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06.07.2023

Pädagogik, an kindlicher Entwicklung orientiert


Eltern wollen eine Freie Waldorfschule gründen

von Christian Dolle

Eine Gruppe Eltern möchte eine Freie Waldorfschule mit Kindergarten aufbauen. Hierzu riefen sie eine Gründungsinitiative ins Leben, suchen im Raum Herzberg - Osterode – Bad Lauterberg nach möglichen Standorten und informieren sich bei regelmäßigen Treffen sehr genau über Waldorfpädagogik.

Diese basiert auf einem an die Entwicklung von Kindern angelehnten Klassenmodell, das in der ersten Klasse mit ästhetischer Bildung beginnt und grundsätzlich ein Vorleben und aktives Erleben über die abstrakte Theorie stellt. „Alles ist schön“ ist ein Motto der ersten Jahrgangsstufen, weshalb auch viel in der Natur und mit Naturprodukten gearbeitet wird. 

Später kommen dann Kunst und Kultur hinzu, also oft mehr ein Ausprobieren als ein Lernen und eine Entwicklung von der Lebens- und Fantasiewelt der Kinder hin zu normativem Wissen. So fängt das Schreibenlernen beispielsweise mit dem Malen von Formen an, geht dann zu Buchstaben und zu Gedichten und Liedern über, erst später kommen das Lesen und die Rechtschreibung hinzu. 

Die Waldorfpädagogik geht auf den nicht unumstrittenen Anthroposophen Rudolf Steiner zurück, dem von einigen Rassismus und Antisemitismus vorgeworfen werden (auch wenn Waldorfschulen von den Nationalsozialisten verboten wurden). Die von ihm begründete Anthroposophie ist eine zum Teil auf Goethe basierende spirituelle und esoterische Weltanschauung, die den Evolutionsgedanken auch auf die geistige Entwicklung anwendet und daraus einige Lehren entwickelt, die dem natürlichen Wesen des Menschen näher sein sollen als herkömmliche Systeme. 

240 Waldorfschulen gibt es heute in Deutschland, eine davon in Göttingen, die auch Partnerschule der Gründungsinitiative ist. Tipps und Hilfestellung bekommen die Eltern also, schwierig ist vor allem, geeignete Gebäude zu finden. „Es ist schwierig, weil es keine kommunalen Gebäude gibt“, sagt Sprecherin Simone Grenz. In Osterode sowie in Bad Lauterberg haben sie derzeit noch Objekte im Blick, ob es damit etwas wird, muss sich zeigen. 

Beim Treffen in Wulften ist auch Ortsbürgermeisterin Elvira Schaper zu Gast, die die Initiative absolut positiv sieht. Mit ihr wird auch über die ehemalige OBS-Außenstelle diskutiert, doch das ist natürlich ein Thema für den Landkreis. Mit der Schulgründung wird es nach jetzigem Stand wohl noch nichts, doch für große Projekte braucht es nun einmal einen langen Atem. Daher wird erst einmal der Kindergarten ins Visier genommen, sobald ein Gebäude dafür zur Verfügung steht, sollen die nächsten Schritte konkretisiert werden.  

 

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