaus Becker kennenlernten. „Tatsächlich geschah dies durch einen Brandbief“, so Wunderling-Weilbier, in dem Klaus Becker die Maßnahmen erläuterte, die er seit seinem Amtsantritt ergriffen hatte, um zukunftsfeste Strukturen zu schaffen, insbesondere die demografische Entwicklung betreffend. „Er zeigte Schwierigkeiten und erste Erfolge auf und wurden sehr deutlich. Zitat: -Unter der Berücksichtigung der Gesamtsituation muss ich als verantwortlicher Bürgermeister ganz nüchtern feststellen, dass wir allein offenbar keinerlei Möglichkeiten mehr haben dem Abwärtstrend unserer Region etwas nachhaltiges entgegenzusetzten.- und er forderte die Unterstützung des Landes, des Bundes und der EU ein. Außerdem brachte er deutlich zum Ausdruck, das kleine vereinzelte Fördermaßnahmen nicht die notwendigen Wirkungen erreichen würden. Nötig sei eine stärkere Zusammenarbeit, um die Region voranzubringen und neue Formen der Daseinsvorsorge zu entwickeln.

So sei das Ziel des 2015 aus der Taufe gehobenen Südniedersachsenprogramms, die Region wirtschaftlich zu stabilisieren sowie zukunftsfähige und lebenswerte Städte und Dörfer zu erhalten. Klaus Becker sei immer die mahnende Stimme der Mittelzentren gewesen, der sich dafür stark machte, dass auch kleinen Städte von den großen Projekten profitieren.

Nach Beckers Aussage seien das Fundament unserer Demokratie gut funktionierende Dörfer, Städte und Landkreise, dort werde die wesentliche Arbeit gestaltet, überwiegend durch Menschen, die sich im Ehrenamt engagieren. Es brauche aber auch jemanden der Herausforderungen, um Zukunft zu gestalten, annimmt, so Wunderling-Weilbier. „Wenn wir Menschen wie Sie in solchen Verantwortungsebenen haben, dann haben wir ein gutes Rüstzeug, um die demokratischen Grundstrukturen in unserem Lande zu sichern. Sie haben nicht nur für ihre Stadt, den Landkreis und die Region außerordentliches geleistet, sondern sich auch für die demokratischen Grundwerte verdient gemacht. Dafür verdienen sie Dank und Anerkennung. Ihre Stadt haben Sie quasi auf die Deutschlandbühne der Öffentlichkeit befördert, nicht zuletzt mit Ihrem Humor."

„Ein Tag der vielen schwerfällt, mir auch“, betonte Landrat Bernhard Reuter bei seinem Rückblick auf die Amtszeit Klaus Beckers. Er sei geschockt gewesen, als im dieser vor zwei Jahre eröffnete, dass er aufhören wolle. Mit nicht einmal 60 Jahren und das bei so einem tollem Job! - Jeden Tag neue Themen, es gibt keine Routine, immer fröhliche auf Konsens gestimmt Bürgerinnen und Bürger, applaudierende Ratsmitglieder, Kommentatoren in der Presse, die einem jeden Morgen mit Lob überschütten und natürlich eine stehts zufriedene Kommunalaufsicht. - „Sie ahnen der Spott liegt hier an der Oberfläche, denn die Wahrheit sieht ganz anders aus“, so Reuter und so halte er die Entscheidung jetzt auch für richtig. Heute gehe Becker mit einer Bilanz, die brilliant sei. Die letzten 15 Jahre seien keine einfachen gewesen. 2004 habe Becker sein Bürgermeisteramt in einer schwierigen Situation übernommen, habe die finanzielle Krise, in der nicht nur Osterode war, aber gut bewältigt. Man könne den Haushalt gnadenlos ins Abseits führen oder die eigene Kommune kaputtsparen. Fehler die Becker nicht gemacht habe. Er habe es geschafft, dass sich die Stadt trotz Sparmaßnahmen weiter entwickelt hat. Habe die demografische Entwicklung nicht ignoriert und Konsequenzen gezogen, aber maßvoll und mit Selbstbewusstsein, siehe die „beigen Hosen“.

