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20.04.2024

Ein Herz, das kann man reparieren


Prof. Dr. Ingo Kutschka

In der Universitätsklinik Göttingen wird am Herzpflaster geforscht

von Christian Dolle

Prof. Dr. Ingo Kutschka, Direktor der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie der Universitätsmedizin Göttingen, war beim Gesundheitsforum in Ortheim zu Gast und berichtete dort unter anderem über das sogenannte Herzpflaster, also künstliches Herzgewebe, das Menschen implantiert wird.

Es wird aus Stammzellen gewonnen und sei somit ein „biologisches Kunstherz“. Seit 2021 wird in einer klinischen Studie überprüft, ob das Herzpflaster den Herzmuskel von Patient*innen mit schwerer Herzschwäche dauerhaft durch Wiederaufbau von Herzmuskelgewebe stärken kann. Prof. Dr. Wolfram Hubertus Zimmermann, der wissenschaftliche Leiter der Studie, spricht davon, dass erstmals der Aufbau echter Herzmuskulatur am menschlichen Herzen beobachten lässt. 

Herztransplantation vs. Kunstherz

Der Studie geht eine 25-jährige präklinische Entwicklung voraus, während die erste Herztransplantation vor etwa der doppelten Zeit (1969) erfolgte. Vor 50 Jahren wurden Organe noch häufig abgestoßen, so Prof. Dr. Kutschka, der medizinische Durchbruch gelang hier erst einige Jahre später. Inzwischen aber überleben mehr als 80 Prozent der Menschen mit einem Spenderherz deutlich länger als zehn Jahre, einige sogar über 40 Jahre. Etwa ebenso alt ist die Forschung zu sogenannten Kunstherzen, bzw. der mechanischen Unterstützung des Herzens. Hier sind es etwa 50 Prozent, die zehn Jahre damit überleben, zudem sei ihr Leben deutlich eingeschränkt.

Das Gesundheitsforum befasste sich mit dem Thema Organspende und auch Henning Bolle von der Deutschen Stiftung Organtransplantation sowie Wolfgang Boldt, Facharzt für Allgemeinmedizin, berichteten über die Hintergründe bzw. ließen auch Betroffene zu Wort kommen. 

Zu wenig Organspender

So berichtete Günter Reuter von einem Autounfall, in dessen Zuge er zunächst eine neue Leber, wenig später dann auch noch eine Niere bekam. Die Operationen verliefen gut, zwar müsse er viele Tabletten nehmen, berichtete er, doch es gehe ihm gut und er arbeite sogar wieder. Ohne die Organspende, so sagten Dr. Boldt und er, würde er heute allerdings nicht vor Publikum von dem Unfall und seinen Folgen erzählen können. 

Weiterhin stellte sich Dennis Storre vor, bei dem 1999 bei der Musterung Bluthochdruck festgestellt worden war. Seine Niere arbeite nicht so, wie sie soll, erzählte er, das ging eine Weile gut, seit 2018 ist er jedoch die Dialyse als Blutreinigungsverfahren angewiesen. Es gab Komplikationen, er hatte bereits mehrere Operationen, so steht er momentan auf einer Warteliste und hofft auf ein Spenderorgan. 
Sie alle betonten mehrfach, wie wichtig die Entscheidung zum Organspenden sei, da es noch immer deutlich zu wenige Organe für Patient*innen gebe. Prof. Dr. Kutschka sprach sich auch für ein System wie beispielsweise in Österreich aus, in dem das Widerspruchsrecht gilt, also man i. d. R. Organspender ist, solange nicht widersprochen wird. „Leider war es bei uns politisch nie mehrheitsfähig“, bedauerte er.  

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:


Dr. Wolfgang Boldt interviewt Günter Reuter und Dennis Storre

 

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