Nach Beckers Amtsantritt vor 15 Jahren sei sofort aufgefallen, dass ein neuer Stil im Rathaus Einzug gehalten habe, so Reuter, lockerer, fröhlicher, erfrischend und kein Kirchturmdenken mehr. Becker habe gezeigt, wie man über den Tellerrand schaut. Weniger Nabelschau, weniger Selbstmitleid sondern mehr Selbstbewusstsein, mal quer denken und innovativ etwas voran bringen. Beckers zupackende, optimistische Art habe auch der Stadt und dem Kreis gut getan. Mit dem Wunsch das Becker zukünftig genug Zeit für Familie und Hobbies habe, schloss Reuter mit einer Anekdote: „Ein Französischer Postminister schied nicht freiwillig aus dem Amt. Nur wenige Tage später wendete er sich schriftlich an seinen ehemaligen Staatssekretär mit folgenden Worten: Sehr verehrter Herr Staatssekretär, ich weiß nicht ob sie sich noch meiner erinnern...“ Klaus, ich bin mir sehr sicher, das wird Dir nicht passieren Osterode und der Landkreis werden sich Deiner noch sehr lange erinnern und das positiv. Vielen Dank für alles was du geleistet hast.“

„Niemals geht man so ganz, denn ein Stück von dir bleibt immer hier...“
Mit der Zeile eines Songtextes begann die Personalrätin der Stadt Osterode, Andrea Schnell ihr kurze Ansprache. Klaus Becker gehe nun in den Ruhestand, aber die von ihm eingeschlagenen Wege hinterlassen ihre Spuren innovativ und richtungsweisend. Jens Augat müsse nun die eingeschlagenen Wege weiterführen gemäß dem Motto - Wege entstehen beim Gehen, nicht beim Stehenbleiben. „Nur wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen profitieren die Beschäftigten, so haben wir das gemacht, Danke dafür.“ Um die Erinnerung an die vergangenen Jahre lebendig zu halten überreichte sie ein Fotobuch, dass auch Impressionen vom Harzer Keilerun, an dem das Team Osterode teilgenommen hatte, enthielt. „Die höchste Form des Glücks sei schließlich ein Leben mit einem gewissen Grad an Verrücktheit“, zitierte Schnell Erasmus von Rotterdam. Für den Ruhestand wünschte sie Becker eine neue Lebendigkeit und dass er von Zeitzwängen befreit, neue kreative Seiten entdecken möge.

Auch der scheidende Bürgermeister ergriff noch einmal das Wort, lies seine Amtszeit Revue passieren und dankte allen, die ihn während der Zeit begleitet und unterstützt haben. Die Rede können Sie hier in Gänze nachlesen.

Er gab auch noch einen Ausblick auf seinen kommenden (Un)Ruhestand. Neben der EDF Foundation habe er auch einen Lehrauftrag am Nds. Studieninstitut angenommen, wo er stundenweise über die AGENDA 2030 und die nachhaltigen Entwicklungsziele für Kommunen dozieren werde. Ausserdem wolle er noch seinem Lieblingshobby, der Seeefahrt intensiver nachgehen. „Über meine Zukunft muss sich also keiner Sorgen machen, vielleicht werde ich meiner Ehefrau Sabine und meinen Kindern künftig mehr auf dem Keks gehen, als ihnen lieb ist, aber da müssen sie durch.“ Da war er wieder, der oft zitierte Humor.

„Es war mir eine Ehre und ein Privileg, der Stadt Osterode am Harz zu dienen.“


Es spielte das Bläserquartet aus dem Ratssitz. v.l. Jörg Hüddersen, Almuth Mackensen, Peter Wendlandt und Dr. Gerhard Lilienkamp vom Posauenchor der Kreuzkirche Osterode

Ein Ständchen des Rats zum Abschied




Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:


























Das Abschiedsgeschenk des Rates








v.l.: Bernd Reuter und Matthias Wunderling-Weilbier


Harald Wegener der Bürgermeister von Hann.-Münden



 

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